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Delirium

Delirium

Titel: Delirium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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bricht ab.
    Staunen und Angst durchströmen mich. Er will mir sagen, dass wir uns ähneln. Irgendwoher weiß er, dass es Alex gibt – nicht Alex konkret, aber dass es jemanden gibt. »Moment mal.« Mein Verstand dreht sich wild. »Soll das heißen, dass du vor dem Eingriff … dass du krank warst?«
    Â»Ich meine nur, dass ich es verstehe.« Seine Augen huschen für einen Sekundenbruchteil zu meinen, aber das reicht. Jetzt bin ich mir sicher. Er weiß, dass ich infiziert bin. Ich bin gleichzeitig erleichtert und entsetzt – wenn er es erkennen kann, können andere Leute es auch.
    Â»Worauf ich hinaus will, ist nur, dass das Heilmittel wirkt.« Er betont das letzte Wort. »Ich bin jetzt viel glücklicher. Das wirst du auch sein, ich verspreche es dir.«
    Irgendetwas in mir zerbricht, als er das sagt, und ich könnte schon wieder losweinen. Seine Stimme ist so beruhigend. In diesem Moment möchte ich nichts mehr, als ihm zu glauben. Sicherheit, Glück, Stabilität: das, was ich mein ganzes Leben über wollte. Und in diesem Moment denke ich, dass die letzten paar Wochen vielleicht wirklich nur ein langes, eigenartiges Delirium waren. Vielleicht wache ich nach dem Eingriff auf wie nach starkem Fieber, kann mich nur vage an meine Träume erinnern und fühle mich unendlich erleichtert.
    Â»Freunde?«, fragt Brian und streckt mir seine Hand entgegen, und diesmal zucke ich nicht zusammen, als er mich berührt. Ich lasse ihn meine Hand sogar ein paar Sekunden länger halten.
    Er schaut immer noch auf die Straße und während wir so da stehen, runzelt er kurz die Stirn. »Was will der denn?«, murmelt er und ruft dann: »Alles in Ordnung. Sie ist meine Partnerin.«
    Ich drehe mich gerade rechtzeitig um, um ein Aufblitzen von glühendem goldbraunem Haar – die Farbe von Herbstblättern – an der Ecke zu sehen. Alex. Ich entwinde Brian meine Hand, aber es ist zu spät. Er ist weg.
    Â»Das muss ein Aufseher gewesen sein«, sagt Brian. »Er hat hier so rübergestarrt.«
    Das Gefühl der Ruhe und Bestärkung, das ich gerade noch hatte, verschwindet sofort. Alex hat mich gesehen – er hat uns gesehen, wie wir Händchen hielten, hat gehört, wie Brian sagte, ich sei seine Partnerin. Und wir waren vor einer Stunde verabredet. Er weiß nicht, dass ich nicht aus dem Haus konnte, ihm keine Nachricht zukommen lassen konnte. Ich kann mir nicht vorstellen, was er jetzt von mir denkt. Oder besser gesagt, ich kann es mir vorstellen.
    Â»Alles in Ordnung?« Brians Augen sind so blass, dass sie fast grau wirken. Eine kränkliche Farbe, überhaupt nicht wie der Himmel – wie Schimmel oder Fäulnis. Unfassbar, dass ich ihn auch nur einen Augenblick für attraktiv gehalten habe. »Du siehst nicht besonders gut aus.«
    Â»Mir geht’s prima.« Ich versuche einen Schritt auf das Haus zuzumachen und stolpere. Brian streckt den Arm aus, um mich zu stützen, aber ich entwinde mich ihm. »Mir geht’s prima«, wiederhole ich, obwohl alles um mich herum zerfällt und in die Brüche geht.
    Â»Es ist heiß hier draußen«, sagt er. Ich kann es nicht ertragen, ihn anzusehen. »Lass uns reingehen.«
    Er legt eine Hand auf meinen Ellbogen und schiebt mich die Treppe hoch und durch die Tür bis ins Wohnzimmer, wo Carol und Mrs Scharff uns lächelnd erwarten.

z w anzig
    Ex remedium salvae.
    Â»Rettung durch das Heilmittel.«
    Aufdruck auf allen amerikanischen Geldscheinen und Münzen
    D u rch irgendein Wunder benehme ich mich Brian und Mrs Scharff gegenüber so, dass Carol zufrieden ist, obwohl ich den Rest ihres Besuchs über kaum etwas sage (oder vielleicht gerade deshalb). Als sie gehen, ist schon später Nachmittag und obwohl Carol darauf besteht, dass ich ihr noch ein bisschen bei der Hausarbeit helfe und zum Abendessen dableibe – jede Minute, die ich nicht zu Alex rennen kann, ist eine Qual, sechzig Sekunden reine, heftige Folter – , verspricht sie, dass ich nach dem Essen bis zur Ausgangssperre noch einen Spaziergang machen kann. Ich verschlinge meine Baked Beans und die Fischstäbchen so schnell, dass ich mich beinahe übergebe, und sitze hibbelig auf meinem Stuhl, bis Carol mich entlässt. Ich muss nicht mal das Geschirr spülen, aber ich bin zu wütend auf sie, weil sie mich überhaupt eingesperrt hat, um mich darüber zu freuen.
    Als Erstes gehe ich

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