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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Mamur getroffen und ihn vom Thurme gestürzt.«
    »Maschallah! Ist es wahr?«
    »Ich vermuthe es, doch wird es nicht viel anders sein. Natürlich dürfen nur wir davon wissen. Schweige also!«
    Ich ging an Omar’s Thür, pochte an und nannte meinen Namen. Er öffnete sogleich und ließ auch Halef eintreten. Er erzählte uns ganz unaufgefordert, was geschehen war.
    Er war erst mit dem Arzte, den er zurückbegleitete, und dann wieder mit den Trägern, welche den Barbier holen sollten, nach Kolettis’ Wohnung gekommen und hatte dort Abrahim Mamur und Alexander Kolettis im leisen Gespräche sitzen sehen, ohne jedoch einen von ihnen zu kennen. Er hatte einige zerstreute Worte ihres Gespräches vernommen und war aufmerksam geworden. Er stand auf und verließ das Zimmer, kehrte aber durch die zweite Thür des Flures in die leere Nebenstube zurück, wo er das Gespräch der Beiden hörte, da sie sich unbeachtet glaubten und also lauter redeten.
    Sie hatten von den Kleinodien aus Damaskus gesprochen, welche sie aus dem Thurme holen wollten, wo einer der Wächter zu den Leuten Abrahim’s gehörte. Omar kannte die Geschichte von dem Raube in Damaskus; er hatte sie von Halef gehört und glaubte nun, Abrahim Mamur gefunden zu haben. Der weitere Verlauf ihres Gespräches überzeugte ihn, daß seine Vermuthung die richtige sei, denn Abrahim erzählte von seiner gestrigen Flucht über das goldene Horn.
    Der Lauscher kehrte nun in die Stube zurück und beschloß, den Beiden nach dem Thurme zu folgen. Er hatte sie so unbeobachtet belauschen können, weil die Wirthin draußen im Hofe beschäftigt gewesen war. Als sie gingen, folgte er ihnen. Sie waren mit einem der Wächter lange Zeit in dem schmutzigen Erdgeschoß des Thurmes geblieben, welches als Hühnerstall benutzt wird, und dann die Treppen emporgestiegen. Er folgte. In der Kaffeestube hatte Jeder eine Tasse getrunken; dann waren sie noch weiter hinauf gegangen, während der Wächter zurückkehrte. Auch hier folgte Omar. Als er die Glockenstube betrat, hatten sie draußen auf der Galerie gestanden und ihm den Rücken zugekehrt, im Glockenstuhle aber lag das Päckchen. Er war ihnen näher getreten und auf die Galerie hinausgestiegen, und da hatten sie ihn nun sehen müssen.
    »Was willst Du?« hatte Abrahim gefragt. »Warst Du nicht soeben auch bei Kolettis?«
    »Was geht das Dich an?« hatte Omar geantwortet.
    »Willst Du uns vielleicht belauschen, Hund?«
    Da hatte sich Omar erinnert, daß er ein Sohn der freien und tapferen Uëlad Merasig sei, und es war wie der Stolz und Muth eines Löwen über ihn gekommen.
    »Ja, ich habe Euch belauscht,« hatte er freimüthig gestanden. »Du bist Abrahim Mamur, der Mädchenräuber und Juwelendieb, dessen Höhle gestern von uns ausgeräuchert worden ist. Die Rache ist Dir nahe. Ich grüße Dich von dem Emir aus Frankistan, der Dir Güzela wieder nahm und Dich aus Damask vertrieb. Deine Stunde ist gekommen!«
    Abrahim hatte wie versteinert dagestanden; das hatte Omar benutzt und ihn blitzschnell ergriffen und über das Geländer hinausgeschwungen. Kolettis hatte einen Schrei ausgestoßen und nach dem Dolche gegriffen. Nur einen Augenblick lang hatten sie gerungen. Omar war im Nacken etwas tief geritzt worden, und das hatte ihm doppelte Kraft verliehen; auch der Zweite war über das Geländer hinausgeflogen. Da aber hatte Omar bemerkt, daß Abrahim sich mit einer Hand festgehalten hatte; er nahm sein Messer und versetzte dem Todesängstigen einen Schnitt über die Hand, welche nun nachließ.
    Dies war so schnell geschehen, wie man es nicht erzählen kann. Er kroch wieder in den Glockenstuhl hinein, nahm dasPacket und entfernte sich. Es gelang ihm, unten unbemerkt zu entschlüpfen, trotzdem sich bereits viele Menschen um die beiden Leichen versammelt hatten.
    Das Alles erzählte er so gleichmüthig, als habe er etwas ganz Alltägliches gethan. Auch ich machte nicht viele Worte und verband ihm seine ungefährliche Schramme. Dann mußte er uns nach dem Vorderhause folgen, wo sein Bericht allerdings einen ganz anderen Erfolg hatte. Nur einige laute Ausrufe ausstoßend, sprangen Maflei, sein Bruder und Isla auf und rannten, ihre Muselmanns-Gravität ganz verleugnend, fort, um sich die Todten anzusehen. Sie kehrten erst nach längerer Zeit zurück und berichteten, daß man die Leichen einstweilen in das Erdgeschoß des Thurmes geschafft habe. Niemand kenne jene, und auch sie hatten mit keiner Miene verrathen, daß sie eigentlich Auskunft geben

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