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Delhi Love Story

Delhi Love Story

Titel: Delhi Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Kaushal
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vergraben, verbrennen oder auf andere Weise zerstören kann. Das Blatt hintergeht mich, indem es laut raschelt.
    »Ann, was hast du da hinter deinem Rücken?«
    »Nichts …«
    Sie nimmt es mir dennoch aus der Hand. Ich versuche, meine Tränen wegzublinzeln, die unfairerweise aufsteigen. Ich tue so, als hätte ich etwas im Auge. »Ich bin gleich wieder da, Ma.«
    Als ich zurückkomme, lächelt sie breit. »Gut gemacht, mein Schatz.«
    Ich erwidere ihre Umarmung und gebe mir Mühe, dabei enthusiastisch auszusehen.
    »Das sollten wir feiern!«
    »Ach komm, Ma. Das ist keine große Sache.«
    »Doch! Das ist deine erste Prüfung hier und du warst gleich so gut! Und Rani hat eine 100 geschafft! Wir müssen feiern!«
    »Wieso gehst du nicht mit Rani shoppen?«
    »Ach«, winkt Ma ab. »Wir sollten eine Party feiern!«
    »Nein, Ma!«
    »Es wird wundervoll!«
    »Es wird schrecklich.«
    »Wir haben seit Ewigkeiten keine Party mehr gefeiert.«
    »Ja, Ma, und das ist gut so.«
    Sie lächelt und streicht mir liebevoll durchs Haar. »Du spinnst ja. Ich werde die Kollegen und Nachbarn einladen und Tara hat ein paar Freunde … Rani, was hältst du von einer Chaat -Party? Oder doch lieber zum Abendessen? Oder wir kombinieren einfach beides?
    Resigniert sehe ich zu, wie sie ihr Notizbuch herausholt. Rani macht bereits Rezeptvorschläge. Das hat mir noch gefehlt! Oktoberfest bei den Rais.

Neunundzwanzig
    Keds hat ein Geschenk für Rani. Um die 100 Prozent zu feiern. Ein Geschenk! Verpackt, mit Schleife und allem Drum und Dran.
    Sie wird rot, als er es ihr überreicht. Stotternd bedankt sie sich und sagt, sie könne es nicht annehmen. Sie hält es vorsichtig, wie ein Neugeborenes, und streicht immer wieder mit den Fingern darüber.
    »Wo ist mein Geschenk?«, frage ich.
    »Wo sind deine 100 Prozent?«
    Er macht nur Spaß, aber ich habe trotzdem Mühe zu lächeln. »Also, was ist drin?«, frage ich. »Eine Tiara? Ein Stück vom Mond? Alle Sterne am Himmel?«
    »Ein Stück vom Mond?«, fragt Rani stirnrunzelnd.

    »Du musst Ani einfach ignorieren«, rät Keds. »Sie ist nur eifersüchtig. Willst du es nicht aufmachen?«
    Sie zieht den Tesafilm vorsichtig ab, ohne das Papier zu zerreißen. Keds hat es mit sehr viel Tesafilm umwickelt. Endlich kommt es zum Vorschein. Es ist ein schön gebundenes Buch über Analysis. Fasziniert starrt sie es an.
    »Wenn ich es recht bedenke«, sage ich Keds, »dann bin ich froh, dass ich nicht 100 Prozent hatte.«
    Rani ist natürlich begeistert. Genau so etwas hat sie sich immer gewünscht: Ein paar Hundert Seiten Rechnungen zum Haareraufen. Sie streichelt das Cover, als wäre es ein signiertes Beatles-Album oder die gesammelten Star Wars -Filme in 3D. »Danke«, haucht sie, als hielte sie Keds für einen Rockstar. Oder einen Engel. Oder etwas dazwischen.
    »Ann, könntest du nach den Vorspeisenhäppchen sehen?«
    Ich höre Ma trotz des Geräuschpegels im Flur. Seit die ersten Gäste gekommen sind, ist es immer lauter geworden – inzwischen erscheint mir der Pegel gesundheitsgefährdend. Wären die Nachbarn nicht alle hier, hätten sie bestimmt schon die Polizei gerufen. Ich bin überrascht, dass alle gekommen sind, sogar die distanziertesten Bewohner der Anlage. Anscheinend haben Mas endlose Anrufe, E-Mails und Erinnerungen etwas genützt.
    »Schatz?«, ruft Ma wieder.
    »Ich komme, ich komme.«
    »Ich mache das schon, Tante Isha.«
    Rani läuft an mir vorbei zur Küche. Anscheinend gehört
es nicht nur zu ihren Aufgaben, 100 Prozent zu erzielen, sondern auch, sich für Ma um die Vorspeisen zu kümmern.
    Keds folgt mir in die Küche. Sein Blick bleibt an den Tabletts mit Tandoori Paneer hängen; er bietet Rani Hilfe mit dem Salat an. Lächelnd schüttelt sie den Kopf und bittet ihn stattdessen, ihr die Tabletts vom oberen Regal zu reichen. Weil er doch so groß und schneidig ist, und überhaupt.
    Ich ducke mich unter Keds’ Arm durch und greife nach der Riesentüte Samosas , die Onkel Sunny mitgebracht hat. Genau in diesem Moment reißt die Tüte; die Samosas fallen heraus. Rani ist wie immer zur Stelle und rettet alle, die fast von der Arbeitsplatte auf den Boden gerollt wären.
    »Gut reagiert«, sagt Keds.
    Ich arrangiere die dreieckigen Samosas in einem Sechseck auf dem Tablett, setze sie vorsichtig und ohne zu krümeln auf die gelbe Unterlage. Das Ergebnis gefällt mir. Ein Sechseck aus Dreiecken auf einem Viereck. Ich kann auch kreativ sein! »Wie findest du es?«, frage ich Keds.
    Rani berührt

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