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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Steige herab von dem Tiere und labe dich im Bade, so wie ich es jetzt thun werde.«
    Da trat einer der beiden Beduinen, welche uns geführt hatten, zu mir heran und erhob warnend die Hand.
    »Thue es nicht, Effendi!«
    »Warum?«
    »Weil hier Melek el newth, der Engel des Todes, wohnt. Wer hier in das Wasser geht, der wird entweder ertrinken oder den Keim des Sterbens mit sich fortnehmen. Jeder Tropfen dieser See ist eine Thräne der hunderttausend Seelen, die hier umgekommen sind, weil sie Sidna Musaund die Seinigen töten wollten. Hier eilt jedes Boot und jedes Schiff vorüber, ohne anzuhalten; denn Allah, den die Hebräer Dschehuwanannten, hat diesen Ort verflucht.«
    Moses.
    Jehova.
    »Ist es wirklich so, daß hier kein Schiff anhält?«
    »Ja.«
    »Ich wollte hier ein Fahrzeug erwarten, welches mich aufnehmen sollte.«
    »Es soll dich nach Suez bringen? Wir werden dich führen, und du sollst auf unsern Kamelen schneller hinkommen, als auf einem Schiffe.«
    »Ich will nicht nach Suez, sondern nach Tor.«
    »Dann mußt du allerdings fahren; aber hier wird dich kein Fahrzeug aufnehmen. Erlaube, daß wir dich noch eine Strecke nach Süden begleiten, bis wir einen Ort erreichen, an welchem keine Geister wohnen und wo ein jedes Schiff gern anhalten wird, um dich aufzunehmen.«
    »Wie lange haben wir da noch zu reiten?«
    »Nicht ganz dreimal die Zeit, welche von den Franken eine Stunde genannt wird.«
    »Dann vorwärts!« –
    Um an das rote Meer zu gelangen, hatte ich nicht den gewöhnlichen Weg von Kairo nach Suez eingeschlagen. Die zwischen den beiden Städten liegende Wüste verdient den Namen Wüste schon längst nicht mehr. Früher war sie gefürchtet sowohl wegen ihres vollständigen Wassermangels als auch wegen der räuberischen Beduinen, die auf der öden Strecke ihr Wesen trieben. Jetzt ist das anders geworden, und dies war der Grund, daß ich mich weiter südwärts gehalten hatte. Ein Ritt durch die Einöde hatte für mich mehr Interesse als eine Reise auf gebahnten Wegen. Deshalb wollte ich jetzt auch Suez vermeiden, welches mir doch nur das bieten konnte, was ich bereits gesehen und kennen gelernt hatte.
    Während unseres Rittes tauchten die beiden kahlen Höhen des Dschekehm und des Da-ad vor uns auf, und als rechts von uns der hohe Gipfel des Dschebel Gharib sichtbar wurde, hatten wir das Grab Pharao’s hinter uns. Das rote Meer bildete zu unserer Linken eine Bucht, in welcher ein Fahrzeug vor Anker lag.
    Es war eine jener Barken, welche man auf dem roten Meere mit dem Namen Sambuk bezeichnet. Sie war ungefähr sechzig Fuß lang und fünfzehn Fuß breit und hatte eines jener kleinen Hinterdecke, unter denen gewöhnlich ein Verschlag angebracht ist, welcher den Kapitän oder die vornehmen Passagiere beherbergt. So ein Sambuk hat außer den Riemen – denn er wird auch gerudert – zwei dreieckige Segel, von denen das eine so weit vor dem andern steht, daß es – vom Winde angeschwellt – ganz über das Vorderteil des Schiffes ragt und dort eine Art halbkreisförmigen Ballon bildet, wie man sie auf antiken Münzen und auf alten Fresken zu sehen pflegt. Man kann getrost annehmen, daß die Fahrzeuge dieses Seestriches in Beziehung auf Bauart, Führung und Takelung ganz noch dieselben sind, wie sie im grauen Altertume hier gesehen wurden, und daß die heutigen Seeleute noch dieselben Buchten und Ankerplätze besuchen, welche bereits belebt waren zur Zeit, als Dionysos seinen berühmten Zug nach Indien unternahm. Die Küstenschiffe des roten Meeres sind gewöhnlich aus jenem indischen Holze gebaut, welches die Araber Sadsch nennen, und das sich mit der Zeit im Wasser dermaßen verhärtet, daß es unmöglich ist, einen Nagel einzuschlagen. Von einer Fäulnis dieses Holzes ist niemals die Rede, und so kommt es, daß man Sambuks zu sehen bekommt, welche ein Alter von beinahe zweihundert Jahren erreichen.
    Die Schiffahrt des arabischen Busens ist eine sehr gefährliche; deshalb wird während der Nacht niemals gesegelt, sondern ein jedes Fahrzeug sucht sich beim Nahen des Abends eine sichere Ankerstelle.
    Der vor uns liegende Sambuk hatte dasselbe gethan. Er war mittels des Ankers und eines Taues befestigt und lag ohne Bemannung an der Küste. Die Schiffer hatten den Bord verlassen und saßen oder lagen an einem kleinen Wasser, welches sich in das Meer ergoß. Derjenige, welcher etwas abseits von ihnen in gravitätischer Haltung auf einer Matte saß, mußte der Kapitän oder der Eigner des Fahrzeuges sein. Ich

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