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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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»ich danke Dir, daß Du diesem Kiaja gezeigt hast, daß wir Männer sind!«
    »Hat er dies an Dir nicht auch bemerkt?«
    »Herr, ich habe kein solches Glück wie Du. Ich wäre von diesen Männern zerrissen worden, wenn ich ihm nur halb so viel gesagt hätte, wie Du. Und dann bedenke, daß ich nur wenige kurdische Worte reden kann; sie aber haben nur Einige unter sich, die etwas Arabisch verstehen. Dieser Kiaja muß ein berüchtigter Dieb und Räuber sein, weil sie solchen Respekt vor ihm haben.«
    »Nun, Du siehst, daß sie mich nicht weniger achten, obgleich ich kein Dieb und Räuber bin. Wenn er mich beleidigt, schlage ich ihm in’s Gesicht; das ist das ganze Geheimniß der Scheu, welche sie vor mir haben. Und das merke Dir, Mohammed Emin: – nicht die Faust allein thut es, sondern wer einen guten, fruchtbaren Hieb austheilen will, bei dem muß zugleich auch der Blick des Auges und der Ton der Stimme ein Schlag sein, welcher den Gegner niederstreckt. Komm, man erwartet uns; wir trennen uns nicht wieder.«
    »Welche Vorschläge hast Du zu machen?«
    »Du wirst sie hören.«
    »Aber ich verstehe Euer Kurdisch nicht.«
    »Ich werde Dir das Nöthige von Zeit zu Zeit verdolmetschen.«
    Wir gelangten zwischen den weit aus einander stehenden Büschen und Bäumen hindurch an eine Lichtung, die genug Raum zur bequemen Verhandlung bot. Rundum waren die Pferde angebunden. Etwa zwanzig martialische Krieger saßen mit dem Agha in der Mitte des Platzes; die Übrigen aber hatten sich ehrerbietig zurückgezogen, entweder bei den Pferden oder tiefer im Busche stehend, um für unsere Sicherheit zu sorgen. Es war ein malerischer Anblick, den diese sonderbar gekleideten Kurden mit ihren so verschieden aufgeschirrten Thieren boten; doch hatte ich keine Zeit, weitere Betrachtungen darüber anzustellen.
    »Herr,« begann der Agha, »wir sind bereit, zu hören, was Du uns zu sagen hast. Aber gehört dieser auch mit zu den Assiretah?«
    Er deutete dabei auf Mohammed Emin. Diesen bös gemeinten Hieb mußte ich sofort zurückgeben.
    »Mohammed Emin ist der berühmte Emir der Beni Haddedihn vom Stamme der Arab-es-Schammar. Er ist ein weiser Fürst und ein unüberwindlicher Krieger, dessen grauen Bart selbst der Ungläubige achtet. Noch Niemand hat es gewagt, ihn vom Pferde zu werfen oder ihm den Fuß auf den Leib zu setzen. Sage noch ein einziges Wort, welches mir nicht gefällt, so kehre ich zum Bey zurück, nehme Dich aber vor mich auf das Pferd und lasse Dir in Lizan die Fußsohlen peitschen!«
    »Herr, Du wolltest in Frieden mit mir reden!«
    »So halte Du selbst diesen Frieden, Mensch! Zwei Emire wie Mohammed Emin und ich lassen sich von tausend Männern nicht beleidigen. Mit unseren Waffen brauchen wir Dein ganzes Land Chal nicht zu fürchten. Wir stellen uns unter das Odschag dieser Berwari-Kurden, die nicht zugeben werden, daß Freunde ihres Bey beleidigt werden.«
    Wer das Odschag anruft, dem ist der beste Schutz auf alle Fälle sicher, und so erhob sich auch sofort der Älteste der Krieger, nahm Mohammed und mich bei der Hand und betheuerte mit drohender Stimme:
    »Wer diese Emire kränkt, der ist mein Feind. Ser babe men – beim Haupte meines Vaters!«
    Dieser Schwur des angesehensten Kurden war kräftig genug, uns von jetzt an gegen die Beleidigungen des Kiaja zu schützen. Dieser frug nun:
    »Welches ist die Botschaft, die Du uns auszurichten hast?«
    »Ich habe Euch zu sagen, daß der Bey von Gumri der Gefangene des Melek von Lizan ist –«
    »Das wußten wir vorher; dazu brauchst Du nicht zu uns zu kommen.«
    »Wenn Du in die Dschehennah zu Deinen Vätern kommst, so bedanke Dich bei ihnen dafür, daß sie Dich zu einem so höflichen Manne gemacht haben. Nur bei den Negern und Adschani ist es Sitte, einander nicht vollständig aussprechen zu lassen; Dein Chodschah aber hat die Rute verdient!«
    Trotzdem ich die Zurechtweisung also selbst übernommen hatte, zog doch auch der alte Kurde seine Pistole hervor und meinte gleichmüthig:
    »Ser babe men – beim Haupte meines Vaters! Vielleicht wird man bald die Stimme dieses Gewehrs vernehmen! Fahre weiter fort, Emir!
    Es war gewiß eine eigenthümliche Lage. Wir beiden Fremdlinge wurden gegen den eigenen Anführer in Schutz genommen. Was würde wohl ein civilisirter Cavallerierittmeister dazu sagen? Solche Dinge können nur im wilden Kurdenlande vorkommen! Ich folgte der Aufforderung und redete weiter:
    »Der Melek von Lizan verlangt das Blut des Bey.«
    »Warum?« frug es

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