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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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lebendig in Gumri zu haben wünschte.
    Nun wurde das Lager der Thiere aufgesucht. Es befand sich im dichtesten Gestrüpp, und die vorhandenen Spuren zeigten, daß die Familie nur aus den Alten mit diesem einen Jungen bestanden hatte. Einer der Hunde war todt, und zwei waren verwundet. Wir konnten mit dieser Jagd zufrieden sein.
    »Herr,« sagte der Bey zu mir, »dieser Emir aus dem Abendlande ist ein sehr tapferer Mann!«
    »Das ist er.«
    »Ich wundere mich nicht mehr, daß Euch die Berwari gestern nicht überwältigen konnten, bis sie Euch zu schnell überraschten.«
    »Auch da hätten sie uns nicht überwältigt; aber ich gebot den Gefährten, sich nicht zu wehren. Ich bin Dein Freund und wollte Deine Leute nicht tödten lassen.«
    »Wie ist es möglich, alle beiden Bären in das Auge zu treffen?«
    »Ich habe einen Seïdvar gekannt, der jedes Wild und jeden Feind in das Auge traf. Er war ein guter Schütze und hatte ein sehr gutes Tufank, welches niemals versagte.«
    »Schießest Du auch so?«
    »Nein. Ich habe sehr viel geschossen, aber nur in schlimmen Fällen auf das Auge gezielt. Wo ist der zweite Jagdplatz?«
    »Nach Osten, näher nach Seraruh hinüber. Wir wollen aufbrechen.«
    Es wurden einige Männer mit den erbeuteten Thieren zurückgelassen; wir Andern ritten weiter. Wir verließen den Wald und kamen in eine Schlucht hinab, in welcher ein Bach floß, dessen Ufern wir zu folgen hatten. Der Bey ritt mit den beiden Haddedihn bei den Führern an der Spitze des Zuges; Halef befand sich im dichtesten Haufen der Kurden, mit denen er sich mittels Geberden zu unterhalten suchte, und ich ritt mit dem Engländer hinterher. Wir waren im Gespräche über irgend einen Gegenstand vertieft und merkten nicht, daß wir soweit zurückgeblieben waren, daß wir die Kurden nicht mehr sehen konnten. Da fiel ein Schuß vor uns.
    »Was ist das?« frug der Engländer. »Sind wir schon bei den Bären, Sir?«
    »Wohl nicht.«
    »Wer schießt aber?«
    »Werden es sehen; kommt!«
    Da krachte eine ganze Salve, als ob der Schuß vorher nur als Signal gegolten habe. Wir setzten unsere Pferde in Galopp. Mein Rappe flog wie ein Pfeil über den schmierigen Boden, aber – da blieb er mit dem Hufe an einer Schlingwurzel hangen; ich hatte sie gesehen und wollte ihn emporreißen, aber es war bereits zu spät. Er überschlug sich, und ich wurde weit aus dem Sattel geschleudert. Das war in zwei Tagen zum zweiten Male; aber ich fiel jetzt nicht so glücklich, wie gestern. Ich mußte mit dem Kopfe aufgefallen sein, oder ich hatte mir den Büchsenkolben an die Schläfe geschlagen – ich blieb völlig besinnungslos liegen.
    Als ich wieder zu mir kam, fühlte ich eine Erschütterung, die mir den ganzen Körper schmerzen machte. Ich öffnete die Augen und sah mich zwischen zwei Pferden hangen. Man hatte Stangen an die Sättel befestigt und mich darauf gebunden. Vor und hinter mir ritten gegen dreißig kriegerische Gestalten, von denen mehrere verwundet zu sein schienen, und unter ihnen befand sich – Master Lindsay, aber gefesselt. Der Anführer der Schaar ritt meinen Hengst und trug auch meine Waffen. Mir hatte man nur Giömlek und Donn gelassen, während Lindsay außer diesen beiden nothwendigen Kleidungsstücken auch noch seinen schönen Turban behalten durfte. Wir waren vollständig ausgeraubt und gefangen.
    Da wendete einer der Reiter den Kopf und sah, daß ich die Augen geöffnet hatte.
    »Halt!« rief er. »Er lebt!«
    Sofort stockte der Zug. Alle hielten an und bildeten einen Kreis um mich. Der Anführer drängte meinen Hengst heran und frug mich: »Kannst Du reden?«
    Schweigen konnte zu nichts führen; ich antwortete daher mit einem Ja.
    »Du bist der Bey von Gumri?« begann er das Verhör.
    »Nein.«
    »Lüge nicht.«
    »Ich rede die Wahrheit.«
    »Du bist der Bey!«
    »Ich bin es nicht!«
    »Wer bist Du sonst?«
    »Ein Fremder.«
    »Woher?«
    »Aus dem Abendlande.«
    Er lachte höhnisch.
    »Hört Ihr’s? Er ist ein Fremdling aus dem Abendlande, geht mit den Leuten von Gumri und Mia auf die Bärenjagd und spricht die Sprache dieses Landes!«
    »Ich war ein Gast des Bey, und daß ich Eure Sprache nicht gut spreche, das müßt Ihr hören. Seid Ihr Nestorah?«
    »So nennen uns die Moslemim.«
    »Auch ich bin ein Christ!«
    »Du?« Er lachte wieder. »Du bist ein Hadschi; Du hattest den Kuran am Halse hängen; Du trägst die Kleidung eines Moslem; Du willst uns betrügen.«
    »Ich sage die Wahrheit!«
    »Sage uns, ob Sidna Marryam die

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