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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Andere gezwungen, ein Gleiches zu thun. Der Kanzler trat mit einem Abschiedsgruße in das Haus zurück, und ich schickte mich an, den Platz zu verlassen, als ich den einen Reiter rufen hörte:
    »Maschallah, ist es wahr? Emir!«
    Galt dies mir? Ich wandte mich um. Die beiden Reiter waren Offiziere. Der Eine von ihnen war – jener Mir Alai, dessen Boten ich heut so höflich empfangen hatte, und der Andere, welcher in dem gleichen Range stand, war jener Adjutant, den ich bei den Dschesidi am Bade erwischt hatte, und der sich mir dann so dankbar erzeigte.
    Ich trat hinzu, herzlich erfreut, den Mann wiederzusehen, und reichte ihm die Hand, die er mir freundlich schüttelte.
    »Sallam, Effendi!« grüßte ich. »Erinnerst Du Dich noch der Worte, welche ich sprach, als wir schieden?«
    »Was sagtest Du?«
    »Ich sagte: ›Möge ich Dich als Mir Alai wiedersehen!‹ Und Allah hat meinen Wunsch erfüllt. Aus dem Nasir Agassi ist der Commandeur eines Regimentes geworden.«
    »Und weißt Du, wem ich dies zu verdanken habe?«
    »Nein.«
    »Dir, Emir. Die Dschesidi hatten sich bei dem Großherrn beschwert, und der Statthalter von Mossul wurde bestraft nebst vielen Anderen. Der Anadoli Kasi Askeri kam und untersuchte die Angelegenheit; sein Urtheil war gerecht, und da ich mich der Dschesidi um Deinetwillen ein wenig angenommen hatte, wurde ich befördert. Erlaubst Du mir, Dich einmal zu besuchen?«
    »Du sollst mir von Herzen willkommen sein! Aber leider ist es heut der letzte Tag, an welchem ich in Stambul bin. Morgen früh reise ich ab.«
    »Wohin?«
    »Nach dem Abendlande. Ich habe das Morgenland besucht, um die Sitten und Gebräuche desselben kennen zu lernen, und werde den Bewohnern des Abendlandes sehr viel zu erzählen haben, was sie nicht für möglich halten.«
    Diese Worte waren mit einer kleinen Malice gegen seinen Begleiter gesprochen; er mochte den Stich fühlen, denn er sagte:
    »Ich habe heute abermals nach Dir geschickt, aber Du warst ausgegangen. Erlaubst Du, daß ich zu Dir komme?«
    Ah, der Umstand, daß der Andere so freundlich und achtungsvoll mit mir sprach, schien seine Wirkung zu haben! Ich antwortete kalt:
    »Ich werde Dich empfangen, obgleich die Zeit mir karg bemessen ist.«
    »Wann?«
    »In einer Stunde; später nicht.«
    »Allah akbar, auch Ihr kennt Euch!« verwunderte sich Nasir. »Gut, so kommen wir zusammen!«
    Er reichte mir die Hand zum Abschiede, worauf wir uns trennten. Ihm hätte ich am allerwenigsten zu begegnen vermuthet. Es war wirklich, als ob mir hier in Constantinopel eine Recapitulation meiner Erlebnisse beschieden sei.
    Auf dem Heimwege hatte ich Gelegenheit, mir noch Einiges einzukaufen, was ich für die bevorstehende Reise brauchte. Ich war zwar überzeugt, daß mein Gastfreund alle bei dem Ritte entstehenden Kosten tragen werde, aber ich wollte mich doch nicht ganz und gar von seiner Dankbarkeit abhängig machen.
    Als ich meinem Halef erzählte, daß ich Nasir Agassi begegnet sei, und daß derselbe mich besuchen werde, hatte er große Freude. Er begann sofort, die Pfeifen zu reinigen und noch manches Andere vorzubereiten, was gar nicht nothwendig war, und gab mir sogar höchst ernsthaft zu verstehen, daß der Mir Alai, dessen Jüsbaschi wir heute an der Thüre hatten sitzen lassen, nun höflich zu behandeln sei, da er mit einem Freunde und Bekannten von uns komme.
    Die Stunde war noch nicht vergangen, so traten die beiden Offiziere bei mir ein. Sie wurden herzlich empfangen und nach Möglichkeit bewirthet. Ich merkte es, daß sie von mir gesprochen hatten, denn das Benehmen des Älteren war ein außerordentlich verbindliches. Das Gespräch drehte sich natürlich meist um unsere Erlebnisse bei den Teufelsanbetern. Ich erzählte auch mein Zusammentreffen mit dem Makretsch von Mossul und erfuhr, daßihn die Soldaten wohlbehalten nach Mossul zurückgebracht hätten, worauf er dann verschwunden sei. Der Anadoli Kasi Askeri wußte sicher, in welchem Gefängnisse sich der abgesetzte Richter befand.
    Als wir nahe am Scheiden waren, erinnerte sich der Andere daran, daß es nun an der Zeit sei, seine Angelegenheit zu regeln.
    »Emir,« frug er, »ich habe gehört, daß man morgen etwas im ›Bassiret‹ lesen wird. Kann dies nicht rückgängig gemacht werden?«
    Ich zuckte die Achseln und antwortete langsam und nachdrücklich:
    »Du bist mein Gast, Effendi, und ich bin gewohnt, allen Menschen, also auch meinen Gästen, die ihnen gebührende Ehre zu erweisen; aber erlaube mir, aufrichtig mit

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