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Delirium

Delirium

Titel: Delirium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lauren Oliver
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für dich hinterlassen. In der Faust des Gouverneurs, weißt du?«
    Ich habe einmal eine Nachricht für dich hinterlassen. Das ist unmöglich, zu verrückt, um auch nur gedacht zu werden, und ich höre, wie ich wiederhole: »Du hast eine Nachricht für mich hinterlassen?«
    Â»Ich bin ziemlich sicher, dass es irgendwas Blödes war. Nur Hallo und ein Smiley und mein Name. Aber dann bist du nicht mehr gekommen.« Er zuckt die Achseln. »Sie ist bestimmt immer noch da. Die Nachricht, meine ich. Inzwischen wahrscheinlich nur noch ein bisschen Papierbrei.«
    Er hat mir eine Nachricht hinterlassen. Er hat mir eine Nachricht hinterlassen. Für mich. Die Vorstellung – die Tatsache, dass er mich überhaupt bemerkt und länger an mich gedacht hat als nur eine Sekunde – ist großartig und überwältigend, sie bringt meine Beine zum Zittern und meine Hände fühlen sich taub an.
    Und dann bekomme ich Angst. So fängt es an. Selbst wenn er geheilt ist, selbst wenn er immun ist – ich bin es nicht, und so fängt es an. Erste Phase: geistige Abwesenheit; Konzentrationsschwierigkeiten; Mundtrockenheit; starkes Schwitzen, feuchte Handflächen; Benommenheit und Orientierungslosigkeit. Übelkeit und Erleichterung zugleich durchfluten mich. Mir kommt es vor, als wüssten es längst alle, als hätten alle mein fürchterlichstes Geheimnis schon immer gekannt. Tante Carol hatte die ganze Zeit Recht, genau wie meine Lehrer und meine Cousins und Cousinen. Ich bin eben doch genau wie meine Mutter. Und dieses Etwas, die Krankheit, steckt in mir, bereit, jeden Moment in mir auszubrechen, mich zu vergiften.
    Â»Ich muss gehen.« Ich mache mich wieder auf den Weg den Hügel hinauf, renne jetzt beinahe, aber er kommt mir erneut nach.
    Â»He. Nicht so schnell.« Auf der Hügelkuppe streckt er den Arm aus und legt eine Hand auf mein Handgelenk, damit ich anhalte. Seine Berührung brennt und ich zucke schnell zurück. »Lena. Warte einen Moment.«
    Obwohl ich weiß, dass ich es nicht tun sollte, bleibe ich stehen. Es liegt daran, wie er meinen Namen ausspricht: wie Musik.
    Â»Du musst dir keine Sorgen machen, okay? Du musst keine Angst haben.« Seine Stimme funkelt wieder. »Ich flirte nicht mit dir.«
    Verlegenheit durchströmt mich. Flirten . Ein schmutziges Wort. Er denkt, ich würde denken, er würde mit mir flirten. »Ich … ich habe nicht gedacht, dass du … ich würde nie denken, dass du …« Die Wörter stoßen in meinem Mund zusammen und jetzt weiß ich, dass es gar nicht so dunkel sein kann, dass ihm die Schamesröte auf meinem Gesicht verborgen bleiben könnte.
    Er legt seinen Kopf schräg. »Flirtest du denn mit mir? «
    Â»Was? Nein«, stottere ich. Mein Verstand dreht sich, blind, voller Panik, und mir wird bewusst, dass ich nicht mal genau weiß, was Flirten eigentlich ist. Ich kenne es nur aus Schulbüchern; ich weiß nur, dass es etwas Schlechtes ist. Kann man flirten, ohne zu wissen, dass man flirtet? Flirtet er doch mit mir? Mein linkes Auge zuckt wie besessen.
    Â»Keine Panik«, sagt er und hebt beide Hände in einer Geste, die zu besagen scheint: Nicht böse sein. »War nur Spaß.« Er dreht sich nur leicht nach links, ohne mich aus den Augen zu lassen. Der Mond beleuchtet deutlich seine dreizackige Narbe: ein perfektes weißes Dreieck, eine Narbe, die Ordnung und Regelmäßigkeit ausstrahlt. »Ich bin immun, schon vergessen? Ich kann dir nichts anhaben.«
    Er sagt es ruhig, gelassen, und ich glaube ihm. Und trotzdem stellt mein Herz sein hektisches Flattern in meiner Brust nicht ein, schraubt sich höher und höher, bis ich sicher bin, dass es gleich mit mir abhebt. So fühle ich mich immer, wenn ich ganz oben in Munjoy Hill ankomme und die Congress Street hinabblicke, auf die ganze Stadt, die unter mir liegt, auf die Straßen, die in Grün- und Grautönen schimmern – aus der Entfernung sowohl schön als auch fremd –, kurz bevor ich die Arme ausbreite und es losgeht, ich den Berg hinunterstolpere, -springe und -renne, während mir der Wind ins Gesicht peitscht und ich nicht mal versuche mich zu bewegen, sondern mich einfach von der Schwerkraft ziehen lasse.
    Atemlos; aufgeregt; in Erwartung des Falls.
    Plötzlich merke ich, wie leise es ist. Die Band hat aufgehört zu spielen und die Menge ist auch verstummt. Das einzige

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