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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Karfunkel, fünfmal größer als die Hand eines Mannes, und in diesem sah er alle seine Feinde, wie sie sich versammelten, um gegen ihn zu ziehen.
    »Welch ein Heer!« rief er. »Wir sind verloren!«
    »Nein, denn ich werde dir helfen,« antwortete der Fremde. »Versammle alle deine Krieger um das Thal der Stufen und warte, bis ich dir die Feinde bringe!«
    Er gab hierauf seinem Pferde ein Zeichen, worauf es wieder emporstieg und hinter der Wolke verschwand. Mohammed Emin aber wappnete sich und die Seinen und zog nach dem Thale der Stufen, welches er rundum besetzte, sodaß die Feinde wohl hinein, aber nicht wieder heraus konnten. Am andern Morgen kam der fremde Held geritten. Er leuchtete wie hundert Sonnen, und dieses Licht blendete die Feinde, sodaß sie die Augen schlossen und ihm folgten mitten in das Thal der Stufen hinein. Dort aber kehrte er seinen Schild um; der Glanz wich von ihm, und sie öffneten die Augen. Da sahen sie sich in einem Thale, aus dem es keinen Ausweg gab, und mußten sich ergeben. Mohammed Emin tötete sie nicht; aber er nahm ihnen einen Teil ihrer Herden und forderte einen Tribut von ihnen, den sie jährlich geben müssen, so lange die Erde steht.««
    So erzählte der Kurde und schwieg nun.
    »Und was geschah mit dem fremden Feldherrn?« fragte der Bey.
    »Sallam aaleïkum!« sprach er; »dann erhob sich sein schwarzes Roß in die Wolken, und er verschwand,« lautete die Antwort.
    »Diese Geschichte ist sehr schön zu hören; aber weißt du auch, ob sie wirklich geschehen ist?«
    »Sie ist geschehen. Fünf Männer vom Dschelu waren zu derselben Zeit in Salamijah gewesen, wo es von den Haddedihn erzählt wurde. Sie kamen hier vorüber und berichteten es mir und meinen Leuten.«
    »Du hast recht; diese Geschichte ist geschehen, aber anders, als du sie vernommen hast. Willst du das schwarze Roß des Seraskiers sehen?«
    »Herr, das ist nicht möglich!«
    »Es ist möglich, denn es steht in der Nähe.«
    »Wo?«
    »Dort der Rapphengst ist es.«
    »Du scherzest, Bey!«
    »Ich scherze nicht, sondern ich sage dir die Wahrheit.«
    »Das Pferd ist herrlich, wie ich noch keines gesehen habe, aber es ist ja das Roß dieses Mannes!«
    »Und dieser Mann ist der fremde Seraskier, von dem du erzählt hast.«
    »Unmöglich!« – Er machte vor Erstaunen den Mund so weit auf, daß man die ausgiebigsten zahnärztlichen Beobachtungen und Operationen hätte vornehmen können.
    »Unmöglich, sagst du? Habe ich dich einmal belogen? Ich sage dir noch einmal, daß er es wirklich ist!«
    Die Augen und Lippen des Häuptlings öffneten sich immer weiter; er starrte mich wie sinnlos an und streckte ganz unwillkürlich seine Hand nach dem Honig aus, kam aber daneben und griff in den Tabaksbeutel. Ohne dies zu bemerken, langte er zu und schob eine ziemliche Portion des narkotischen Krautes zwischen seine weißglänzenden Zähne hinein. Ich hatte diesen Tabak sehr in Verdacht, alles andere, aber nur kein Tabak zu sein, und jedenfalls hatte ich da ganz richtig vermutet; denn er brachte im Momente eine so schnelle krampfhebende Wirkung hervor, daß der Häuptling augenblicklich die Kinnladen zuklappte und meinem guten Ali Bey den Inhalt seines Mundes in das Gesicht sprudelte.
    »Katera peghamber – um des Propheten willen! Ist er es wirklich?« fragte er noch einmal, und zwar in der äußersten Bestürzung.
    »Ich habe es dir bereits versichert!« antwortete der Angenetzte, indem er sich mit dem Zipfel seines Kleides das Angesicht reinigte.
    »O Seraskier,« wandte sich der Mann jetzt zu mir; »atina ta, inschiallah, keïrah – gebe Gott, daß uns dein Besuch Glück bringe!«
    »Er bringt dir Glück, das verspreche ich dir!« antwortete ich.
    »Dein Roß ist hier, das schwarze,« fuhr er fort, »aber wo ist dein Schild mit dem Karfunkel, dein Panzer, dein Helm, deine Lanze, dein Säbel?«
    »Höre, was ich dir sage! Ich bin der fremde Krieger, welcher bei Mohammed Emin gewesen ist, aber ich stieg nicht vom Himmel herab. Ich komme aus einem fernen Lande, aber ich bin nicht der Seraskier desselben. Ich habe nicht goldene und silberne Waffen gehabt, aber hier siehst du Waffen, wie ihr sie nicht habt, und mit denen ich mich vor vielen Feinden nicht zu fürchten brauche. Soll ich dir zeigen, wie sie schießen?«
    »Sere ta, Ser babe ta, Ser hemscher ta Ali Bey – bei deinem Haupte, beim Haupte deines Vaters und beim Haupte deines Freundes Ali Bey, thue es nicht!« bat er erschrocken. »Du hast die Rüstung, die Lanze, den

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