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Delete: Thriller (German Edition)

Delete: Thriller (German Edition)

Titel: Delete: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl Olsberg , Karl-Ludwig von Wendt
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wie alles andere im Film unnatürlich wirkte.
    Jetzt! Sie sprang auf und warf sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen Julius’ Stuhl. Er kippte um, sodass sie auf ihrem Entführer lag. Die Pistole glitt aus seiner Tasche und rutschte unter seinen Körper. Verzweifelt tastete Mina danach.
    »Du Scheißkuh!«, schrie Julius.
    Er versuchte, nach ihr zu schlagen, lag jedoch in einer ungünstigen Position und war durch den Stuhl und ihren Körper in der Bewegung eingeschränkt. Er wand sich verzweifelt unter ihr. Sie bekam die Pistole mit der Linken zu fassen und zog sie hervor, doch im selben Moment bekam er den rechten Arm frei. Ohne zu zögern schlug er gegen die Wunde in ihrem linken Oberarm.
    Sie schrie auf. Bunte Sterne tanzten vor ihren Augen. Für eine Sekunde befürchtete sie, vor Schmerzen ohnmächtig zu werden. Die Pistole fiel ihr aus der Hand und polterte zu Boden. Mina begriff, dass sie keine Chance hatte, Julius zu überwältigen. Sie sprang auf und hechtete zur Tür.
    »Bleib stehen, du Schlampe!«, brüllte Julius.
    Aus dem Augenwinkel sah sie ihn nach der Pistole greifen und erreichte in diesem Moment die Tür. Sie riss sie auf, stürmte hindurch und schlug sie hinter sich zu.
    Der Schlüssel steckte von außen im Schloss!
    Sie hörte, wie er ihr nachrannte. Hastig versuchte sie, den Schlüssel herumzudrehen, doch das Schloss war alt und schwergängig. Er erreichte die Tür und versuchte, die Klinke herunterzudrücken. Trotz der Schmerzen gelang es ihr mit all ihrer Kraft, die Klinke lange genug hochzuhalten. Sie schloss ab.
    »Mach auf!«, schrie er und schlug gegen die Tür.
    Mina wandte sich um und hastete im Dunkeln die Treppe herauf. Sie tastete nach einer Klinke, fand aber stattdessen nur ein großes Metallrad wie bei einer Tresortür. Es ließ sich nicht drehen. Sie fand einen Lichtschalter. Eine nackte Glühbirne erhellte die kahle Treppe.
    Ihr Herz sank. Unterhalb des Rades waren acht Einstellräder mit Ziffern von 0 bis 9 angebracht. Sie schienen ziemlich alt zu sein. Ein mechanisches Zahlenschloss! Wie das an ihrem Fahrrad, nur wesentlich größer und viel schwerer zu knacken. Probehalber drehte sie an einem der Räder, das sich erstaunlich leicht verstellen ließ. Sie versuchte, das große Öffnungsrad zu drehen, doch natürlich ließ es sich nicht bewegen.
    »Du kommst hier nicht raus!«, brüllte Julius durch die verschlossene Tür. »Selbst, wenn du mich erschießt! Nur ich kenne die Kombination!«
    Er hatte recht. Acht Ziffern, das bedeutete zehn Millionen Möglichkeiten. Sie wäre längst verdurstet, bevor sie auch nur einen Bruchteil davon ausprobiert hatte.
    Sie sank auf die oberste Treppenstufe nieder und brach in Tränen aus.

31.
    »Ihr Mitarbeiter ist bereits hier«, wurde Eisenberg von einer Empfangsdame begrüßt.
    »Schon oder immer noch?«
    Er traute Wissmann durchaus zu, die Nacht durchgearbeitet zu haben. Sie lächelte.
    »Als ich heute um sieben Uhr kam, stand er vor der Tür und wartete.«
    »Gut. Darf ich zu ihm? Ich glaube, ich finde den Weg allein.«
    »Selbstverständlich.«
    Eisenberg durchschritt das alte Metalltor, das das vorgesetzte, moderne Empfangsgebäude aus Glas von der ursprünglichen, weitgehend originalbelassenen Fabrikhalle abteilte. Hatte bei seinem ersten Besuch noch angespannte, emsige Stille geherrscht, empfing ihn nun eine Stimmung wie auf einem Volksfest. Überall standen Mitarbeiter mit Kaffeebechern und plauderten. Um den Arbeitsplatz von Frau Hochhut hatte sich eine dicke Menschentraube gebildet. Niemand schien zu arbeiten. Die Soziologin stand etwas hilflos in der Nähe. Als sie Eisenberg erblickte, lief sie ihm entgegen.
    »Guten Morgen, Herr Kommissar! Ihr Mitarbeiter ist bereits da.«
    »Das sehe ich.«
    »Wirklich phänomenal!«, sagte sie mit leuchtenden Augen. »Er hat in seiner Arbeitsgeschwindigkeit nicht eine Sekunde nachgelassen. Er nimmt in regelmäßigen Abständen einen Schluck Wasser – alle drei Minuten, man kann die Uhr danach stellen – und tippt ansonsten in gleichmäßiger Geschwindigkeit. Er macht nie eine Pause, um etwas zu überlegen oder nachzudenken, sondern schreibt einfach Programmzeile nach Programmzeile! Wie eine – entschuldigen Sie den Ausdruck – Maschine! Niemand hier im Raum hat so etwas je gesehen.«
    Eisenberg fragte sich, wie Wissmann sich bei all dem Trubel konzentrieren konnte.
    Die Antwort erhielt er, als er sich durch das Gedränge um den Arbeitsplatz schob. Wissmann hatte dicke Kopfhörer aufgesetzt. Wie

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