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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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könnten.
    Ich fragte Halef, ob er seinen alten Bekannten, den griechischen Dolmetscher Kolettis, nicht einmal ansehen wolle, und er antwortete darauf mit verächtlichem Achselzucken:
    »Wenn es Kara Ben Nemsi oder Hadschi Halef Omar wäre, so würde ich hingehen:; dieser Grieche aber ist eine Kröte, die ich nicht sehen mag.«
    Es dauerte lange, ehe Maflei mit seinen Verwandten sich in die Thatsache gefunden hatte und sich in Ruhe über dieselbe äußern konnte.
    »Es ist dies keine genügende Strafe für ihn,« sagte Isla. »Ein kurzer Augenblick der Todesangst ist nicht genügend für Alles, was er gethan hat. Man hätte ihn lebendig in die Hände bekommen sollen!«
    »Nun bleiben noch die beiden Amasat,« fügte sein Vater hinzu. »Ob wir wohl je Einen davon zu sehen bekommen werden?«
    »Für Euch genügt der Eine: Barud el Amasat; der Andere hat Euch nichts gethan. Wenn Ihr mir versprecht, nicht gewaltthätig gegen ihn zu verfahren, sondern ihn dem Richter zu überliefern, so sollt Ihr ihn haben.«
    Diese Worte riefen eine neue Aufregung hervor. Ich wurde mit Fragen und Bitten bestürmt, doch ich blieb fest und sagte nichts, bis ich das verlangte Versprechen erhalten hatte. Dann erzählte ich ihnen meine heutige Unterredung mit dem Derwisch.
    Ich hatte kaum geendet, so sprang Jacub Afarah empor und rief:
    »Allah kerihm! Ich errathe, was diese Menschen wollen. Sie haben es auf unsere ganze Familie abgesehen, weil Isla diesem Abrahim Mamur Senitza abgenommen hat. Erst sollte ich arm werden; das ist nicht gelungen. Nun gehen sie nach Adrianopel, und dann kommt auch Maflei dran; bei seinem Lieferanten beginnen sie bereits. Wir müssen sofort schreiben, damit Hulam und Galingré gewarnt werden!«
    »Schreiben?« entgegnete Isla. »Das ist nichts! Wir selbst müssen nach Adrianopel gehen, um diesen Barud el Amasat zu fangen. Effendi, gehst Du mit?«
    »Ja,« antwortete ich. »Es ist das Beste, was gethan werden kann, und ich begleite Euch, weil Adrianopel auf dem Wege nach meiner Heimat liegt.«
    »Du willst heimkehren, Effendi?«
    »Ja. Ich bin nun viel länger in der Ferne gewesen, als ich eigentlich beabsichtigte.«
    Ich kann sagen, daß dieser Entschluß nur Gegner fand, doch als ich ihnen meine Gründe des Näheren auseinander setzte, gestanden sie mir ein, daß ich Recht habe. Während dieses ganzen Freundschaftsstreites war’s nur Einer, welcher kein Wort sagte, nämlich Halef; aber es war seiner zuckenden Miene anzusehen, daß er eigentlich mehr zu sagen hatte, als alle die Andern.
    »Und wann gehen wir?« fragte Isla, der es sehr eilig hatte.
    »Sogleich!« antwortete Osco. »Ich mag keinen Augenblick verlieren, bis ich diesen Freund Barud el Amasat in meinen Händen habe.«
    »Ich glaube, daß wir einiger Vorbereitungen bedürfen,« bemerkte ich. »Wenn wir morgen mit dem Frühesten aufbrechen, so ist es nicht zu spät, und wir haben den ganzen Tag vor uns. Fahren oder reiten wir?«
    »Wir reiten!« entschied Maflei.
    »Und wer geht mit?«
    »Ich, ich, ich, ich!« rief es rund im Kreise.
    Es stellte sich heraus, daß Alle mitreisen wollten. Nach einer längeren Debatte wurde beschlossen, daß sich Folgende betheiligen sollten: Schafei Ibn Jacub Afarah, welcher mit Barud eigentlich nichts auszugleichen hatte, aber diese seltene Gelegenheit, seinen Verwandten zu besuchen, einmal benützen wollte; Isla, der es sich nicht nehmen ließ, den Verräther seines Weibes fest zu fassen; Osco, der seine Tochter zu rächen hatte; Omar, welcher von Adrianopel nach Skutari wollte, um mit Hamd el Amasat abzurechnen; ich, der ich nach der Heimat wollte. Maflei hatte sich nur mit Mühe bestimmen lassen, zurückzubleiben; allein es war unbedingt nothwendig, daß die Interessen seines Geschäftes gewahrt blieben, und da Isla sich uns anschloß, war er es, der ausgeschlossen bleiben mußte.
    Halef hatte kein Wort verloren; als ich ihn fragte, antwortete er:
    »Denkst Du etwa, daß ich Dich allein ziehen lasse, Sihdi? Allah hat uns zusammengeführt, und ich werde bei Dir bleiben!«
    »Aber denke an Hanneh, die Blume der Frauen! Du entfernst Dich immer weiter von ihr.«
    »Sei still! Du weißt, daß ich stets thue, was ich mir einmal vorgenommen habe. Ich reite mit!«
    »Aber einmal müssen wir uns doch trennen!«
    »Herr, diese Zeit wird bald genug kommen, und wer weiß, ob wir uns dann im Leben noch einmal wiedersehen. Ich werdemich jetzt wenigstens nicht eher von Dir trennen, als die Andern, und bis ich weiß, daß Du dies

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