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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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und erwiederte:
    »Ja, Du bist der Mann dazu! Weißt Du, wer der Beschützer des Emir ist?«
    »Ich!«
    »Nein, ich!«
    »Hat ihn nicht der Mutessarif selbst in meine Obhut gegeben?«
    »Hat er sich nicht selbst unter meinen Schutz begeben? Und wer gilt da mehr, der Sihdi oder Dein Suzhitsch von Mutessarif?«
    »Halef Omar, hüte Deine Zunge! Wenn ich dieses Wort dem Mutessarif sage!«
    »Glaubst Du, ich werde mich dann vor ihm fürchten? Ich bin Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawuhd al Gossarah!«
    »Und ich heiße Ifra, gehöre zu den tapfern Baschi-Bozuk des Großherrn und wurde für meine Heldenthaten zum Buluk Emini ernannt! Für Dich sorgt nur eine Person, für mich aber sorgt der Padischah und der ganze Staat, den man den osmanischen nennt!«
    »Ich möchte wirklich wissen, welchen Vortheil Du von dieser Fürsorge hast!«
    »Welchen Vortheil? – Ich will es Dir auseinandersetzen! Ich erhalte einen Monatssold von fünfunddreißig Piastern und täglich zwei Pfund Brot, siebzehn Loth Fleisch, drei Loth Butter, fünf Loth Reis, ein Loth Salz, anderthalb Loth Zuthaten nebst Seife, Öl und Stiefelschmiere!«
    »Und dafür verrichtest Du Heldenthaten?«
    »Ja, sehr viele und sehr große!«
    »Die möchte ich sehen!«
    »Was? Du glaubst das nicht! Wie bin ich da zum Beispiel um meine Nase gekommen, welche ich nicht mehr habe! Das war nämlich bei einem Streite zwischen den Drusen und Maroniten des Dschebel Libanon. Wir wurden hingeschickt, um Ruhe und Achtung der Gesetze zu erkämpfen. In einer dieser Schlachten schlug ich wie wütend um mich herum. Da holte ein Feind nach meinem Kopfe aus. Ich wollte ausweichen und trat zurück, und nun traf der Hieb statt meinen Kopf meine Na- – – oooh – aaah – – was war das?«
    »Ja, was war das? Ein Kanonenschuß!«
    Halef hatte recht; es war ein Kanonenschuß, der den kleinen Buluk Emini um den Schluß seiner interessanten Erzählung gebracht hatte. Das war jedenfalls der Signalschuß, den unsere Artilleristen abgegeben hatten, um uns anzuzeigen, daß der Adjutant des Miralai von ihnen gefangen genommen worden sei. Die beiden Diener kamen sofort von oben herunter geeilt.
    »Sihdi, man schießt!« rief Halef, nach den Hähnen seiner Pistolen sehend.
    »Mit Kanonen!« fügte Ifra hinzu.
    »Schön! Holt die Thiere herein und schafft sie nach dem innern Hof!«
    »Auch meinen Esel?«
    »Ja. Dann schließt Ihr die Thür!«
    Ich selbst holte den weißen Shawl und breitete ihn oben auf der Plattform aus. Dann ließ ich mir einige Decken kommen und legte mich in der Weise darauf, daß ich von unten nicht bemerkt werden konnte. Die beiden Diener nahmen später unweit von mir Platz.
    Es war mittlerweile so licht geworden, daß man ziemlich deutlich sehen konnte. Der Nebel wallte bereits im Thale auf; aber noch immer brannten die Lichter und Flammen des Heiligthums, ein Anblick, welcher dem Auge wehe zu thun begann.
    So vergingen fünf, ja zehn erwartungsvolle Minuten. Da hörte ich drüben am Abhange ein Pferd wiehern, noch eins, und dann antwortete ein drittes hüben von der andern Seite. Es war klar: die Truppen rückten zu gleicher Zeit an beiden Seiten in das Thal hernieder. Die Befehle des Miralai wurden mit großer Pünktlichkeit befolgt.
    »Sie kommen!« meinte Halef.
    »Ja, sie kommen!« bestätigte Ifra. »Herr, wenn sie uns nun für Dschesidi halten und auf uns schießen?«
    »Dann lässest Du Deinen Esel hinaus, an welchem sie Dich sofort erkennen werden!«
    Kavallerie war jedenfalls nicht dabei; die Pferde, welche gewiehert hatten, waren Offizierspferde. Man hätte das Pferdegetrappel hören müssen. Nach und nach aber ließ sich ein Geräusch bemerken, welches immer hörbarer wurde. Es war der Tritt vieler Menschen, die näher kamen.
    Endlich ertönten Stimmen von dem Grabmale her, und zwei Minuten später vernahmen wir den Marschschritt einer geschlossenen Kolonne. Ich erhob den Kopf und schaute hinab. Es waren vielleicht zweihundert Arnauten, prächtige Gestalten mit wilden Angesichtern, angeführt von einem Alai Emini und zwei Hauptleuten. Sie zogen in geschlossenen Gliedern das Thal hinab. Hinter ihnen aber kam eine Bande Baschi-Bozuk, welche sich nach rechts und links zerstreute, um die unsichtbaren Bewohner des Thales aufzusuchen. Dann folgte eine kleine Cavalcade von lauter Offizieren: zwei Jüs Baschi, zwei Alai Emini, zwei Bimbaschi, ein Kaimakam, mehrere Kol Agassi und an der Spitze der Truppe ein langer, hagerer Mensch, mit einem

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