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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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nicht. Es giebt keinen Eltschi der Nemsi hier in dieser Gegend.«
    »Der Gesandte ist in Stambul beim Großherrn. Ich habe ein Bu-Dscheruldi, das ihr hier Bjuruldu nennt, und bin also einer, der in dem Schatten des Sultans steht.«
    Er lachte.
    »Hier gilt der Padischah nichts; hier hat nur der Großscherif von Mekka zu gebieten, und ich bin mächtiger als diese beiden. Ich werde weder mit deinem König noch mit seinem Gesandten über dich verhandeln.«
    »Mit wem sonst?«
    »Mit den Inglis.«
    »Warum mit diesen?«
    »Weil sie dich auswechseln sollen.«
    »Gegen wen?«
    »Gegen meinen Bruder, der sich in ihrer Hand befindet. Er hat mit seiner Barke eines ihrer Schiffe angegriffen und ist von ihnen gefangen genommen worden. Sie haben ihn nach Edengeschafft und wollen ihn töten; nun aber werden sie ihn für dich frei lassen müssen.«
    Aden an der Straße Bab-el-Mandeb.
    »Vielleicht irrst du dich. Ich gehöre nicht zu den Inglis. Sie werden mich wohl in deinen Händen lassen und deinen Bruder töten.«
    »So stirbst du auch. Du kannst schreiben und wirst einen Brief an sie anfertigen, den ich ihnen übergeben lasse. Machst du den Brief gut, so werden sie dich auswechseln; machst du ihn aber schlecht, so hast du dich selbst getötet. Also überlege dir den Brief recht sehr; du hast noch viele Tage Zeit.«
    »Wie viele?«
    »Wir haben ein böses Meer vor uns; aber ich werde, so viel es angeht, auch des Nachts fahren. Wenn uns der Wind günstig bleibt, sind wir in vier Tagen in Dschidda. Von da bis in die Gegend von Sanah, wo ich mein Schiff verbergen werde, haben wir beinahe ebenso weit. Du hast also eine volle Woche Zeit, über dein Schreiben nachzudenken, denn erst von Sanah aus werde ich den Boten abgehen lassen.«
    »Ich werde den Brief schreiben.«
    »Und du versprichst mir, keinen Fluchtversuch zu unternehmen?«
    »Das kann ich dir nicht versprechen.«
    Er sah mir einige Zeit lang ernst in das Gesicht.
    »Allah akbar, Gott ist groß, und ich habe es nicht geglaubt, daß unter den Christen auch ehrliche Leute sind. Also du willst mir entfliehen?«
    »Ich werde jede Gelegenheit dazu benutzen.«
    »So werden wir auch nicht fechten; du könntest mich erschlagen und in das Wasser springen, um dich durch Schwimmen zu retten. Kannst du schwimmen?«
    »Ja.«
    »Bedenke, daß hier im Wasser viele Fische sind, die dich fressen würden!«
    »Ich weiß es.«
    »Ich werde dich streng bewachen lassen. Der Mann hier neben mir wird stets an deiner Seite sein. Du hast ihn beleidigt; er wird dich nicht aus den Augen lassen, bis du entweder frei oder gestorben bist.«
    »Was wird in diesen beiden Fällen mit meinem Diener werden?«
    »Ihm wird nichts geschehen. Zwar hat er eine große Sünde begangen, da er der Diener eines Ungläubigen ist; aber er ist weder ein Türke noch ein Giaur, er wird seine Freiheit mit dir oder nach deinem Tode erhalten. Jetzt kannst du auf dem Deck bleiben; sobald es dir dein Wächter aber gebietet, gehst du hinab, wo du in deine Kammer eingeschlossen wirst.«
    Er wandte sich hierauf von mir ab, und ich war also entlassen.
    Ich schritt zunächst nach dem Vorderdeck und ging dann längs des Regelings spazieren; als ich ermüdet war, legte ich mich auf eine Decke nieder. Stets blieb der Araber in meiner Nähe, so daß er sich immer in einer Entfernung von fünf bis sechs Schritten von mir befand.
    Das war ebenso überflüssig wie für mich unangenehm. Kein Mensch weiter schien sich um mich zu bekümmern, kein Mensch sprach ein Wort zu mir. Man reichte mir schweigend mein Wasser, mein Kuskussu und einige Datteln. Sobald ein Fahrzeug uns ansegelte, mußte ich hinunter in meine Kammer, an deren Thür sich mein Wächter so lange postierte, bis ich wieder oben erscheinen durfte, und am Abend wurde die Thüre verriegelt und mit allerlei Gerümpel verbarrikadiert.

Sechstes Kapitel. Wieder frei .
     
    Unter diesen Umständen vergingen drei Tage. Ich empfand mehr Sorge um den kranken Halef als um mich selbst; aber alle meine Bemühungen, zu ihm zu kommen, wären vergeblich gewesen. Natürlich befand er sich ebenso unter Deck wie ich selbst, und jeder Versuch, hinter dem Rücken meines Wächters dem braven Diener ein Zeichen zu geben, hätte uns beiden nur schaden müssen.
    Wir waren ungefähr, da wir eine sehr schnelle und glückliche Fahrt gemacht hatten, in der Gegend zwischen Dschebel Eyub und Dschebel Kelaya angekommen, von wo an die Küste bis Dschidda immer niedriger und flacher wird. Es war zur Zeit der

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