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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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daß die Natur ihm in dem Laufe der Gewässer die besten, kürzesten und bequemsten Straßen bot, welche für die wirthschaftliche und politische Entwickelung seiner Nachkommen unbedingt nöthig waren.
    Je mehr die Zahl der Seinen wuchs, desto mehr wuchs in ihnen der Drang nach Ausbreitung über die Erde. Die Gebirge mit ihren Felsenriesen, die Wälder mit ihrer undurchdringlichen Wildniß, die Wüsten mit ihren todesstarren Strecken stellten dieser Ausbreitung noch unbesiegbare Hindernisse entgegen, die fließenden Wasser aber durchbohrten diese Felsenketten, durchbrachen diese Wildnisse, belebten diese Wüsten und luden ihn also ein, treue Kameradschaft mit ihnen zu halten. Und als er dann den ersten schwimmenden Baumstamm gesehen und daraus den Schluß gezogen und zur Anwendung gebracht hatte, daß die Fluth auch ihn und seine Lasten tragen werde, that er den ersten Schritt zu einem   Verkehre, welcher seine zahllosen Arme rund um den Erdball schlingt und die entlegensten Fernen mit einander verbindet.
    Von dem einfachen Flosse bis zum ausgehöhlten Kahne, dem gezimmerten Boote weiträumigen Schiffe war der Sprung nicht zu groß. Der Fisch mit seinen Flossen wurde ihm zum Modell für Ruder und Steuer, vom Nautilus lernte er das Segeln, und nun es auf diese Weise ermöglicht war, die Richtung und Geschwindigkeit der Bewegung nach Belieben zu verändern, durfte es der schwache Mensch wagen, den Kampf mit den Wogen und Winden des Meeres aufzunehmen.
    Dem Verkehre zu Lande gelang es nicht, mit solcher Raschheit vorwärts zu dringen. Der Nomad veränderte zwar seinen Aufenthalt, so oft es seinen Heerden an der nöthigen Weide gebrach, aber er kehrte doch immer wieder an diejenigen Orte zurück, welche ihm als fruchtbar bekannt waren; er fühlte keinen Bedarf nach Straße, und die Wasserwege legten ihm Schwierigkeiten entgegen anstatt seinen langsamen Zügen förderlich zu sein. Er bewegte sich im offenen Lande, und wo sich ihm der Wald oder das Gebirge entgegenstellte, kehrte er wieder um.
    Der Jäger war der Erste, welcher in die Urwildnisse eindrang und von seinem Muthe sich in unbekannte und also gefahrdrohende Gegenden führen ließ. Kehrte er zurück, so rühmte er sich der ausgeführten Großthaten und erregte dadurch die Lust Anderer, ein Gleiches zu thun. Jetzt verbanden sich Mehrere zu weiten Zügen, um Abenteuer aufzusuchen; die gangbarsten Stellen der Wälder wurden gefunden, die Pässe, welche über die Gebirge führten, entdeckt und dadurch Raub- und Kriegszüge vorbereitet, durch welche die geographische Kenntniß der Binnenländer ihre erste Verbreitung erhielt. Ist es doch heut’ noch eine der ersten Aufgaben des Feldherrn, diejenigen Länder genau zu studiren, gegen welche sich seine Operationen richten, und vor allen Dingen für gute und genügende Wege zu sorgen, auf welchen seine Truppen sich bewegen können.
    Doch waren dies nur Privatunternehmungen, deren Erfolge keine bedeutenden sein konnten, und oft klang die Kunde von einem entlegenen Lande nur wie eine fremde Sage aus der Ferne herüber. Anders war es, wenn in einem rings von Gebirgen umschlossenen Gebiete sich die Bevölkerung so vermehrt hatte, daß die nöthige Nahrung nicht mehr zu erlangen war. Dann stürzten sich die wehrhaften Krieger wie eine immer größer werdende Lawine von den Bergen herab auf die Tiefländer überschwemmten Strecken, viele Tausende von Quadratmeilen groß, unterjochten die Völkerschaften, auf welche sie stießen und trugen den Sieg auf den Spitzen ihrer Schwerter so weit, bis sie endlich des Kämpfens müde wurden und sich zur Ruhe setzten. Ein solcher Stoß, welchen eine Nation auf die andere ausübte, pflanzte sich oft von einem Erdtheile auf den anderen über, brachte die Menschen mit einander in Verbindung und gab Veranlassung zum Anlegen von Wegen und Straßen, für welche es sonst noch Jahrhunderte lang kein Bedürfniß gegeben hätte.
    Solche Züge sind ganz besonders von den Hochebenen zwischen Altai und Himalaya ausgegangen und haben ihre Völkerfluthen bis hinab nach Sibirien, hinüber nach Japan, hinunter nach Indien, herüber nach Europa, ja sogar bis nach Mittelafrika gewälzt. Der Name Mongole hat sich seit jenen Zeiten bis auf die heutige Gegenwart herein in lebhaftem Andenken erhalten.
    Als die seßhaften Völker anfingen, Städte zu bauen, stellte sich die Nothwendigkeit heraus, die Ortschaften durch Straßen zu verbinden, um dem gegenseitigen Verkehre die nöthige Förderung zu erweisen. Da

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