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Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin

Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin

Titel: Delia 1 - Delia, die weisse Indianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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jungen Matrosen: „Jörn, da ist er – der Hund!“
    Delia war es, als hörte ihr Herz vor Schreck zu schlagen auf.
    Der Mops war anscheinend genauso erschrocken wie sie, denn er dachte nicht daran fortzulaufen – wohin auch? Mit jedem Fluchtversuch hätte er die Matrosen nur auf Delias Spur gebracht –, sondern hob nur den runden Kopf und blieb stocksteif stehen.
    Zwei kräftige, braune Hände streckten sich nach ihm aus, griffen ihn und hoben ihn hoch.
    „Na so etwas, Hein“, sagte die Stimme eines anderen Matrosen. „Dann hast du also doch recht gehabt! Ein komischer Kerl! Wie kommt der bloß hierher?“
    „Wahrscheinlich hat ihn eine Auswandererfamilie aufs Schiff geschmuggelt!“
    Hein klopfte den Hund ab, der regungslos in seinen Händen hing. „Ein fetter, kleiner Braten ... Da wird sich der Smutje freuen! Endlich mal eine Abwechslung auf dem Speisezettel!“
    Das war zuviel. Delia stürzte aus ihrem Versteck hervor und geradewegs auf die beiden Matrosen zu. „Lassen Sie den Professor los!“ schrie sie. „Das ist mein Hund! Der ist viel zu schade für den Kochtopf! Der ist klüger als ihr beide zusammen!“
    Vor Überraschung ließ Hein den Hund fallen, der sofort zu Delia hinlief. „Na so etwas!“ sagte er. „Wer bist du denn? Etwa ein blinder Passagier?“
    Beinahe hätte Delia jetzt gesagt, dass sie zu den Auswanderern im Zwischendeck gehörte. Aber gerade noch rechtzeitig fiel ihr ein, wie fest sie sich vorgenommen hatte, in Zukunft immer die Wahrheit zu bekennen. „Ja“, sagte sie deshalb nur, und es klang gar nicht mehr so frech wie ihr Ausbruch von vorhin.
    Jörn war ein großer, grauhaariger Mann mit einem scharfgeschnittenen, von Wind und Wetter gegerbten Gesicht. „Weißt du auch, was wir mit blinden Passagieren machen?“ fragte er und trat drohend auf sie zu. „Wir werfen sie über Bord. Dann können sie sehen, wie sie an Land schwimmen, wenn sie nicht vorher von den Haifischen gefressen werden!“
    Delia nahm all ihren Mut zusammen. „Hier gibt’s gar keine Haifische“, sagte sie. „Und ins Wasser werfen dürft ihr mich auch nicht. Das wäre ja Mord!“
    Hein, der jüngere der beiden Matrosen, blond und blauäugig, lachte. „Na, Kleiner, du bist aber ganz schön frech!“ Er hielt sie offensichtlich für einen Jungen.
    „Stimmt gar nicht“, sagte Delia. „Ich lasse mir nur nichts gefallen!“
    „Na, dann wollen wir mal sehen, ob du bei unserm Käpt’n auch so eine große Klappe hast!“ sagte Jörn.
    Die beiden Matrosen packten Delia und schubsten sie vorwärts. Doch als sie den Eingang zur Kapitänskajüte erreicht hatten, wurden sie plötzlich unsicher.
    „Vielleicht schläft der Käpt’n schon“, gab Hein zu bedenken.
    Jörn schlug daraufhin vor, Delia über Nacht in Eisen zu legen und einzusperren. Sie redeten eine Weile hin und her. Delia versuchte, gutes Wetter für sich zu machen. Sie spürte, dass Hein Spaß verstand und gern für sie eingetreten wäre.
    Aber da öffnete sich die Kapitänskajüte, ohne dass jemand angeklopft hatte, und der Kapitän persönlich, ein stattlicher, alter Herr mit einem dichten, kohlschwarzen Backenbart, trat an Deck.
    „Was ist das für ein Tumult?“ fragte er streng.
    Die beiden Matrosen nahmen Haltung an, und Jörn erstattete Meldung: „Blinder Passagier mit Hund gestellt, Käpt’n!“
    Der Kapitän starrte Delia so grimmig an, dass sie nahe daran war, allen Mut zu verlieren. „Wie heißt du?“ brummte er.
    Ja, jetzt hätte Delia die Wahrheit sagen sollen, aber sie tat es nicht. Sie dachte: Wenn der Kapitän erfährt, dass ich ein Mädchen bin, wird er mich bestimmt nach Hause schicken! Und deshalb nannte sie den ersten besten Namen, der ihr einfiel: „Hans!“
    „Und weiter?“
    Jetzt brauchte Delia nicht mehr zu lügen, und sie sagte erleichtert: „Körner!“
    „Und warum hast du dich auf mein Schiff geschmuggelt? Weißt du nicht, dass das verboten ist?“
    „Ich will nach Amerika zu meinem Vater, Herr Kapitän!“
    „So?“ sagte der Kapitän. „Aber wir können keine unnützen Esser an Bord brauchen! Kannst du die Überfahrt bezahlen?“
    „Ich kann arbeiten, Herr Kapitän!“
    „Was?“
    „Als Schiffsjunge, Herr Kapitän!“
    „So, kannst du das wirklich?“
    „Jawohl, Herr Kapitän!“
    „Wollen mal sehen! Dann klettere in die Takelage hoch!“
    Delia sah zum Großmast empor, der hoch in den Sternenhimmel hineinragte. Dann sah sie Hein an und dann den Kapitän.
    „Also kannst du es doch nicht“,

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