Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin

Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin

Titel: Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
Vom Netzwerk:
Freund nicht sehen, nur das Schimmern seiner nassen Augen und das Blitzen seiner weißen Zähne, aber sie fühlte ihn, fühlte seinen warmen, kräftigen, kleinen, lebendigen Körper, umschlang ihn mit beiden Armen und presste ihn ganz fest an sich.
    „Professor! Mein lieber, kleiner Professor! Mein kluger Hund! Wie gut, dass du da bist! Ich werde dich nie mehr verlassen, nie mehr! Nichts soll uns mehr voneinander trennen! Du wirst mich beschützen!“
    Eng aneinander gekuschelt schliefen Delia und ihr Professor ein. Alle Ängste waren vergangen. Delia wusste, dass sich auch die größte Ratte nicht an sie heranwagen würde, solange ihr tapferer, kluger Mops bei ihr war.

Delia und ihr Mops erwachten von einem kräftigen Bums. Delia hielt vor Schreck den Atem an, der Mops aber tat das, was Hunde in solchen Fällen zu tun pflegen: Er bellte laut und zornig.
    „Still, Professor! Still!“ flüsterte Delia erschrocken.
    Zum Glück gehorchte ihr kleiner Freund. Er knurrte noch einmal böse, dann war er ruhig.
    Es war nicht mehr stockdunkel im Schiffsbauch. Eine Öllampe leuchtete. Zwei Matrosen waren heruntergekommen, um Proviant und Wasser nach oben zu holen.
    „Hier ist ein Hund!“ sagte der eine.
    „Dir ist wohl nicht gut, Hein?“ erwiderte der andere. „Das gibt’s doch gar nicht!“
    „Aber ich habe ihn bellen hören!“
    „Vielleicht war’s eine Ratte!“
    „Ratten bellen nicht!“ Der Matrose Hein, der Verdacht geschöpft hatte, hielt die Lampe hoch und ließ ihren Lichtschein über die Kisten, Ballen und Truhen gleiten.
    Delia machte sich ganz klein, duckte sich, so tief sie konnte.
    „Mach schon, Hein“, sagte der andere. „Meinst du, ich will die Kiste allein schleppen?“
    „Jörn, wir müssen das mit dem Hund dem Kapitän melden!“
    „Tu, was du nicht lassen kannst. Aber ohne mich. Ich will nicht bis ans Ende meiner Tage ausgelacht werden!“
    „Ich habe das Bellen deutlich gehört“, beharrte Hein.
    „So? Und warum ist dein komischer Köter jetzt auf einmal still?“
    „Vielleicht hat er Angst.“
    „Hunde, die Angst haben, bellen noch lauter!“
    „Komm schon, Hundchen“, lockte Hein. „Komm heraus! Wir tun dir ja nichts! Du kriegst ein schönes Stück Fleisch von uns ... Komm schon!“
    Trotz ihrer Angst musste Delia in sich hineinlächeln. So ein dummer Mensch, dachte sie. Der glaubt wirklich, er könnte meinen Professor hereinlegen!
    „Versuch’s lieber mal anders“, sagte sein Kamerad. Er machte laut: „Wau, wau, wauwauwauwau!“ Und als auch das ohne Wirkung blieb: „Miau, miau!“ Dann lachte er und sagte: „Dein Hund scheint ein großer Schweiger zu sein!“
    Delia atmete auf, als sie den anderen antworten hörte: „Na, wahrscheinlich habe ich mich doch geirrt!“
    „Das kommt vom Saufen“, sagte Jörn. „Du hast gestern abend wieder mal zu tief in die Flasche geguckt!“
    „Na, man wird doch wohl noch Abschied feiern dürfen!“ erwiderte Hein, und dann zogen die beiden endlich ab, so polternd, wie sie gekommen waren.
    „Das ist gerade noch mal gut gegangen!“ seufzte Delia erleichtert. „Aber man soll sich nicht auf sein Glück verlassen. Komm, Professor, klettern wir lieber weiter nach hinten!“
    Dieser Entschluss Delias sollte sich als sehr klug erweisen, denn der Besuch der beiden Matrosen war nur ein Auftakt gewesen. Es begann jetzt ein ständiges Kommen und Gehen. Lastträger schleppten die Gepäckstücke jener Auswanderer herein, die erst heute die „Gutenberg“ bestiegen, türmten sie auf und drangen sogar bis zu dem Platz vor, an dem Delia und ihr Hund übernachtet hatten.
    Es dauerte Stunden, bis diese Gefahr endlich vorüber war, und Delia, besonders aber dem Mops, fiel es schwer, sich die ganze Zeit mäuschenstill zu verhalten.
    Dann – endlich, endlich! – wurde es still. Von draußen kam ein rasselndes, quietschendes Geräusch. Die Anker wurden gelichtet, die „Gutenberg“ setzte sich langsam, aber sicher in Bewegung.
    „Hurra!“ rief Delia. „Der Anfang wäre geschafft!“
    Aber sie wusste nur zu gut, dass es wirklich erst der Anfang war. Kaspar hatte ihr eingeschärft, mindestens drei Tage zu warten, bevor sie sich blicken ließ.
    „Auch wenn das Schiff in See sticht, bist du noch nicht in Sicherheit“, hatte er ihr gesagt. „Kann sein, dass es noch einmal in England anlegt, und wenn sie dich vorher entdecken, setzen sie dich dort an Land!“
    Drei Tage warten! Ja, das war leichter gesagt als getan! Hier unten, in der stickigen

Weitere Kostenlose Bücher