Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
und nun auch begraben liegt. Das ist eine Insel, von der nur die Gläubigen etwas wissen.«
    »Du irrst, Halef. Diese Insel hieß bei ihren Bewohnern Sinhala Dvipa, woraus ihr in euerer Sprache Selan-Dib gemacht habt. Sinhala Dvipa heißt Löweninsel; sie gehört jetzt den Christen, den Inglis, und ich selbst bin bereits zweimal dort gewesen.«
    Er blickte mich erstaunt an.
    »Aber unsere Talebssagen doch, daß jeder Ungläubige stirbt, der die Insel Adams betreten will!«
    Gelehrten.
    »Bin ich gestorben?«
    »Nein. Aber du bist ein Liebling Allahs, obgleich du den wahren Glauben noch nicht hast.«
    »Ich will dir noch ein Beispiel sagen. Nicht wahr, jeder Ungläubige muß sterben, der die heiligen Stätten von Mekka und Medina betritt?«
    »Ja.«
    »Aber es giebt dennoch Christen, welche dort gewesen sind.«
    »Ist das wahr?«
    »Ja. Sie haben gethan, als ob sie Moslemim seien.«
    »Dann mußten sie unsere Sprache und unsere Gebräuche verstehen.«
    »Sie verstanden sie.«
    Er blickte mir ängstlich forschend in das Angesicht.
    »Sihdi, du verstehst das auch. Willst du nach Mekka?«
    »Würdest du mich mitnehmen?«
    »Nein, Sihdi; denn ich würde in der tiefsten Dschehenna gebraten werden.«
    »Würdest du mich verraten, wenn du mich dort sähest?«
    »Effendi, mache mich nicht traurig! Ich müßte dich verraten und könnte es doch vielleicht nicht. Ich würde nicht mehr leben können!«
    Ich sah ihm an, daß dies seine volle Überzeugung war; es wäre grausam gewesen, ihn länger zu versuchen und in Angst zu halten.
    »Halef, du hast mich lieb?«
    »Lieber als mich selbst, Sihdi; glaube mir das!«
    »Ich glaube es. Wie lange willst du noch mit mir reisen?«
    »So lange du willst. Ich gehe mit dir, soweit die Erde reicht, obgleich du ein Christ bist. Aber ich weiß, daß du noch zum rechten Glauben kommen wirst, denn ich werde dich bekehren, du magst wollen oder nicht.«
    »Das kann bloß ein Hadschi sagen.«
    »O, Sihdi, ich werde nun wirklich einer sein. Da ist Dschidda, wo ich das Grab Evas besuchen werde; dann gehe ich nach Mekka, werde in Arafah verweilen, mich in Minah rasieren lassen und alle heiligen Gebräuche mitmachen. Wirst du mich bis dahin in Dschidda erwarten?«
    »Wie lange wirst du in Mekka sein?«
    »Sieben Tage.«
    »Du wirst mich in Dschidda wiederfinden. Aber ist deine Hadsch auch gültig, da sie doch nicht in den Wallfahrtsmonat fällt?«
    »Sie ist gültig. Sieh, hier ist das Thor. Wie mag es heißen?«
    »Es ist wohl das nördliche Thor, das Bab el Medina. Wirst du mir eine Bitte erfüllen?«
    »Ja, denn ich weiß, daß du mir nichts befiehlst, was ich nicht thun darf.«
    »Du sollst hier keinem Menschen sagen, daß ich ein Christ bin.«
    »Ich gehorche.«
    »Du sollst ganz so thun, als ob ich ein Moslem sei.«
    »Ja. Aber wirst du mir nun auch eine Bitte erfüllen?«
    »Welche?«
    »Ich muß mir in Mekka das Aziz-kumahschkaufen und viele Geschenke und Almosen geben – – –.«
    Wörtlich: »heiliges Zeug«.
    »Sei unbesorgt; du sollst deine Theresienthaler noch heute erhalten.«
    »Die kann ich vielleicht nicht brauchen, denn sie werden im Lande der Ungläubigen geprägt.«
    »So werde ich dir dieselbe Summe in Piastern geben.«
    »Hast du Piaster?«
    »Noch nicht; aber ich werde sie von einem Sarrafholen.«
    Geldwechsler.
    »Ich danke dir, Sihdi! Werde ich genug haben, um auch nach Medina gehen zu können?«
    »Ich denke es, wenn du sparsam bist. Die Reise dorthin wird dich nichts kosten.«
    »Warum?«
    »Ich reite mit.«
    »Nach Medina, Sihdi?« fragte er in bedenklichem Tone.
    »Ja. Ist dies verboten?«
    »Der Weg dorthin steht dir frei; aber nach Medina hinein darfst du nicht.«
    »Wenn ich nun in Dschambo auf dich warte?«
    »Das ist schön, Sihdi; das geht!«
    »So sind wir also einig!«
    »Und wohin gehst du dann?«
    »Zunächst nach Medaïhn Saliha.«
    »Herr, dann bist du des Todes! Weißt du nicht, daß dies die Stadt der Geister ist, die keinen Sterblichen bei sich dulden?«
    »Sie werden mich dulden müssen. Es ist ein sehr geheimnisvoller Ort; man erzählt sich wunderbare Sachen von ihm, und darum muß ich ihn sehen.«
    »Du wirst ihn nicht sehen, denn die Geister werden uns den Weg versperren; aber ich werde dich nicht verlassen, und wenn ich mit dir sterben sollte. Ich bin dann ein wirklicher Hadschi, dem der Himmel immer offen steht. Und wohin willst du dann?«
    »Entweder nach Sinai, Jerusalem und Istambul oder nach Basra und Bagdad.«
    »Und wirst mich

Weitere Kostenlose Bücher