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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ein türkischer Kiaja. Wenn mich ein freier, tapferer Kurde beleidigt, so fordere ich mit der Waffe Rechenschaft von ihm; denn er ist der Sohn eines Mannes, der vor keinem Menschen sein Knie beugte. Wagt es aber ein türkischer Kiaja, der ein Diener des Mutessarif ist, mich einen Hund zu nennen, so werfe ich ihn vom Pferde herab und gebe ihm die Sohle meines Fußes auf den Leib, damit er die Demuth lerne, die er jedem tapfern Manne schuldig ist! Sagt mir, Ihr Männer: Wer hat den Tribut-Einsammler eines türkischen Dorfes zum Anführer der berühmten Kurden von Berwari gemacht?«
    Ein lautes Murmeln ließ sich rundum hören. Dann antwortete Einer:
    »Er selbst.«
    Ich wandte mich an den Sprecher:
    »Kennst Du mich?«
    »Ja, Emir, die Meisten von uns kennen Dich.«
    »Du weißt, daß ich ein Freund und Gast des Bey bin?«
    »Wir wissen es!«
    »So antworte mir: Gab es unter den Berwari Keinen, der würdig gewesen wäre, die Stelle des Bey zu vertreten?«
    »Es gibt ihrer Viele,« antwortete er stolz; »aber dieser Mann, den Du Kiaja nennst, ist oft in Gumri. Er ist ein starker Mann, und da er eine Blutrache mit dem Melek von Lizan hat und wir mit einer langen Wahl keine Zeit verlieren wollten, so haben wir ihm den Befehl übergeben.«
    »Er ist ein starker Mann? Habe ich ihn nicht vom Pferde geworfen und dann zu Boden getreten? Ich sage Euch, daß sein Leib die Erde nicht wieder verlassen, seine Seele aber zur Dschehennah fahren soll, wenn er es noch ein einziges Mal wagt, mich oder einen meiner Freunde zu beleidigen! Die Faust eines Emir aus Tschermanistan ist wie Kumahsch für den Gefährten, für den Feind aber wie Tschelik und Demihr.«
    »Herr, was forderst Du von ihm?«
    »Der Bey ist in Lizan gefangen. Er sendet mich zu Euch, um mit Eurem Anführer zu besprechen, was Ihr thun sollt. Dieser Mann aber will dem Bey nicht gehorchen; er will nicht mit mir reden und hat mich einen Hund genannt.«
    »Er muß gehorchen – er muß Dich hören!« rief es im Kreise.
    »Gut,« antwortete ich. »Ihr habt ihm den Befehl übertragen und so mag er ihn behalten, bis der Bey wieder frei ist. Aber wie ich ihm seine Ehre gebe, so soll er mir auch die meinige erweisen. Der Bey hat mich gesandt; ich stehe hier an seiner Stelle; will dieser Kiaja in Frieden mit mir verkehren und mich behandeln, wie ein Emir behandelt werden muß, so gebe ich ihm seine Waffen zurück, und der Bey soll bald wieder in Eurer Mitte sein.«
    Ich blickte mich forschend im Kreise um. Es standen, so weit ich sie sehen konnte, weit über hundert Männer zwischen den lichten Büschen umher, und Alle riefen mir ihre Zustimmung zu. Darauf wandte ich mich zu dem Kiaja:
    »Du hast meine Worte gehört; ich erkenne Dich als Anführer an und werde Dich deßhalb jetzt Agha nennen. Hier hast Du Deine Flinte und Dein Messer. Und nun erwarte ich, daß Du auf meine Worte hörst.«
    »Was hast Du mir zu sagen?« brummte er höchst mißmuthig.
    »Rufe alle Deine Berwari zusammen. Sie sollen nicht eher vorgehen, als bis unsere Besprechung zu Ende ist.«
    Er blickte mich sehr erstaunt an.
    »Weißt Du denn nicht, daß wir Lizan überfallen wollen?« frug er mich.
    »Ich weiß es; aber es geschieht auch später noch zur rechten Zeit.«
    »Wenn wir zaudern, so werden die Nasarah über uns herfallen. Sie wissen, daß wir kommen; sie haben uns gesehen.«
    »Eben weil sie es wissen, sendet der Bey mich zu Euch. Sie werden Euch nicht überfallen; sie haben sich über den Zab zurückgezogen und werden die Brücke vertheidigen.«
    »Weißt Du dies genau?«
    »Ich selbst habe es ihnen angerathen.«
    Er blickte finster vor sich nieder, und auch aus dem Kreise rings umher wurde mancher mißbilligende Blick auf mich geworfen. Dann entschied er sich:
    »Herr, ich werde thun, was Du verlangst; aber glaube nicht, daß wir von einem Fremden einen schlechten Rath annehmen werden!«
    »Das thue, wie Du willst! Laß einen freien Platz aussuchen, wo wir Raum genug haben, um die Versammlung überblicken zu können. Die Assiretah mögen zur Berathung kommen, die Anderen aber sollen den Ort bewachen, damit Ihr keine Sorge zu haben braucht.«
    Er gab die nöthigen Befehle, und nun kam reges Leben in die Leute. Dabei hatte ich Zeit, einige Worte mit Mohammed Emin zu sprechen. Ich erzählte ihm unsere Erlebnisse seit unserer Trennung und wollte ihn nun auch nach den seinigen fragen, als gemeldet wurde, daß ein passender Platz gefunden sei. Wir mußten aufbrechen.
    »Sihdi,« sagte der Haddedihn,

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