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Delhi Love Story

Delhi Love Story

Titel: Delhi Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Kaushal
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ist passiert?«
    »Ich weiß nicht genau. Ich glaube, es hat mit dem süßen Mädchen aus Pranays Klasse zu tun, mit dem Richa Bobs erwischt hat – Vrinda irgendwas –«
    »Keds, wieso seid ihr Jungs solche Arschlöcher?«
    »Nicht alle Jungs!«
    »Nenne mir einen, der keines ist!«
    »Wie wäre es mit mir ?«
    Aus irgendeinem Grund finde ich die Vorstellung, dass Keds Nikki die Treue hält, noch deprimierender.

    »Na ja, viel Glück für Bobs«, sage ich. »Wie geht es Richa?«
    »Was glaubst du denn?«
    Ich muss lächeln. Es gibt belastbare Materialien und es gibt Richa.
    »Ich habe dir etwas mitgebracht«, sagt Keds. Er fischt einen Stapel Blätter aus seinem Rucksack und hält sie mir hin. »Das ist der Unterrichtsstoff, den du verpasst hast. Ich habe alles kopiert.«
    Ich blinzele ungläubig.
    »Ich weiß, ich weiß«, sagt er. »Gern geschehen. Und bitte flipp nicht aus wegen der Schokolade. Ich dachte wirklich, dass du krank wärst.«
    Ich nehme den Riegel, den er mir hinstreckt, und kann mir ein Grinsen nicht verkneifen. »Pass auf, dass Nikki nicht eifersüchtig wird«, säusele ich.
    »Sicher doch«, sagt er und schnipst mir eine Haarsträhne aus dem Gesicht.

Siebzehn
    Die Ameisen krabbeln hintereinander über die Picknickdecke. Sie sind klein, aufgeregt und bilden eine glänzende, zimtfarbene Ameisenstraße auf der rot-weißen Decke. Wir sitzen im Schatten eines Baumes, zwischen dessen Wurzeln immer neue Ameisen hervorkriechen. Sie riechen das Essen und holen Verstärkung. Ich frage mich, warum sie so lange gebraucht haben.
    Als der Anführer der Ameisentruppe Nikkis lange
Beine erreicht, überlege ich, sie zu alarmieren. Aber sie wirkt so friedlich, wie sie lang gestreckt auf der Decke liegt und ihre coole Musik hört.
    »Lodhi Gardens!«, hatte sie ungläubig gerufen, als Keds ihr heute Morgen verkündet hatte, dass es für den Nachmittag eine kleine Planänderung gab. »Niemand fährt nach Lodhi Gardens!«
    »Somes möchte aber gern.«
    »Als wäre Pizza Hut nicht schon schlimm genug!«
    »Er hat heute Geburtstag, Nik«, hatte Keds neckend gesagt. Sie lehnte ihren Kopf an seine Schulter, bemühte sich um Geduld und versprach, mitzukommen.
    Natürlich war alles nicht ganz einfach. Die Sonne war »so heiß«, der Park »so überfüllt«, die Vögel »so laut« und der Kuchen »so süß«. Es gab Fliegen, Laub, spitze Kieselsteine, es roch »so schlecht« und die öffentlichen Toiletten waren »unbeschreiblich«. Doch Nikki hielt durch.
    Die arme Nikki. Da muss sie schon mit all den Durchschnittsmenschen hier im Park herumhängen. Und wie viel Mühe sie sich auch geben mag, wir verstehen sie einfach nicht! Wir machen blöde Witze, bewerfen uns gegenseitig mit Brotstückchen, verschütten unsere Getränke und bemerken nicht einmal, wenn Nikki wieder von der Sonne geblendet wird und man die Picknickdecke verschieben muss. Sie hat elegante, bedruckte Servietten, passende Papierteller und Plastikbesteck mitgebracht – und wir essen trotzdem mit den Fingern. Sie hat Somes ein CD-Set geschenkt – den Billboard Top Twenty Club und die Top Twenty Lounge Numbers – und
er lässt immer noch Police auf seinem tragbaren Kassettenspieler laufen. Sie wurde durch die kompletten Lodhi Gardens geschleppt – von Bara Gumbaz über die Japanischen Gärten zu den 500 Jahre alten Gräbern, wo sie in der brüllenden Hitze für Gruppenfotos posieren musste und Somes hinter ihrem Kopf mit den Fingern Hasenohren formte – und Keds zuliebe hat sie all dies durchgestanden. Für den tollen, wunderbaren Keds. Jetzt legt sie den Kopf liebevoll auf Keds’ Knie, genau in dem Moment, in dem er aufstehen will.
    »Au!«
    »Ich hab dich nicht gesehen, Nik.«
    »Ich wollte meinen Kopf in deinen Schoß legen!«
    »Aber ich möchte jetzt gern noch ein Brötchen. Du auch?«
    »Nein.«
    Ihr Mund verzieht sich zu einem Schmollen; sie streckt sich wieder auf der Decke aus. Die arme Nikki, denke ich. Wenn jemand einen Moment Erholung braucht, dann sie.
    »Nikki«, sage ich und ziehe ihr einen iPod-Ohrhöhrer heraus. »Ich will dich nicht stören, aber du hast Besuch. « Ich zeige auf ihre Beine.
    »Aaaaaaaahhh!«
    Genau darauf hatte ich gehofft.
    »Keds! Verscheuch sofort diese Viecher! Die sind ja widerlich! Ich habe gleich gesagt, dass hier kein guter Platz ist.«
    »Entspann dich, Nikki, das sind doch bloß Ameisen.« Entsetzt sieht sie zu, wie er ein paar Ameisen an ihrem
Bein platt drückt und den Rest wegwischt. Sie springt auf und

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