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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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wenige Minuten darauf ein zweiter mit einem silbernen Kahwetest, aus welchem er uns die Tassen füllte. Bei dem ersten Zuge, welchen der Hausherr aus seiner Pfeife that, hieß er uns von Neuem willkommen, und als er den sehr kleinen Kopf nach wenigen Augenblicken ausgeraucht hatte, bat er uns um die Erlaubniß, sich für kurze Zeit entfernen zu dürfen, um die Seinen zu begrüßen.
    Wir rauchten und tranken schweigend fort, bis er zurückkehrte und uns aufforderte, ihm zu folgen. Er führte uns in ein nach morgenländischen Begriffen sehr reich ausgestattetes Zimmer, welches ich bewohnen sollte, während unmittelbar daneben dasjenige lag, welches für Halef bestimmt war. Auch für die Irländer versprach er, zu sorgen. Darauf mußten wir ihm die Treppe hinab in das Parterre folgen. Dort war uns bereits mit unbegreiflicher Schnelligkeit ein Bad bereitet worden, und da fanden wir auch zwei Anzüge liegen, vom rothen Fez bis zum leichten Pabutsch herab, welche wir gegen unsere jetzigen vertauschen sollten. Zwei Diener erwarteten uns, um uns zu bedienen.
    Das war eine wirklich morgenländische Gastfreundlichkeit, deren Werth ich dankbar erkennen mußte. Als wir dem Bade entstiegen waren und uns umgekleidet hatten, kehrten wir als vollständig neue Menschen nach dem Selamlik zurück. Der aufmerksame Wirth hatte unsere Rückkehr jedenfalls beobachten lassen, denn kaum daß wir eingetreten waren, so stellte auch er sich wieder bei uns ein.
    »Herr, Du hast große Freude gebracht über die Meinen,« sagte er, mich, da er arabisch sprach, wieder Du nennend. »Als ich ihnen sagte, wer Du bist, haben sie begehrt, heute vor Dir erscheinen zu dürfen. Wirst Du es ihnen erlauben?«
    »Gern, denn es wird mich sehr beglücken, mit ihnen sprechen zu können.«
    »Sie werden erst am Nachmittag kommen, denn jetzt sind sie beschäftigt, das Mahl zu bereiten, dessen Zurichtung sie heut keiner Dienerin überlassen wollen. Hast Du bereits solche Bilder gesehen?« frug er dann, als er sah, daß mein Auge zufällig den Herkules musterte.
    »Sie sind sehr selten,« antwortete ich zweideutig.
    »Ja. Ich habe sie in Stambul gekauft und einen sehr hohen Preis bezahlt. Kein Mann in Damaskus hat solche kostbare Gemälde. Weißt Du auch, was sie vorstellen?«
    »Ich möchte es beinahe bezweifeln!«
    »Ich habe es mir erklären lassen. Das erste ist der Sultan el Kebir und das zweite der kluge Emir der Nemsi; dann kommt die Königin von England mit dem Schah der Amerikaner; neben den Blumen ist ein Held aus Diarbekir, der einen Seehundtödtet, daneben die Schlacht bei Tschesme und dann die Erstürmung von Jerusalem durch die Christen. Ist das nicht schön?«
    »Außerordentlich! Aber was steht hier in der Mitte dieses Zimmers?«
    »O, das ist das Kostbarste, was ich besitze. Es ist ein Tschalghy, welches ich von einem Engländer kaufte, der hier wohnte und dann weiter zog. Darf ich es Dir zeigen?«
    »Ich bitte Dich darum!«
    Wir traten hinzu und öffneten. Über den Tasten stand ›Edward Southey, Leadenhallstreet, London‹ zu lesen, und ein Blick in das Innere des Instrumentes zeigte mir, daß zwar einige Saiten gesprungen seien, sonst aber Alles sich noch in leidlichem Zustande befinde.
    »Ich werde Dir zeigen, wie man es macht.«
    Mit diesen Worten begann der Mann ein Faust-Attentat auf die Tasten, welches mir die Haare zu Berge trieb; ich aber zwang mich zu einer bewundernden Miene und erkundigte mich dann, ob sonst weiter nichts zu dem ›Tschalghy‹ vorhanden sei.
    »Der Engländer gab mir auch Demir iplik mit und einen Hammer zum Musikmachen, damit die Hände nicht schmerzen. Ich werde Dir ihn zeigen.«
    Er ging und brachte bald ein Kästchen, welches Saitendraht verschiedener Stärke und einen Stimmschlüssel enthielt. Er nahm den letzteren und hämmerte damit auf den Tasten herum, daß es heulte und krachte. Der liebenswürdige Engländer hatte sich jedenfalls den Spaß gemacht, ihm den Gebrauch des Schlüssels in dieser Weise zu erklären. Übrigens war das Piano schrecklich verstimmt und voller Staub und Schmutz.
    »Willst Du auch einmal Musik machen?« fragte er mich. »Es darf mir kein Mensch das Tschalghy öffnen, Du aber bist mein Gast und sollst einmal klopfen dürfen!«
    Er reichte mir den Stimmhammer mit einer wichtigen Gönnermiene entgegen.
    »Du hast mir gezeigt, wie man in Damaskus Musik macht,« meinte ich; »nun will ich Dir auch zeigen, wie man auf diesem Instrumente im Abendlande spielt. Vorher aber erlaube mir, es

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