Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Titel: Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
Vom Netzwerk:
verschwand rasch, genauso rasch, wie er aufgeflammt war. Grausame Schlange ließ den Professor zu Boden fallen, wandte sich ab mit einer unmissverständlichen Geste, die ausdrücken sollte: Ich habe nichts gehört und gesehen!
    „Danke!“ stieß Delia aus, unendlich erleichtert. Fast im gleichen Augenblick pfiff sie leise, um den Mops zu sich zu beordern — ihm war es durchaus zuzutrauen, dass er sich noch einmal auf den jungen Krieger stürzte.
    Dann schwang sie sich wieder auf den Rappen, der ganz ruhig weitergeweidet hatte. Aber sie richtete sich nicht auf, sondern blieb an der Seite des Pferdes hängen, wie sie es bei den Indianern gelernt hatte. Kein Beobachter konnte sie so sehen, und ganz langsam und unmerklich lenkte sie den Rappen zu dem Baum mit den silbrigen Blättern, bei dem sie sich mit Akitu verabredet hatte. Die Pferde liefen hin und her, da konnte die Bewegung des Rappen nicht auffallen.
    Aber als sie den Silberbaum erreicht hatte, kam das Schwerste: Delia wagte es nicht, ihr Pferd von der Weide zu treiben. Es war ihr klar, dass genügend Krieger zur Bewachung zurückgeblieben waren. Sie hing hinter dem Rappen und war der Verzweiflung nahe.
    Da hörte sie eine wohlbekannte Stimme dicht neben sich: „Jetzt!“
    Ein grauer Mustang verschwand im Wald. Delia trieb ihren Rappen hinterher. Sie sah, wie Akitu sich aufrichtete, setzte sich selbst zurecht, und im Galopp jagten sie eine Waldschneise entlang. Der Mops raste mit zurückgelegten Ohren und gestrecktem Schwänzchen hinterher.
    Das Glück war bei ihnen — oder hatten Grausame Schlange und Roter Geier ihren Abzug gedeckt? Sie erreichten ungestört einen ausgetretenen Waldweg, der sie auf die Prärie hinausführte.
    Delia atmete auf, als sich das weite Land im Silberlicht des Mondes vor ihr ausbreitete. Die Erlebnisse im Dunkel des Urwalds erschienen ihr plötzlich wie ein Albdruck. Zum ersten Mal begriff sie, dass die lowanokas sich immer wieder, auch in hundert Jahren noch, nach dem Leben auf der Prärie zurücksehnen würden.

Delia und Akitu machten sich sofort daran, sich einen Lagerplatz zu suchen, auf dem sie möglichst geschützt gegen Einblicke und ungewollte Überraschungen waren. Es dauerte einige Zeit, bis Akitu sich für eine günstig gelegene Talsenke entschied. Sie stiegen ab, pflockten ihre Pferde an, und der Professor warf sich lang ausgestreckt mitten ins Gras. Er streckte alle Viere von sich, als wenn er sagen wollte: Hier bin ich, und hier bleib ich. Mich kriegt ihr von hier nicht mehr fort, ich habe meine Ruhe redlich verdient!
    Der Arme! Wenn er gewusst hätte, dass er in dieser Nacht überhaupt nicht richtig zum Schlafen kommen sollte!
    Delia und Akitu hatten einen langen, anstrengenden Tag hinter sich, sie waren beide mindestens so müde wie der kleine Hund. Aber Delia war tief beunruhigt durch das, was sie auf der Versammlung der Irokesen gehört und gesehen hatte. Sie wusste, sie würde kein Auge zutun können, bevor sie den Dingen nicht auf den Grund gekommen war.
    „Die roten Brüder haben das Kriegsbeil ausgegraben“, sagte sie tastend.
    Akitu hatte sich darangemacht, in der Mitte des kleinen Tales einen zwei Fuß breiten Ring vom Gras zu befreien, damit das Feuer, das sie wegen der wilden Tiere anzünden wollten, nicht auf die Prärie übergreifen konnte. „Du sagst es“, erwiderte er, ohne sie anzublicken.
    „Die Irokesen wollen gegen die Weißen kämpfen“, fuhr Delia fort. „Aber der Häuptling der Iowanokas hat sich nicht angeschlossen.“
    „So ist es“, bestätigte Akitu. Delia stieß einen Stoßseufzer aus. Merkte denn Akitu nicht, was sie von ihm wissen wollte? Natürlich, er wusste es genau, aber es widersprach seiner Erziehung, sich einfach und geradeaus zu einem Problem zu äußern, wie es Delia ganz selbstverständlich war.
    Sie nahm einen neuen Anlauf. „Der Häuptling der Iowanokas ist ein tapferer Mann“, sagte sie. „Er hasst die Weißen. Es muss ein schlechter Kampf sein, den er nicht mitkämpfen will.“
    „Die Irokesen planen einen Überfall auf Chickdown“, sagte Akitu, ohne Delia anzusehen.
    Sie atmete auf. Endlich hatte sie ihn soweit, dass er sich äußerte! „Chickdown ist gut befestigt“, sagte sie, „und die weißen Männer haben Feuerwaffen. Die Irokesen werden nichts erreichen.“
    Akitu schwieg und tat furchtbar beschäftigt.
    Aber Delia ließ nicht locker. „Warum will der Häuptling der Iowanokas nicht mit in den Kampf ziehen?“ fragte sie. „Sollte es sein, dass er

Weitere Kostenlose Bücher