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Delia und der Sohn des Häuptlings

Delia und der Sohn des Häuptlings

Titel: Delia und der Sohn des Häuptlings Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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Trapper.
    „Die Indianer vertrauen mir“, sagte Delia ruhig. „Ich kann sie nicht enttäuschen. Natürlich will ich zu den Weißen zurückkehren. Aber ich kann das erst dann, wenn mein Vater, der Häuptling, es mir erlaubt!“
    „Ein feiner Häuptling“, sagte der Trapper, „eine feine Bande, deine Iowanokas! Weißt du, wie viele Weiße, die friedlich und unschuldig in dieses Land kamen, sie schon niedergemacht haben?“
    „Sie verteidigen die Prärie“, versuchte Delia zu erklären. „Sie verteidigen ihr Land, sie glauben im Recht zu sein.“
    „Als wenn es für diese nackten Wilden überhaupt ein Recht gäbe!“ sagte der Trapper verächtlich.
    Delia begriff, dass sie ihn unmöglich von ihrem Standpunkt überzeugen konnte. Er hasste die Indianer. Vielleicht hatte er sogar einen guten Grund dafür. Aber sie wollte sich von ihm nicht zu etwas zwingen lassen, was ihr nicht recht erschien.
    Sie hatte sich jetzt bis auf Reichweite der silberbeschlagenen Doppelflinte genähert. Aber der Trapper war ihr nachgekommen. Als sie sich bückte, um das Gewehr an sich zu reißen, griff er ebenfalls zu — und sein Arm war länger, seine Hand kräftiger.
    Bestimmt hätte Delia den kürzeren gezogen, wenn nicht — ja, wenn nicht wieder einmal der Professor seine Intelligenz und seinen Mut bewiesen hätte. Blitzschnell sprang der kleine, graue Mops vor und grub seine kräftigen Zähne in die Hand des Trappers. Der schrie auf und zuckte zurück.
    Delia bekam das Gewehr zu packen und legte auf ihn an. „Lass los, Professor!“ schrie Delia. „Hierher! Platz!“
    Der Mops gehorchte, und das war sein Glück, denn gerade in diesem Augenblick hatte der Trapper einen Stein zu fassen gekriegt, den er auf den Schädel des Hundes schmettern wollte.
    „Lassen Sie den Stein fallen!“ sagte Delia mit leiser, aber scharfer Stimme. „Ich rate Ihnen gut! Hände hoch!“
    Der Trapper zögerte noch. Er warf einen Blick zu Akitu, sah, dass der Indianerjunge wieder seinen Bogen gespannt hatte. Wortlos ließ er den Stein fallen, nahm die Hände hoch.
    „Hinlegen!“ befahl Delia.
    Wohl oder übel folgte der Trapper ihrem Befehl. Aber er fluchte dabei ganz fürchterlich. Delia kümmerte sich nicht darum. Sie legte das Gewehr hinter Akitu, denn sie wusste, dass der Trapper sich vor dem giftigen Pfeil mehr fürchtete als vor einer Kugel — und auch, dass Akitu im Notfall wirklich schießen würde, was sie sich selbst nicht zutraute.
    Dann sah sie sich nach einem Strick um. Sie wollte nicht, dass Akitu sein Lasso opferte, denn möglicherweise würden sie es noch brauchen. So nahm sie die Lederriemen, mit denen der Trapper seine Beute zusammengebunden hatte, und den Riemen, mit dem er seine Flinte über der Schulter zu tragen pflegte, und begann fachmännisch seine Füße und seine Hände zu fesseln.
    Der Professor unterstützte sie dabei, indem er nicht von ihrer Seite wich und immer wieder sozusagen versuchsweise in die Luft schnappte, sobald der Trapper auch nur die kleinste Bewegung machte.
    Endlich war Delia fertig. „So“, sagte sie und richtete sich auf, „das wäre geschafft. Ich versteh mich nicht so gut aufs Fesseln, Mister Bill, Sie werden sich schon wieder befreien können, aber das wird einige Zeit dauern, und bis dahin sind wir längst über alle Berge. Schönen Dank für Ihre Gastfreundschaft! Und überlegen Sie sich’s das nächste Mal, ob es richtig ist, die Gäste zum Schluss gefangen zu nehmen!“
    Der Trapper stieß einen wilden Fluch aus.
    Delia lachte. „Eigentlich sollte ich Ihnen ja einen Knebel in den Mund stecken. Aber darauf will ich verzichten, weil Sie meinen Vater gepflegt haben. Falls sich alles so abgespielt hat, wie Sie erzählt haben. Leben Sie wohl! Ihr Boot müssen wir leider mitnehmen, aber Sie können ja sicher schwimmen. Und den Stutzen leihen wir uns auch vorübergehend aus. Sie finden ihn am Ufer!“
    Sie nahm das Gewehr des Trappers auf. Akitu untersuchte seine Tasche, entfernte die Munition. Sie nickte ihm beifällig zu, und ohne ein Wort miteinander zu wechseln, liefen sie zu ihrem Kanu, ließen es ins Wasser, sprangen hintereinander hinein, der Mops als Letzter.
    Das Boot des Trappers war mit einem langen Riemen an einem überhängenden Baum befestigt. Delia schnitt es ab und behielt den Riemen in der Hand, während Akitu hinüberpaddelte.
    Mitten auf dem See zog er die Stöcke ein, warf das Säckchen mit der Munition ins Wasser, Delia folgte seinem Beispiel, öffnete das Gewehr, nahm die

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