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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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kniete auf ihm und hatte ihm mit den Händen den Hals zugeschnürt.
    »Fühle in seinen Gürtel, ob er ein Messer hat, Sihdi!«
    »Hier ist eins; warte!«
    Ich zog mit meinen hart am Gelenke gebundenen Händen das Messer hervor, nahm den Griff fest zwischen die Zähne und sägte mir die Fesseln entzwei.
    »Geht es, Sihdi?«
    »Ja, jetzt habe ich die Hände frei. Gott sei Dank, daß er noch nicht tot ist!«
    »Sihdi, er hätte es verdient.«
    »Und dennoch soll er leben! Wir binden ihn, geben ihm einen Knebel und legen ihn in meine Kammer.«
    »So wird er durch die Nase stöhnen und uns verraten.«
    »Ich nehme sein Turbantuch auseinander und wickele es ihm um das Gesicht. Laß jetzt ein wenig locker, so daß er Atem bekommt! – So – hier ist der Knebel – – hier sein Gürtel, um Hände und Füße zu binden – – laß den Hals los und halte seine Beine – – – so, fertig. Nun hinein mit ihm!«
    Ich atmete tief auf, als ich die Thür hinter dem Gefangenen verriegelt hatte und nun mit Halef an der Treppe stand.
    »Was nun, Sihdi?« fragte er mich.
    »Wie kam das alles, jetzt?«
    »O, sehr einfach. Ich kroch aus dem Raum empor und horchte.«
    »Wenn sie dich entdeckt hätten!«
    »Sie bewachten mich nicht, weil sie denken, daß ich mich nicht regen kann. Da hörte ich, daß der Vater des Säbels mit zwölf Männern zunächst nach Dschidda gegangen ist. Er hat viel Geld mitgenommen, um es dem Großscherif in Mekka zu bringen. Dann vernahm ich, daß der Araber, welcher dich bewacht, an deiner Thüre schlafen werde. Er haßt dich, und er hätte dich längst getötet, wenn er sich nicht vor Abu Seïf fürchten müßte. Wenn ich zu dir wollte, so mußte ich ihm zuvorkommen, und so bin ich über das Deck gekrochen, ohne daß ich bemerkt wurde. Du hast mich das in der Wüste gelehrt. Und kaum war ich da, so kam er auch.«
    »Ah, das also warst du! Ich hatte es gehört.«
    »Als er sich gelegt hatte, habe ich ihn beim Halse genommen. Das Übrige weißt du, Sihdi.«
    »Ich danke dir, Halef! Wie sieht es oben aus?«
    »Sehr gut. Als ich über das Deck schlich, waren sie im Begriff, ihren Afijonanzubrennen. Ihr Gebieter ist fort, da dürfen sie es wagen.«
    Opium.
    »So nimm die Waffen dieses Mannes zu dir; sie sind besser als diejenigen, welche du vorher hattest. Jetzt komm; ich gehe voran.«
    Während wir nach oben schlichen, konnte ich mich nicht enthalten, darüber zu lächeln, daß Abu Seïf dem Großscherif ein Geschenk bringen wollte, welches doch ein Bruchteil dessen war, was er ihm erst geraubt hatte. Als ich den Kopf aus der Luke steckte, verspürte ich jenen Duft, der in der Nähe jeder Opiumkneipe zu bemerken ist. Die Männer lagen regungslos auf dem Verdeck umher; es war nicht zu erkennen, ob sie schliefen oder nur in regungsloser Lage den Rausch des betäubenden Giftes erwarten wollten. Glücklicherweise war der Weg nach der Kajüte frei. Wir krochen, ganz auf den Boden niedergeduckt, in dieser Richtung weiter und gelangten glücklich an die Thür. Dank der orientalischen Sorglosigkeit hatte dieselbe kein Schloß; die Angeln konnten auch nicht knarren, weil sie einfach aus einem Stücke Leder bestanden, welches oben und unten an Thür und Pfosten aufgenagelt war.
    Ich öffnete nur so weit, als nötig war, um hinein zu kriechen, und als wir uns im Innern befanden, zog ich die Thür wieder zu. Nun fühlte ich mich so sicher und frei, als ob ich mich daheim in meiner Stube befunden hätte. Hier hingen meine Waffen, und fünf Schritte davon war der Bord des Schiffes, von welchem ein Sprung genügte, um an das Land zu kommen. Die Uhr, den Kompaß, das Geld hatte ich bei mir.
    »Was soll ich mitnehmen?« fragte Halef.
    »Eine von den Decken, welche ich dort in der Ecke liegen sah. Wir brauchen sie notwendig; ich nehme auch eine.«
    »Weiter nichts?«
    »Nein.«
    »Aber ich habe erlauscht, daß sich hier viel Geld befindet.«
    »Das liegt dort im Sandyk; wir lassen es liegen, denn es gehört uns nicht.«
    »Was, Sihdi? Du willst kein Geld mitnehmen? Du willst diesen Räubern das Geld lassen, welches wir so notwendig brauchen?«
    »Willst du ein Dieb werden? Nein!«
    »Ich? Hadschi Halef Omar Ben Hadschi Abul Abbas Ibn Hadschi Dawud al Gossarah ein Dieb? Sihdi, das sollte mir ein anderer sagen! Hast du mir nicht selbst befohlen, dem Manne, der unten in der Kammer liegt, die Waffen wegzunehmen? Hast du mir nicht befohlen, in diese Decken zu greifen?«
    »Das ist kein Diebstahl. Wir sind durch die Räuber um

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