Delhi Love Story
ein Samosa mit der Fingerspitze. »Die sind kalt, Ani. Wir sollten sie aufwärmen.«
Sie nimmt mein Kunstwerk, schüttet die Samosas auf ein Backblech und schiebt es in den Ofen. Sie werden heiß und färben sich rötlich. Ich weiß , flüstere ich ihnen zu. Ich hasse sie auch .
Keds hat inzwischen von den Tandoori Paneer probiert. »Hmm«, macht er begeistert. »Wo habt ihr die bestellt?«
»Ich habe sie gemacht«, sagt Rani.
» Du hast sie gemacht? Du hast sie g e macht ? Hast du das gehört, Ani?«
»Krieg dich wieder ein«, sage ich.
Er will sich noch ein Stückchen nehmen; Rani klopft ihm auf die Finger. »Du musst warten, bis wir servieren«, weist sie ihn lächelnd zurecht. Sie freut sich so sehr, dass Keds ihr Essen mag. Er ist ja so cool.
»Entschuldige, Ani.«
Sie schiebt sich mit einem Tablett voll schön angerichtetem, dampfendem Alu Chaat an mir vorbei. Leichtfüßig verschwindet sie Richtung Wohnzimmer. Hinter mir nähert sich Keds wieder den Tandoori Paneer .
»Wenn du unbedingt hier herumstehen musst, dann mach dich wenigstens nützlich und serviere das Eis«, sage ich.
»Ist ja gut, Chef.« Er öffnet die Gefriertruhe und tritt einen Schritt zurück. »Hier sind ungefähr 20 Packungen Eiskrem.«
»Wirklich? Ma verliert langsam den Überblick. Hätte ich sie nicht abgehalten, wären dort 50 Packungen drin.«
Er schließt die Augen. »Gott segne Tante Isha.«
Ich muss lächeln. »Amen.«
»Möchtest du ein Erdbeereis, Ani?«
»Noch nicht. Ich muss mich noch um die Samosas kümmern.«
»Um die muss man sich wahrscheinlich gut kümmern.«
»Ich bin erstaunt, dass Rani mich mit ihnen allein lässt.«
»Macht sie doch gar nicht«, grinst er. »Sie hat mich hiergelassen, damit ich auf dich aufpasse.«
Ich deute einen Tritt in seine Richtung an, er weicht aus und nimmt ein paar Packungen Eis aus der Gefriertruhe. »Welche Sorte mag Rani am liebsten?«
»Ich weiß nicht, wahrscheinlich die süßeste.«
»Hey, ganz ruhig – oh, hallo, Rani.« Er dreht sich zu ihr um. »Ich habe Ani gerade gefragt, welches deine liebste Eissorte ist.«
Sie lächelt süß. »Ach, egal.«
»Diese Geschmacksrichtung haben wir leider nicht«, sagt Keds. »Wie wäre es mit Himbeere? Du wirkst auf mich wie ein Himbeermädchen.«
Sie lächelt wieder, streicht sich eine Haarsträhne hinters Ohr. »Okay, dann probiere ich das.«
»Pass auf, dass du davon keine dunkelrote Zunge bekommst«, warne ich sie.
Im Wohnzimmer übe ich mich in Selbstkritik: Gut, sie ist eine hervorragende Schülerin, eine exzellente Köchin, der Inbegriff des Positiven, jedermanns Liebling und extrem verklemmt. Darüber sollte ich mich nicht ärgern, wirklich nicht.
Angeekelt beobachte ich, wie die Gäste mit voll beladenen Tellern und bis an den Rand gefüllten Gläsern in den Flur drängen. All diese großartigen Menschen sind zu uns gekommen, um ihre Freude über Rani, das Genie, auszudrücken. Ach ja, und Ani hat ihre Sache auch nicht schlecht gemacht. Heuchler, allesamt. Die Bhojwanis sind eindeutig wegen des kostenlosen Essens gekommen.
Sie haben sich noch keine zwei Schritte vom Buffet entfernt. Die Mathurs und die Sivakumars stehen beim Fenster, starren hin und wieder auf Mas Lackstilettos und sprechen mit Sicherheit schlecht über sie, noch während sie ihre Gastfreundschaft genießen. Und der General a. D. Singh, der lebhaft mit Onkel Sunny diskutiert und dabei mit einer Plastikgabel herumfuchtelt, ist so unglücklich in Ma verliebt, dass er auch einen Handstand machen würde, wenn sie es verlangte. Erstaunlich, was kostenloses Essen, Alkohol und Mas strahlendes Lächeln bewirken können.
Aber nichts und niemand stört mich so sehr wie der unvergleichliche JD in seinem makellosen Burberry-Jackett. Er ist gerade aus London zurückgekommen und versucht nun krampfhaft, die verlorene Zeit wettzumachen. Heute Abend spielt er den selbsternannten Gastgeber. Er hat fünf Dutzend Weingläser mitgebracht, die er mit Wein aus seiner eigenen Sammlung füllt. Außerdem hat er eine Playlist zusammengestellt und seine schicke Hi-Fi-Anlage von Bose mitgebracht. Er hatte sogar den Nerv, für Mas Auto einen Reparaturtermin am Sonntagnachmittag zu buchen und für den gleichen Abend einen Tisch für uns alle im Bukhara zu reservieren. Als könnte er unser Leben organisieren. Als ließen wir alles stehen und liegen, nur weil Herr Steinreich uns zum Essen einlädt. Ich werde auf keinen Fall hingehen.
Neben ihm steht Tante Tara. Ich zucke
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