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Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin

Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin

Titel: Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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sagte der Kapitän. „So habe ich mir das gedacht! Großes Mundwerk und nichts dahinter! Ich werde dich ...“
    Aber Delia hatte sich besonnen. „Doch, Herr Kapitän“, sagte sie. „Ich kann es!“
    Mit einem Satz war sie bei einem dicken herabbaumelnden Tau und begann hinaufzuklettern.
    Doch nun stellte sich heraus, dass der Kapitän es mit seinem Befehl gar nicht so ernst gemeint, sondern dem vermeintlichen Hans nur eine Lehre hatte erteilen wollen. „Komm runter, Junge!“ rief er.
    Delia überhörte es im Eifer des Gefechts. Sie kletterte und kletterte immer höher die Takelage hinauf bis in den Mastkorb hinein.
    Der war freilich schon von einem Matrosen besetzt, der sie ganz erstaunt ansah: „Nanu, wer bist denn du?“ fragte er.
    „Der neue Schiffsjunge!“ erklärte Delia übermütig.
    Ehe der Ausguckposten sich noch von seinem Erstaunen erholt hatte, begann sie den Abstieg. Sie ließ sich die Taue hinabgleiten – schön vorsichtig damit ihre Handflächen nicht aufrissen, so wie Kaspar es sie gelehrt hatte – und landete mit einem Plumps vor den Füßen des Kapitäns.
    Der räusperte sich. „Nicht schlecht“, sagte er. „Mir scheint fast, du bist ein ganz fixer, brauchbarer Junge! Nehmen wir dich also mit über den großen Teich!“
    „Danke, Herr Kapitän“, sagte Delia. „Und mein Mops, was wird mit dem?“
    Ja, wo war der Mops? Er war spurlos verschwunden.
    „Der wird eingefangen“, sagte der Kapitän streng, „und über Bord geworfen! Möpse haben auf Hochseeschiffen nichts zu suchen!“
    „Bitte, bitte, Herr Kapitän!“ rief Delia. „Er ist mein bester Freund!“
    „Dafür kriegt er auch ein ehrliches Seemannsgrab!“
    „Wenn Sie ihn über Bord werfen, springe ich nach!“
    Der Kapitän legte Delia die Hand auf die Schulter. „Ein Hund, mein Junge“, sagte er, „ist und bleibt ein Hund, auch wenn du ihn noch so gern hast. Die Menschen gehen vor! Wer weiß, wie lange wir auf See bleiben, und ich muss in erster Linie an die Menschen denken, die mir anvertraut sind ...“
    „Mein Mops ist kein gewöhnlicher Hund“, rief Delia verzweifelt. „Es ist der klügste Hund von der ganzen Welt. Sie dürfen ihn nicht ...“
    Delia kam nicht dazu, ihren Satz zu Ende zu sprechen, denn in diesem Augenblick kam der umstrittene Mops angewackelt, eine dicke, fette Ratte im Maul. Er legte sie zu Füßen des Kapitäns hin, setzte sich auf die Hinterpfoten und sah den großen Mann flehend und erwartungsvoll aus seinen kugelrunden Augen an.
    Der Kapitän räusperte sich wieder, sah von dem Mops zu seiner Herrin und fragte: „Wie heißt der Hund?“
    „Professor, Käpt’n!“
    Der große Kapitän bückte sich zu dem kleinen Mops herab. „Gut gemacht, Professor!“ sagte er. „So einen wie dich können wir brauchen! Unter einer Bedingung: Du musst uns jeden Tag mindestens drei Ratten fangen!“
    „Das macht er ganz bestimmt, Käpt’n!“ rief Delia. „Und wenn er es vergisst, werde ich ihn schon daran erinnern!“
    „Aber jetzt ab in die Koje, Junge“, sagte der Kapitän. „Nehmt den Kleinen mit ins Matrosenlogis!“
    „Kein Platz mehr, Käpt’n!“ meldete Jörn zu Delias Erleichterung.
    „Mein Mops und ich, wir können ruhig weiter ganz unten schlafen“, sagte Delia rasch. „Da kann der Professor auch gleich die Ratten jagen!“
    „Hast du keine Angst vor den Viechern?“ fragte Hein.
    „Nicht, wenn mein Mops bei mir ist!“
    „Na schön“, sagte der Kapitän. „Besorgt Hans einen Strohsack! Ein blinder Passagier kann schließlich keine Ansprüche stellen!“
    Als sich am nächsten Tag für Delia eine Gelegenheit ergab, ins Zwischendeck zu schlüpfen und ihre Verwandten zu suchen, merkte sie, dass ihr Quartier im dunklen Schiffsbauch bei Weitem nicht das schlechteste war. Dort unten hatte sie wenigstens Platz und war für sich allein. Die Auswanderer im Zwischendeck dagegen waren wie die Heringe zusammengequetscht. Zu je vieren mussten sie in den dicht übereinander liegenden Kojen schlafen. Sie hatten keinen Tisch und keinen Aufenthaltsraum und konnten sich die Füße nur in dem schmalen Gang zwischen den Schlafstätten vertreten. Zwar drang ein spärliches Licht durch die kleinen Bullaugen, aber diese ließen sich nicht öffnen. Die Luft im Zwischendeck war schlecht und verbraucht und von zahllosen Gerüchen durchdrungen. Die Luftzugschächte halfen nur wenig.
    Es dauerte eine ganze Weile, bis Delia ihre Verwandten entdeckt hatte, und sie erkannten in dem kleinen Jungen in der

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