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Delhi Love Story

Delhi Love Story

Titel: Delhi Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Kaushal
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würde ich nie wagen.«

    »Weißt du, du solltest Keds einfach mal kennenlernen. Ich glaube, ihr zwei würdet euch gut verstehen.«
    »Kann sein. Und wer ist jetzt der Vollidiot?«
    »Vergiss es. Bloß so ein Typ.«
    »So ein Typ?«
    »Also, er heißt Kunal. Er war letzte Woche an unserer Schule. Du hättest ihn sehen sollen, Rani. Er war …« –ich erinnere mich an Richas Worte – »er war SUPERSEXY. «
    »Und?«
    »Nichts. Er hat sich nur über mich lustig gemacht. Oder er hat mich angemacht, ich weiß es nicht genau.«
    »Er hat dich angemacht?«
    »Na ja …«
    Sie reißt die Augen auf. »Du meinst, er hat dich belästigt? «
    »Belästigt??? Nein!!! Er hat nur … also, erst hat er nur hochgestochenes Zeug erzählt und dann hat er sich über mich lustig gemacht. Und er hat Sachen gesagt – ich saß in dieser Cafeteria an der Uni und hätte mich fast an dem komischen Gebäck verschluckt.«
    Sie runzelt verständnislos die Stirn. »Uni? Aber du hast doch gesagt, er ginge zur Schule.«
    »Ich sagte, er ist zur Schule gekommen , Rani. Er hat dort einen Theaterworkshop geleitet. Aber er studiert an der Uni. Ich war heute da.«
    »Heute?«
    »Ja, heute früh. Ich habe die Schule geschwänzt.«
    Sie sieht mich mit großen Augen an. »Ani, das tut man nicht!«

    »Ich weiß, aber ich musste ihn einfach wiedersehen.«
    »Was ist dann passiert?«
    »Ach, es war … wunderschön … zumindest am Anfang. Oh Rani, einen Moment lang dachte ich, er würde mich gleich küssen.«
    »Oh nein! Ani, du musst wirklich vorsichtiger sein!«
    »Vorsichtiger?«
    »Du hast doch gesagt, er sei ein Idiot.«
    »Ja, aber –«
    »Außerdem ist er an der Uni .«
    »Was hat das damit zu tun?«
    »Studenten sind doch viel älter als wir. Du musst wirklich aufpassen.«
    Ich habe keine Ahnung, was Rani meint. Wir sind bei diesem Thema anscheinend völlig verschiedener Meinung.
    »Aber eigentlich ist es ja egal«, sagt sie und will mich damit offensichtlich beruhigen. »Du wirst ihn ja wahrscheinlich nie wieder sehen.«
    Mit Mühe verkneife ich mir eine Antwort. Rani meint es gut, aber sie kann ganz schön prüde sein. Sie kann gut Hindi, Physik, Kochen und Bügeln, aber mit Leidenschaften aller Art kennt sie sich nicht aus.
    Ich denke an Kunals magische Stimme, an seine Präsenz, und habe wieder Tränen in den Augen. Im Theaterworkshop hatte ich Kunal wie einen Lichtstrahl aus einer anderen Welt erlebt, in dessen Schein alles glänzte. Heute früh musste ich eine andere Seite von ihm entdecken.
    Vielleicht hat Rani recht und es ist am besten, wenn
ich ihn nie wieder sehe. Vielleicht zerfällt alles, was man zu lange anblickt, irgendwann zu Staub.
    Ma ist schon daheim und kichert in den Telefonhörer, als ich nach Hause komme. Sie strahlt; die Füße hat sie lässig auf den Wohnzimmertisch gelegt. Als ich hineinkomme, sieht sie zu mir hoch. »Wirklich?«, fragt sie in den Hörer. »Das ist zum Schreien!«
    Ihre Zehennägel sind in frischem Rot lackiert; auf dem Tisch steht noch das geöffnete Fläschchen mit Nagellack. Ich lächle sie an und schraube das Fläschchen zu. »Was hat Onkel Sunny diesmal angestellt?«, will ich wissen.
    »Einen Augenblick, JD.« Ma hält den Hörer zu. »Was hast du gesagt, Ann?«
    »Oh. Äh … nichts.«
    Ich gehe in mein Zimmer, fühle mich irgendwie unwohl und desorientiert. Sie telefoniert also mit JD. J. D. Khandelwal von gegenüber? Sollte der nicht diese Woche in Tokio sein? Führt sie mit ihm etwa ein Ferngespräch ?
    Ich schaue auf die Uhr. Halb acht. In Tokio muss es schon weit nach Mitternacht sein. Wieso spricht JD mitten in der Nacht mit Ma? Und worüber reden sie? Ich kann mir nicht vorstellen, dass er Ma mit seinen Geschichten zum Lachen bringen kann. Ich kann mir eigentlich überhaupt nicht vorstellen, dass er sich mitten in der Nacht mit Ma unterhält. Dass in seinem Hotelzimmer im Schlafanzug auf dem Bett liegt und in das Telefon lächelt. Ein beunruhigender Gedanke.

    Ich ziehe die Schuhe aus, setze mich aufs Bett und versuche, Ma nicht zu belauschen. Wie seltsam. Als ich merkte, dass sie mit ihm spricht, hatte ich für einen Moment sogar das Bedürfnis, den Blick abzuwenden. Als hätte ich sie beim Umziehen erwischt; als hätte ich einen Teil von ihr gesehen, der nicht für meine Augen bestimmt war.
    Ich versuche, dieses Gefühl abzuschütteln. Anscheinend ist mir nicht aufgefallen, dass sie sich mit JD angefreundet hat. Ich erinnere mich, dass er ein paar Mal kurz vorbeikam, und an einige

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