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Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings

Titel: Delia 2 - Delia und der Sohn des Haeuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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sich fürchtet?“
    Akitu richtete sich auf und starrte sie an. Seine dunklen Augen flammten. „Mein Vater kennt keine Furcht!“
    „Unser Vater“, verbesserte Delia, „wird einen Grund haben, das Kriegsbeil vergraben zu lassen. Nenn mir den Grund, Akitu! Vergiss nicht, du bist mein Bruder.“
    Akitu zögerte unmerklich. Dann sagte er: „Die Irokesen planen eine List.“
    So etwas Ähnliches hatte Delia sich gedacht, aber sie hütete sich, Akitu jetzt mit neugierigen Fragen zu bedrängen. Sie wusste, da er sich einmal zum Reden entschlossen hatte, würde er ihr jetzt auch alles sagen.
    „Wenn der Mond abnimmt“, berichtete er, „ist Markttag in Chickdown. Dann ist das große Tor offen. Die roten Frauen dürfen in die Festung. Sie bringen Felle und gegerbtes Leder, bieten Tonkrüge und Schnitzarbeiten zum Kauf. Sie tanzen, um die Weißen zu belustigen.“
    Jetzt konnte Delia ihre Ungeduld nicht mehr bezähmen. „Das alles weiß ich, Akitu“, sagte sie. „Rede weiter!“
    „Wenn der Mond abnimmt, werden es nicht die Squaws sein, die durch das offene Tor kommen. Die tapferen jungen Krieger der Irokesen werden sich in Frauenröcke hüllen. Nicht Felle und Leder werden sie mitbringen, sondern Gewehre.“ Delia begriff sofort, wie einfach dieser Plan durchzuführen war. Alle Indianer, ob Männer oder Frauen, trugen ihr dunkles Haar lang, und sie hatten kaum Bartwuchs. Für einen gewöhnlichen Weißen, der nicht wie sie lange Zeit unter den Indianern gelebt hatte, sahen sie alle gleich aus.
    „Sie werden nicht tauschen“, fuhr Akitu fort. „Sie werden ihre Waffen ziehen und die weißen Krieger zurückdrängen.“
    ,,Aber sie werden zu wenige sein“, sagte Delia hastig, mehr um sich selbst zu beruhigen, als dass sie von ihrem eigenen Argument überzeugt gewesen wäre. „Wie viele wird man schon nach Chickdown hineinlassen? Zehn, zwanzig, vielleicht fünfzig … und die Festung wird von Hunderten von schwerbewaffneten Soldaten bewacht!“
    „Tapferes Eichhörnchen versteht nicht Plan von schlauen Irokesen“, sagte Akitu. „Sie werden Chickdown stürmen, am hellen Tag. Zehn Krieger genügen, um das Tor von innen offenzuhalten.“
    Jetzt erst begriff Delia, wie teuflisch fein ausgedacht die List der Irokesen war: Sie wollten die Ahnungslosigkeit und die Friedensbereitschaft der Besatzung benutzen, um sie zu überrumpeln und niederzumachen. Und sie verstand jetzt auch, warum der Häuptling der Iowanokas sich geweigert hatte, die Irokesen dabei zu unterstützen.
    Die Indianer fanden es zwar ganz selbstverständlich, im Kampf und im Krieg auch einmal zu einer List zu greifen. Ihr Ehrgefühl aber verlangte es, dass jedem Kampf eine unzweideutige Kriegserklärung vorausging. Es war ganz und gar unindianisch, sich dem Gegner mit anscheinend friedlichen Absichten zu nähern, sein Vertrauen auf diese Weise zu missbrauchen.
    „Pfui!“ rief Delia. „Unser Vater hat ganz recht! Pfui, das ist ja gemein!“
    Aber Akitu war nicht ihrer Meinung. „Die Bleichgesichter reichen die Hand zum Frieden und haben schon hinter dem Rücken die Donnerbüchsen versteckt. Sie sind feige und ehrlos. Die roten Krieger müssen von den Weißen lernen, wenn sie sie besiegen wollen.“
    „Akitu irrt sich“, behauptete Delia. „Akitu kennt die Bleichgesichter ja gar nicht. Ich kenne sie, denn ich bin eine von ihnen, und ich sage dir: Es gibt unter den weißen Menschen genauso viele gute und ehrenhafte, tapfere und ehrliche wie unter den Rothäuten!“
    Wie fast alle Indianer übernahm Akitu bestimmte Vorstellungen und auch Vorurteile einfach, ohne ihren Wahrheitsgehalt jemals zu prüfen.
    Delia verachtete ihren Freund deshalb nicht. Sie wusste, dass es viele weiße Menschen gab, die sich genauso verhielten. Aber sie ließ auch nicht locker. „Der Häuptling der Iowanokas hat sich gegen den Plan der Irokesen entschieden“, sagte sie. „Akitu schuldet ihm Gehorsam.“
    „Junger Adler ist gehorsam“, erklärte Akitu mit starrem Gesicht. „Er wird nicht an der Seite der Irokesen kämpfen.“
    Natürlich lag in dieser Erklärung auch ein bisschen Angabe, denn niemals und unter keinen Umständen hätte Akitu, der kaum älter als zehn Jahre war, mit den Kriegern seines Stammes in einen Kampf ziehen dürfen, ganz gleich, gegen wen und unter welchen Umständen.
    Sie sprachen kaum noch etwas miteinander, sondern streckten sich, sobald das Feuerchen brannte, jeder auf einer Seite aus und versuchten zu schlafen. Delia hätte sich sehr allein

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