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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Sihdi. Aber er soll seinen Lohn erhalten! So wäre es beinahe zum Kampf gekommen; da aber ging ich zum Melek, der sich gerade bei dem Bey von Gumri befand, und bat ihn, sie sollten einen Waffenstillstand abschließen, und ich wollte während dieser Zeit sehen, ob ich Dich finden könne. Sie glaubten, das sei unmöglich; aber als ich von unserm Hunde sprach, bekamen sie Hoffnung. Es wurde nun noch eine letzte Gesandtschaft fortgeschickt, mit der ich gehen sollte. Die Berwari zeigten sich einverstanden, daß beide Theile bis morgen Mittag aus einander bleiben sollten; bist Du dann noch nicht wieder da, so geht der Kampf los.«
    »Nun, und Du?«
    »Wir gingen mit dem Hunde an die Stelle, wo das Pferd liegt. Dojan fand sofort Deine Fährte und zog mich fort bis an den Fluß. Es war klar, daß Du über das Wasser hinübergeschafft worden warest. Die Andern meinten, ich solle erst nach Lizan zurück, um über die Brücke an das andere Ufer zu kommen; ich aber hatte keine Zeit dazu, denn der Abend war schon nahe. Ich zog mich aus, wickelte meine Kleider um den Kopf, legte die Waffen darauf und ging mit dem Hunde allein hinüber.«
    »Fandet Ihr die Spur sofort?«
    »Ja, Sihdi. Wir folgten ihr, nachdem ich mich wieder angekleidet hatte – und da sind wir nun, Effendi!«
    »Halef, das werde ich Dir nicht vergessen!«
    »Schweig, Herr! Du hättest ganz dasselbe und auch noch mehr für mich gethan!«
    »Was sagte der Engländer?«
    »Man versteht seine Sprache nicht, aber er ist ganz wüthend herumgelaufen und hat ein Gesicht gemacht, wie ein Panther, wenn er gefangen ist.«
    »Weiß Nedschir-Bey, daß Du mich suchst und den Hund bei Dir hast?«
    »Nein. Er war schon vorher wieder fort.«
    »Sind Dir hier Leute begegnet?«
    »Niemand. Der Hund führte mich durch eine Gegend, wo kein Mensch zu gehen scheint.«
    »Wo befindet sich mein Rappe?«
    »Im Hofe des Melek. Ich habe ihn dem Haddedihn übergeben.«
    »So ist er in guten Händen.«
    Da erschollen leichte Schritte draußen. Halef griff nach seinen Waffen, und Dojan machte sich sprungfertig. Ich beruhigte Beide, denn es war Ingdscha, welche eintrat.
    Das Mädchen blieb ganz erstaunt am Eingange stehen, als sie den Diener und den Hund erblickte.
    »Fürchte Dich nicht,« sagte ich; »dieser Mann und dieser Hund sind Dir freundlich gesinnt.«
    »Wie kommen sie hierher?«
    »Sie haben mich aufgesucht, um mich zu befreien.«
    »So willst Du uns verlassen?«
    »Jetzt noch nicht.«
    »Bedarfst Du noch des Ruh ‘i kulyan?«
    »Ja. Willst Du mich noch zu ihm führen?«
    »Gern, Emir. Hier habe ich Dir Speise und Trank gebracht. Nun aber wird es nicht ausreichen für Zwei und den Hund.«
    Sie trug einen großen Binsenkorb, der voll bepackt war. Es hätten fünf Männer sich satt essen können.
    »Sorge Dich nicht, Du Gute,« antwortete ich; »es reicht für mehr als für uns. Du und Madana, Ihr Beide sollt auch mit zulangen.«
    »Herr, wir sind Frauen!«
    »In meinem Vaterlande werden die Frauen nicht verachtet. Bei uns sind sie die Zierde und der Stolz des Hauses und nehmen beim Mahle den Ehrenplatz ein.«
    »O, Emir, wie glücklich sind Eure Frauen!«
    »Aber sie müssen mit Schaufeln essen!« fiel die ›Petersilie‹ in sehr mitleidigem Tone ein.
    »Das sind keine Schaufeln, sondern kleine, zierliche Werkzeuge von schönem Metall, mit denen es sich ganz vortrefflich und noch viel appetitlicher essen läßt, als mit den nackten Fingern. Wer bei uns sich während des Essens die Hände mit Speise besudelt, der gilt für einen unreinlichen und ungeschickten Menschen. Ich will Euch einmal zeigen, wie ein solcher Kaschyk aussieht.«
    Während Ingdscha ein mitgebrachtes Tuch auf den Boden breitete, um die Speisen darauf zu legen, nahm ich Halef’s Dolchmesser und schnitt mit demselben einen tüchtigen Span aus dem Pfahle, um daraus einen Löffel zu schnitzen. Er war bald fertig und erregte, als ich ihnen den Gebrauch desselben an dem Wassernapfe zeigte, die Bewunderung der beiden einfachen Frauen.
    »Nun sage selbst, o Madana, kann man dieses kleine Ding ein Kürek nennen?«
    »Nein, Herr,« antwortete sie. »Ihr braucht doch keine so großen Mäuler zu haben, als ich erst dachte.«
    »Herr, was wirst Du mit diesem Kaschyk thun?« frug Ingdscha.
    »Wegwerfen.«
    »O nein, Emir! Magst Du mir ihn nicht schenken?«
    »Für Dich ist er nicht schön genug. Für die Perle von Schohrd müßte er von Silber sein.«
    »Herr,« meinte sie erröthend, »er ist schön genug! Er ist schöner, als

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