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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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die meisten dieser alten Städte an Flüsse gelegt waren, so boten die letzteren die passendste Gelegenheit für den Hin- und Hertransport; freilich war das oft nicht ausreichend genug, und so bildete sich bald ein Nebenverkehr auf Landwegen. Derselbe fand mittelst Lastthieren statt, welche bei der Unsicherheit der damaligen Zeiten in Karawanen versammelt wurden und nur zu gewissen Zeiten ihre beschwerliche Reise antraten.
    Diese Art und Weise der Personen- und Güterbeförderung hat sich in Gegenden, deren örtliche Beschaffenheit das Anlegen fester Straßen nicht erlaubte oder deren Bevölkerung sich dem industriellen und commerciellen Fortschritte entzog, bis heut’ erhalten, und ganz besonders ist dies bei dem Oriente und den Wüstenstrecken Afrika’s der Fall, wo Pferd und Kameel fast ausschließlich noch die Beförderungsmittel bilden.
    Das erste, einfachste, aber zugleich kostspieligste Beförderungsmittel war die menschliche Kraft selbst, deren Anwendung eine so naheliegende ist, daß wir ihr selbst in unserer vorgeschrittenen Zeit noch in tausendfältigen Erscheinungen begegnen. Die Anwendung der Schleife bildete den ersten Fortschritt auf diesem Felde und hat sich im Schlitten bis auf uns erhalten. Ein ungleich größerer Schritt aber war der, welchen man von der Schleife zum Rade that. Dieses ist für uns eine der alltäglichsten Erscheinungen, für welche das gewöhnliche Auge kaum mehr einen aufmerksamen Blick übrig hat, und doch gehört die Erfindung desselben zu den einflußreichsten und wohlthätigsten, welche jemals gemacht worden sind. Abgesehen von dem feststehenden Rade, welches als Rolle oder überhaupt Maschinentheil die bedeutendsten Lasten überwältigt und die verschiedenartigsten Arbeiten unternimmt, ist es das fortlaufende, um eine Achse sich drehende Rad gewesen, welches zur Anfertigung aller fortrollenden Transportwerkzeuge, wie Wagen, Karren etc., führte und mit Nothwendigkeit zur Herstellung von Straßen zwang. Die bewegende Kraft mag sein, welche sie wolle, Mensch, Thier oder Dampf, immer muß sie sich des Rades bedienen, und wenn ein neuerer Gelehrter weissagt, daß für die nächsten Jahrhunderte eine Erfindung zu erwarten sei, durch welche der Radmacher und Wagenbauer in Ruhestand versetzt werden müsse, so ist die Erfüllung dieser Prophezeihung mit vollem Rechte zu bezweifeln. Hebel, Rolle, Rad, schiefe Ebene, Keil und Schraube sind die sechs Grundformen aller unserer Werkzeuge und Maschinen; die Mechanik kann nach vorwärts schreiten durch eine neue Anwendung einer, oder eine noch nicht dagewesene Verbindung mehrerer dieser sechs sogenannten »einfachen Maschinen«, nie aber wird sie vermögen, zu ihnen eine siebente zu entdecken, und daher steht eine Verabschiedung des Rades wohl schwerlich zu erwarten.
    Die Erfindung desselben fällt jedenfalls in das graueste Alterthum zurück, denn in den ältesten Urkunden fast aller Völker der vorchristlichen Zeit finden wir bereits den Wagen erwähnt und zwar meist in seiner besonderen Anwendung als Kampf- und nach beendeter Schlacht als Siegeswagen. Alle aus jenen Zeiten herüberklingenden Nachrichten sind meist kriegerische und wir dürfen uns nicht wundern, daß wir oft nur auf diesem Wege von Einrichtungen hören, welche vorzugsweise bestimmt sind, dem Frieden zu dienen. Auch das Wort »Heerstraße« enthält einen deutlichen Hinweis darauf, daß der Wegebau sich willig den Gesetzen, welche das Schwert dictirte, fügen mußte, und die alten, berühmten Römerstraßen zum Beispiele waren zunächst für die Zwecke des Krieges angelegt.
    Strom und Straße. Bei diesen beiden Worten dürfen wir nicht ausschließlich an Wasserstraßen und Landwege denken. Es giebt Strömungen und Bewegungen, welche einem höheren, dem geistigen Gebiete angehören und hier nicht übergangen werden dürfen.
    Eine gewisse Anschauung des Erdenlebens nennt dasselbe eine Pilgerschaft und bezeichnet die Bilder von einem Lebenspfade, einem Lebenswege, einer Lebensbahn als wohlberechtigte Ausdrücke. Auch die Bibel bedient sich dieser sinnbildlichen Sprache, indem sie von einem schmalen und einem breiten Wege spricht, von denen der erstere zum ewigen Leben, der   letztere aber zur ewigen Verdammniß führe. Wie das Dasein eines jeden einzelnen Menschen seinen Anfang, seine Richtung und sein Ende hat, so auch die Entwickelung ganzer Völker, des menschlichen Geschlechtes überhaupt, ja des großen irdischen Lebens im Allgemeinen.
    »Die Entwickelung der

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