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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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deutschen Handwerksburschen hatte, noch ein Wort des Vortrages verstand, wurde der Komiker doch mit einem sehr dankbaren Applaus belohnt.
    Das waren jedenfalls Presnitzer Leute, und um die Universalität dieser Leute auf die Probe zu stellen, frug ich die Sängerin:
    »Türkü tschaghyr-sen ne schekel- in welcher Sprache singest Du?«
    »Türkü tschaghyr-im nemtschedsche – ich singe deutsch,« antwortete sie.
    »You are consequently a german Lady – Sie sind folglich eine deutsche Dame?«
    »My native country is german Austria – meine Heimat ist Deutsch-Österreich.«
    »Et comme s’appelle votre ville natale – und wie heißt Ihre Vaterstadt?«
    »Elle est nommée Presnitz, situé au nord de la Bohème – sie heißt Presnitz, welches in Nord-Böhmen liegt.«
    »Ah, nicht weit von der sächsischen Grenze, nahe von Jöhstadt und Annaberg?«
    »Richtig!« rief sie. »Hurrjeh, Sie reden auch deutsch?«
    »Wie Sie hören!«
    »Hier in Damaskus?«
    »Überall!«
    Da nahmen auch ihre Collegen theil; die Freude, hier einen Deutschen zu treffen, war allgemein, und die Folge davon waren einerseits von mir einige Gläser Scherbet und anderseits von ihnen die Bitte, mein Lieblingslied zu nennen; sie wollten es singen. Ich bezeichnete es ihnen, und sofort begannen sie:
    »Wenn sich zwei Herzen scheiden,
Die sich dereinst geliebt,
Das ist ein großes Leiden,
Wie’s größer keines gibt.«
     
    Ich freute mich, wieder einmal dem Orgelklange dieser prächtigen Melodie lauschen zu können; da gab mir Halef einen Stoß und winkte nach dem Eingange hin. Mein Auge folgte der angegebenen Richtung und erblickte einen Mann, von dem wir während der letzten Tage so oft gesprochen hatten, und den ich hier wohl nicht zu finden geglaubt hätte. Diese schönen, feinen, aber in ihrer Disharmonie so unangenehmen Züge, dieses forschend scharfe, stechende Auge mit dem kalten, durchbohrenden Blick, diese dunklen Schatten, welche Haß, Liebe, Rache und unbefriedigter Ehrgeiz über das Gesicht geworfen hatten, sie waren mir zu bekannt, als daß mich der dichte Vollbart, welchen der Mann jetzt trug, hätte täuschen können. Es war Dawuhd Arafim, welcher sich in seinem Hause am Nile Abrahim Mamur hatte nennen lassen!
    Er musterte die Anwesenden, und ich konnte es nicht verhindern, daß sein Blick auch auf mich fiel. Ich sah ihn zusammenzucken,dann drehte er sich schnell um und verließ mit einigen hastigen Schritten das Zelt.
    »Halef, ihm nach! Wir müssen wissen, wo er hier wohnt.«
    Ich sprang auf, und Halef folgte mir. Vor dem Zelte angekommen, sah ich ihn auf einem Esel fortgaloppiren, während der Treiber, sich am Schwanze des Thieres haltend, hinter ihm drein sprang; unser Diener aber war nirgends zu sehen, und als wir ihn nach hastigem Suchen bei einem Märchenerzähler fanden, war es zu spät, den Flüchtigen zu erreichen. Die Ghuta bot ihm mehr als genug Weg und Deckung, uns zu entgehen.
    Das machte mich so mißmuthig, daß ich heimzukehren beschloß. Ich hatte beim Erscheinen dieses Menschen sofort das Gefühl gehabt, daß ich auf irgend eine Weise wieder mit ihm zusammengerathen müsse, und nun war mir die Gelegenheit entgangen, etwas Näheres über seinen hiesigen Aufenthalt zu erfahren. Auch Halef murmelte verschiedene Kraftworte in seinen dünnen Bart hinein und meinte dann, daß es am besten sei, nach Hause zu gehen und noch ein wenig Musik zu machen.
    Wir ritten denselben Weg zurück, welchen wir gekommen waren. Auf der ›geraden Straße‹ wurden wir angerufen. Es war unser Wirth, welcher mit einem hübschen, jungen Manne am Eingange eines Schmuck- und Geschmeideladens stand. Auch er hatte einen Diener mit einem Reitesel bei sich.
    »Willst Du nicht hier eintreten, Herr?« frug er. »Wir kehren dann mit einander nach Hause zurück.«
    Wir stiegen ab, traten in das Gewölbe und wurden von dem jungen Manne mit größter Herzlichkeit begrüßt.
    »Dies ist mein Sohn Schafei Ibn Jacub Afarah.«
    Also erst jetzt erfuhr ich den Namen unsers Wirthes, Jacub Afarah. Es ist das im Oriente keine Seltenheit. Er nannte dem Sohne auch unsere Namen und fuhr dann fort:
    »Dies ist mein Juwelenladen, welchen Schafei mit einem Gehülfen verwaltet. Verzeihe, daß er uns jetzt nicht begleiten kann! Er muß bleiben, weil der Gehülfe gegangen ist, um sich das Fest Er Rimal anzusehen.«
    Er blickte im Laden umher. Er war klein und ziemlich finster, barg aber eine solche Menge von Kostbarkeiten, daß mir armen Teufel angst und bange wurde. Ich

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