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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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arbeitet, ihr Wackern, ihr Guten, ihr Helden, ihr Unvergleichlichen, Erprobten und Auserwählten!«
    Wir schießen einer Schere zu, welche sich grad vor uns öffnet und uns im nächsten Augenblicke vernichten wird. Die Felsen sind so scharf, und der Fall des Stromes ist so reißend, daß von dem Schiffe kein Handgroß von Holz beisammen bleiben kann, wie es scheint.
    »Allah ïa Sahtir, o du Bewahrer, hilf! Links, links, ihr Hunde, ihr Geier, ihr Rattenfresser, ihr Aasverdauer, links, links mit dem Steuer, ihr Braven, ihr Herrlichen, ihr Väter aller Helden! Allah, Allah, Maschallah – Gott thut Wunder, ihm sei Dank!«
    Das Schiff hat den fast übermenschlichen Anstrengungen gehorcht und ist vorübergeflogen. Für einige Augenblicke befinden wir uns im ruhigen Fahrwasser, und alles stürzt sich auf die Kniee, um dem Allmächtigen zu danken.
    »Esch’hetu inu la il laha il Allah!« tönt es jubelnd über das Deck hin – »bezeuge, daß es nur einen Gott giebt! Sellem aale na baraktak, begnadige uns mit deinem Segen!«
    Da kommt es hinter uns hergeschossen, wie von der Sehne eines Bogens geschnellt. Es ist der Sandal, welcher dieselben Gefahren hinter sich hat, wie wir. Seine Schnelligkeit ist jetzt wieder größer als die unserige, und er muß daher an uns vorüber. Aber das offene Fahrwasser ist so schmal, daß wir nur mit Mühe auszuweichen vermögen, und fast Bord an Bord rauscht er vorüber. Am Maste lehnt Abrahim-Mamur, die Rechte hinter sich versteckend. Mir grade gegenüber reißt er die verborgen gehaltene, lange arabische Flinte an die Wange – ich werfe mich nieder – die Kugel pfeift über mir weg, und im nächsten Augenblick ist der Sandal uns weit voran.
    Alle haben den Mordversuch gesehen, aber niemand hat Zeit zur Verwunderung oder zum Zorne, denn die Strömung packt uns wieder und treibt uns in ein Labyrinth von Klippen.
    Da erschallt vor uns ein lauter Schrei. Der Sandal wurde von der Macht des Schellahl an einen Felsen geworfen; die Schiffer schlagen die Ruder in die Flut, und das nur leicht beschädigte Fahrzeug schießt, von den Wogen wieder gefaßt, befreit davon. Aber bei dem Stoße ist ein Mensch über Bord gefallen; er hängt im Wasser, sich verzweiflungsvoll an die Klippe klammernd. Ich ergreife einen der vorhandenen Dattelbaststricke, eile an das Seitenbord und werfe ihn dem Bedrohten zu. Er faßt danach – ergreift ihn – wird emporgezogen – es ist – Abrahim-Mamur.
    Sobald er das Verdeck glücklich erreicht hatte, schüttelte er das Wasser aus seinen Kleidern und stürzte dann mit geballten Fäusten auf mich zu.
    »Hund, du bist ein Räuber und Betrüger!«
    Ich erwartete ihn stehenden Fußes, und meine Haltung bewirkte, daß er vor mir stehen blieb, ohne seine Fäuste in Anwendung zu bringen.
    »Abrahim-Mamur, sei höflich, denn du befindest dich nicht in deinem Hause. Sagst du nur noch ein Wort, welches mir nicht gefällt, so lasse ich dich an den Mast binden und durchpeitschen!«
    Die größte Beleidigung für einen Araber ist ein Schlag, und die zweitgrößte ist die Drohung, ihn zu schlagen. Abrahim machte eine Bewegung, bezwang sich aber augenblicklich.
    »Du hast mein Weib an Bord!«
    »Nein.«
    »Du sagst mir nicht die Wahrheit.«
    »Ich sage sie, denn die ich an Bord habe, ist nicht dein Weib, sondern die Verlobte dieses jungen Mannes, welcher neben dir steht.«
    Er stürzte auf die Kajüte zu, dort aber trat ihm Halef entgegen.
    »Abrahim-Mamur, ich bin Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas; dieses hier sind meine zwei Pistolen, und ich werde dich niederschießen, sobald du irgend wohin gehen willst, wohin zu gehen mein Herr dir verbietet!«
    Mein kleiner Halef machte ein Gesicht, dem der Ägypter es ansehen konnte, daß es ihm mit dem Schießen Ernst sei. Er wandte sich daher ab und schnaubte:
    »So werde ich Euch verklagen, sobald Ihr an das Land geht, um Eure Hilfsmatrosen abzusetzen.«
    »Thue es. Bis dahin aber bist du nicht mein Feind, sondern mein Gast, so lange du dich friedlich benimmst.«
    Die Stromschnelle war in ihren gefährlichen Stellen glücklich durchschifft, und wir konnten uns nun mit der nötigen Muße unserer Angelegenheit zuwenden.
    »Willst du uns jetzt erzählen, auf welche Weise Senitza in die Hand dieses Menschen geraten ist?« fragte ich Isla.
    »Ich will sie holen,« antwortete er; »sie mag es Euch selbst erzählen.«
    »Nein; sie mag in der Kajüte bleiben, denn ihr Anblick würde den Ägypter erbittern und zum Äußersten reizen. Sage

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