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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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du?«
    »Für alle vier und die Kamele?«
    »Nur für mich und meinen Diener Hadschi Halef. Diese beiden Männer werden mit ihren Kamelen wieder umkehren.«
    »Womit willst du bezahlen? Mit Geld oder mit etwas anderem?«
    »Mit Geld.«
    »Willst du Speise von uns nehmen?«
    »Nein; ihr gebt uns nur das Wasser.«
    »So bezahlst du für dich zehn und für diesen Hadschi Halef acht Misri.«
    Ich lachte dem braven Manne gerade ins Gesicht. Es war echt türkisch, für die kurze Fahrt und einige Schlücke Wasser achtzehn Misri, also beinahe vierunddreißig Thaler zu verlangen.
    »Du fährst einen Tag bis ungefähr zur Bucht von Nayazat, wo dein Schiff zur Nacht vor Anker geht?« fragte ich.
    »Ja.«
    »Dann sind wir des Mittags in Tor?«
    »Ja. Warum fragst du?«
    »Weil ich dir für diese kurze Fahrt nicht achtzehn Misri geben werde.«
    »So wirst du hier zurückbleiben und mit einem andern fahren müssen, der noch mehr verlangen wird.«
    »Ich werde weder zurückbleiben, noch mit einem andern fahren. Ich fahre mit dir.«
    »So giebst du die Summe, welche ich verlangt habe.«
    »Höre, was ich dir sage! Diese beiden Männer haben mir ihre Tiere geliehen und mich zu Fuße begleitet von El Kahira für vier Mariatheresienthaler; bei der Hadsch wird jeder Pilger für einen Mariatheresienthaler über das Meer gesetzt; ich werde dir für mich und meinen Diener drei Thaler geben; das ist genug.«
    »So bleibst du hier. Mein Sambuk ist kein Frachtschiff; er gehört dem Großherrn. Ich habe die Zehkaeinzusammeln und darf keinen Passagier an Bord nehmen.«
    Eine Steuer, deren Ertrag nur zu Almosen bestimmt war.
    »Aber wenn er achtzehn Misri bezahlt, dann darfst du! Grade weil dein Sambuk dem Großherrn gehört, wirst du mich aufnehmen müssen. Blicke noch einmal hier in das Bjuruldu! Hier stehen die Worte ›hep imdad wermek, sahihlik itschin meschghul, ejertsche akdschesiz – alle Hilfe leisten, für Sicherheit bedacht sein, selbst ohne Bezahlung.‹ Hast du das verstanden? Einen Privatmann müßte ich bezahlen; einen Beamten brauche ich nicht zu bezahlen. Ich gebe dir freiwillig diese drei Thaler; bist du nicht einverstanden, so wirst du mich umsonst mitnehmen müssen.«
    Er sah sich in die Enge getrieben und begann, seine Forderung zu mäßigen. Endlich nach langer Debatte hielt er mir die Hand entgegen:
    »So mag es sein. Du bist im Giölgeda padischahnün, und ich will dich für drei Thaler mitnehmen. Gieb sie her!«
    »Ich werde dich bezahlen, wenn ich in Tor das Schiff verlasse.«
    »Effendi, sind die Neßarahalle so geizig wie du?«
    Christen. Das Wort ist gleichbedeutend mit »Nazarenern«.
    »Sie sind nicht geizig, aber vorsichtig. Erlaube, daß ich mich an Bord begebe; ich werde nicht am Lande, sondern auf dem Schiffe schlafen.«
    Ich bezahlte meine Führer, welche, sobald sie außerdem noch ein Bakschisch erhalten hatten, ihre Kamele bestiegen und trotz der vorgerückten Tageszeit ihren Rückweg antraten. Dann stieg ich mit Halef an Bord. Ich befand mich nicht im Besitze eines Zeltes. Während des Rittes durch die Wüste hat man ebenso wie von der Hitze des Tages auch von der unverhältnismäßigen Kälte der Nächte zu leiden. Wer arm ist und kein Zelt hat, schmiegt sich bei der Nacht an sein Kamel oder an sein Pferd, um sich während der Ruhe an demselben zu wärmen. Ich hatte jetzt kein Tier mehr, und da die Nachtkühle hier am Wasser jedenfalls strenger war als im Innern des Landes, so zog ich es vor, hinter dem Verschlage auf dem Hinterteile des Sambuk Schutz zu suchen.
    »Sihdi,« fragte mich Halef, »habe ich es recht gemacht, daß ich diesem Wergi-Baschi die Peitsche zeigte?«
    »Ich will dich nicht tadeln.«
    »Aber warum sagst du jedem, daß du ein Ungläubiger bist?«
    »Darf man sich fürchten, die Wahrheit zu sagen?«
    »Nein; aber du bist ja bereits auf dem Wege, ein Gläubiger zu werden. Wir sind auf dem Wasser, welches die Franken Bar-el-Hamra, das rote Meer, nennen; dort liegt Medina und weiter nach rechts Mekka, die Städte des Propheten. Ich werde alle beide besuchen, und du, was wirst du thun?«
    Er sprach die Frage offen aus, welche ich mir während der letzten Tage bereits heimlich vorgelegt hatte. Dem Christen, welcher sich nach Mekka oder Medina wagt, droht der Tod; so steht es in den Büchern zu lesen. Ist es wirklich so schlimm? Muß man hingehen und sagen, daß man ein Christ sei? Ist nicht vielleicht ein Unterschied zu machen zwischen einer ruhigeren Zeit und jenen Tagen, an welchen die

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