Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Schild und das Schwert von dir gelegt, um diese Waffen zu gebrauchen, die vielleicht noch viel gefährlicher sind. Nezanum zïeh le dem – ich weiß nicht, was ich dir geben soll; aber versprich mir, daß du mein Freund sein willst!«
    »Was kann es nützen, wenn du mein Freund wirst? In deinem Lande giebt es ein Sprichwort, welches lautet: ›Dischmini be aquil schi yari be aquil tschitire – ein Feind mit Verstand ist besser als ein Freund ohne Verstand.‹«
    »Bin ich unverständig gewesen, Herr?«
    »Weißt du nicht, daß man einen Gast begrüßen muß, zumal wenn er mit einem Freunde kommt?«
    »Du hast recht, Herr! Du strafst mich mit einem Sprichworte; erlaube, daß ich dir mit einem andern antworte: ›Betschuk lasime thabe ‘i mesinan bebe – der Kleine muß dem Großen gehorsam sein.‹ Sei du der Große; ich werde dir gehorchen!«
    »Gehorche zunächst meinem Freunde Ali Bey! Er wird siegen, und deine Türkenflinten sind dir dann gewiß.«
    »Du zürnst? Verzeihe mir! Ser sere men; bu kalmeta ta siuh taksir nakem – bei meinem Haupte; um dir zu dienen, werde ich nichts sparen. Nimm diese Trauben und iß; nimm diesen Tabak und rauche!«
    »Wir danken dir,« antwortete Ali Bey, der jedenfalls auch an sauberere Genüsse gewöhnt war. »Wir haben vor unserem Aufbruche gegessen und dürfen keine Zeit verlieren, nach Scheik Adi zurückzukehren.«
    Er erhob sich, und ich that dasselbe. Der Häuptling begleitete uns bis an den Pfad und versprach noch einmal, seine Pflicht so vollständig wie möglich zu erfüllen. Dann ritten wir denselben Weg zurück, den wir gekommen waren.
     

DURCHS WILDE KURDISTA N

     
    Durchs wilde Kurdistan ist der zweite Band in Mays Orientzyklus und die Fortsetzung von Durch die Wüste. Die Buchausgabe des Romans erschien 1892.
    In dieser Reiseerzählung setzen Kara Ben Nemsi, sein Diener Halef sowie Sir David Linsay ihre Orientreise fort. Sie versuchen, den von Machredschs Soldaten gefangen genommenen Freiheitskämpfer und Sohn des Scheichs, Ahmed, zu befreien. Dabei geraten sie selbst in Gefangenschaft, können jedoch von Ingdscha, der Tochter des Fürsten der Chaldäer, gerettet werden.

 
    Klassische grüne Fehsenfeld-Ausgabe

 
    Plakat zum Kinofilm von 1965

 
    Szene aus der 1965er Filmadaption

DURCHS WILDE KURDISTAN
     
    Als wir auf der Höhe vor dem Dorfe ankamen und das Thal des Heiligen überblicken konnten, bemerkten wir ganz in der Nähe des Hauses, welches dem Bey gehörte, einen ungeheurren Haufen von Reisholz, welcher von einer Anzahl von Dschesidi immer noch vergrößert wurde. Pir Kamek stand dabei und warf von Zeit zu Zeit ein Stück Erdharz hinein.
    »Das ist sein Kurban-kalabalik,« meinte Ali Bey.
    »Was wird er opfern?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Vielleicht ein Thier?«
    »Nur bei den Putperestler werden Thiere verbrannt.«
    »Dann vielleicht Früchte?«
    »Die Dschesidi verbrennen weder Thiere noch Früchte. Der Pir hat mir nicht gesagt, was er verbrennen wird, aber er ist ein großer Heiliger, und was er thut, wird keine Sünde sein.«
    Noch immer ertönten von der gegenüberliegenden Höhe die Salven der ankommenden Pilger, und noch immer wurde denselben im Thale geantwortet; und doch bemerkte ich, als wir unten ankamen, daß dieses Thal kaum noch mehr Menschen zu fassen vermöge. Wir übergaben unsere Thiere und gingen nach dem Grabmale. An dem Wege, welcher zu demselben führte, lag ein Springbrunnen, der von Platten eingefaßt war. Auf einer derselben saß Mir Scheik Khan und sprach mit einer Anzahl von Pilgern, die in ehrerbietiger Haltung und Entfernung vor ihm standen.
    »Dieser Brunnen ist heilig, und nur der Mir, ich und die Priester dürfen auf diesen Steinen sitzen. Zürne also nicht, wenn Du stehen mußt!« sagte Ali zu mir.
    »Eure Gebräuche werde ich achten.«
    Als wir uns nahten, gab der Khan den Umstehenden ein Zeichen, auf welches sie Platz machten, so daß wir zu ihm kommen konnten. Er erhob sich, kam uns einige Schritte entgegen und reichte uns die Hände.
    »Willkommen bei Eurer Rückkehr! Nehmt Platz zu meiner Rechten und Linken!«
    Er deutete dem Bey zur Linken, sodaß mir die rechte Seite übrig blieb. Ich setzte mich auf die geheiligten Steine, ohne daß ich bei einem der Anwesenden den geringsten Verdruß darüber bemerkt hätte. Wie sehr stach ein solches Verhalten gegen dasjenige ab, welches man bei den Muhammedanern zu beobachten hat.
    »Hast Du mit dem Häuptling gesprochen?« frug der Khan.
    »Ja. Es ist Alles in der

Weitere Kostenlose Bücher