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Delhi Love Story

Delhi Love Story

Titel: Delhi Love Story Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Swati Kaushal
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zusammen, als sie den Kopf zurückwirft und über eine seiner geistreichen Äußerungen lacht. Ich verstehe nicht, wieso sie jeden mag und alles lustig findet.

    Aus dem Augenwinkel nehme ich eine Bewegung draußen im Flur wahr. Angesichts des leeren Flurs frage ich mich, ob ich Halluzinationen habe. Dann sehe ich wieder Schatten, einen Koffer, strubbelige Haare. Ich gehe zur Tür.
    »Tante Rupa?«
    Sie erschreckt, stößt gegen ihren Koffer, murmelt, sie sei gerade erst zurück gekommen. Sie sieht die Gäste im Wohnzimmer, es ist ihr unangenehm, sie drückt sich in den Türrahmen. Ich schließe die Tür zum Flur hinter mir.
    »Wie war es in Goa?«
    »Es war gut … ganz gut. Es kommt mir vor, als sei ich sehr lange weg gewesen.«
    Ja , denke ich. Es fühlt sich an wie eine Ewigkeit, obwohl du kaum zwei Wochen weg warst. Obwohl Rani erst vor zwei Wochen eingezogen ist. Sie bemerkt das Band über der Tür, auf das Ma HERZLICHEN GLÜCKWUNSCH geschrieben hat, und sieht mich fragend an.
    »Rani hat 100 Prozent in ihrem Mathetest erreicht«, erkläre ich. »Das feiern wir heute.«
    Sie scheint sich zu freuen. »Das ist wunderbar!«
    »Möchtest du mitfeiern?«
    »Ach nein, ich bin gerade –«. Sie wird rot. »Ich meine, ich bin gerade erst zurückgekommen, und ich muss noch –«
    »Rupa!« Ma kommt in den Flur. »Du bist zurück! Wie schön! Rani, schau mal, wer hier ist.«
    »Rupa- Didi! «
    Als Rani in den Flur tritt, lese ich in Rupas Blick erst
Zögern, dann Erstaunen. Sie hat Tränen in den Augen und ruft mit belegter Stimme: »Rani!«
    »Komm doch herein, Rupa«, drängt Ma. »Trinke ein Glas Champagner mit uns. Wir feiern schließlich.«
    Rupa schüttelt den Kopf. »Danke, Isha, ein andermal. Ich – Ich sollte jetzt gehen.«
    »Bitte sei nicht böse auf mich«, sagt Rani mit zitternder Stimme. »Es tut mir so leid. Ich wollte nicht –«
    »Ich weiß.«
    Ma umarmt beide. »Ich bin sicher, ihr habt einiges zu besprechen. Rupa, ich weiß, dass du gerade zurückgekommen bist, du willst bestimmt erst einmal auspacken. Komm doch morgen früh vorbei. Wann immer es dir passt.«
    »Ja, Isha, also das –«
    »Mach dir keine Sorgen, wir reden morgen darüber. Stimmt’s, Rani?«
    Sie nickt.
    »Und jetzt sollten wir zurück zu unseren Gästen gehen. Ann, könntest du –«
    »Noch mehr Samosas aufwärmen? Natürlich«, sage ich.
    Gegen Mitternacht wird klar, dass Ma keine einfache Party veranstaltet, sondern eine richtige Versammlung. Die Gäste bleiben, ob es mir gefällt oder nicht. Sie sind bis in die Küche und ins Schlafzimmer vorgedrungen, sitzen auf Stühlen, Tischen und Arbeitsflächen, lehnen in Türrahmen, an Schränken und Fenstern, kein Ort ist vor ihnen sicher. Um nicht den Erstickungstod zu sterben, gehe ich auf die Terrasse. Im Korbstuhl bewegt
sich jemand. Rupa? So spät noch? Ich frage mich, wie lange sie wohl schon hier draußen sitzt und durch das Gitter der Balustrade nach unten starrt. Ich schalte die schwache Terrassenbeleuchtung ein. »Ganz allein hier, Tante?«
    Sie schreckt auf. Anscheinend war sie tief in Gedanken versunken. »Ani! Es tut mir leid, ich habe nachgedacht …« Sie seufzt, steht auf. »Ich sollte besser gehen.«
    »Wieso? Es ist doch nett hier draußen.« Ich hole mir einen Stuhl und setze mich neben sie. Nach dem Lärm und der Unruhe in der Wohnung finde ich es entspannend, einfach nur auf die Wipfel der Flammenbäume hinunterzublicken.
    »Bestimmt vermisst du die Meeresgeräusche«, vermute ich. »Ich habe gehört, Goa soll sehr schön sein.«
    »Ja, aber mein Zuhause ist hier.«
    Ihre Stimme klingt schwer und resigniert. Es ist nicht einfach, Rupa zu sein. Sie starrt wieder vor sich hin. Ich frage sie, ob sie etwas trinken möchte.
    »Nein danke.«
    »Wie wäre es mit ein bisschen Eis?«
    »Eis?« Sie sieht aus, als hätte sie schon sehr lange nicht mehr an Eis oder Eisessen gedacht.
    »Wir haben ganz viel. Ich bin gleich zurück.«
    In der Küche fülle ich eine große Müslischüssel mit Bananenscheiben, drei Kugeln Vanilleeis, Mandelflocken, Schokoladensauce und Schlagsahne. Obenauf setze ich drei Kirschen. Rani bestimmt vielleicht über die Currys, denke ich mit grimmigem Lächeln, aber was das Eis angeht … Ich stecke eine Schokoladenwaffel und
einen Teelöffel hinein. Dann manövriere ich die Schale auf einem Tablett durch die Menge nach draußen.
    Aber Rupa ist nicht mehr alleine. Ma sitzt dort, wo ich eben noch gesessen hatte, erzählt etwas und vollführt dabei große

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