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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Herzen findet;
    Der Wahn ist kurz, die Reu’ ist lang,«
     
    ertönt die Warnung Schillers, deren Nichtbeachtung gar Mancher mit dem Glücke seines Lebens zu büßen hat. Die Zukunft macht große und ernste Ansprüche an die Gegenwart, und wer in jugendlichem Leichtsinn dem Augenblicke die Herrschaft über sich erlaubt, muß später bittere Reue tragen.
     
    »Lieblich in der Bräute Locken
    Spielt der jungfräuliche Kranz,
    Wenn die hellen Kirchenglocken
    Laden zu des Festes Glanz,«
     
    und dieses Lockenwehen bringt Erfüllung der süßesten, der heißesten Wünsche, aber es gleicht dem duftenden Frühlingshauche, welcher die Blüthen von   den Bäumen nimmt, damit die Kraft des Sommers die Früchte entwickle und zeitige. Auch dem Liebes- und Lebensfrühlinge folgt die Zeit der Arbeitshitze, der Stürme und Gewitter, welche die rauhe Hand des Schicksales über die Häupter der Menschenkinder dahinschleudert, und nun gilt es, sich unter dem Zucken der Blitze und dem Grollen des Donners zu bewähren. Das Schmachten, Tändeln und Spielen nimmt ein Ende; das süße Schäferspiel wird zum ernsten Kampfe, und aus der jetzt innigeren Berührung der Charaktere entwickelt sich die ernüchternde Erkenntniß, daß selbst der geliebteste Gegenstand kein Engel sei, jedes Licht seine Schatten werfe und kein Gut, am wenigsten aber das Glück des Lebens ohne Kampf, Anstrengung und Entsagung erlangt werden könne.
     
    »Ach, des Lebens schönste Feier
    Endigt auch den Lebensmai;
    Mit dem Gürtel, mit dem Schleier
    Reißt der schöne Wahn entzwei.
    Die Leidenschaft flieht,
    Die Liebe muß bleiben;
    Die Blume verblüht,
    Die Frucht muß treiben,«
     
    und herrlich ist diese aus dem gegenseitigen Verstehen und Tragen hervorschwellende Frucht, welche den Samen für das Wohl und Gedeihen späterer Generationen in sich trägt. Wollte doch Jeder bei seiner Wahl bedenken, daß die Vereinigung des Jünglings und der Jungfrau zu Mann und Frau nicht blos äußerliche, körperliche Zwecke verfolge, sondern daß ihre Wirkungen nicht weniger geistige als körperliche sind und vielleicht weit über den Horizont des irdischen Daseins hinausgreifen.
    Die durch die Ehe herbeigeführte Verbindung der beiden Geschlechter führt zu einer Ergänzung, welche durch das Zusammentreten der verschiedenen gegenseitigen Eigenschaften bewirkt wird. Diese Verschiedenheit der Geschlechter erstreckt sich nicht blos auf gewisse Organe und Körpertheile, sondern sie deutet sich leicht erkennbar im ganzen Organismus, in jeder Regung der Seele und des Geistes an.
    Der Mann ist im Durchschnitte größer, besitzt einen stärkeren Knochenbau, derbere Muskeln, schärfere Abrisse in der Körperform, größere Ausbildung der Brusthöhle und darin begründetes Ueberwiegen der Arteriosität, kräftigere Entwickelung des Kehlkopfes für eine in tieferen Tönen sich   charakterisirende Stimme, stärkere Behaarung des im Knabenalter unbehaarten Körper, in geistiger Beziehung einen auf die Grundlage stärkeren Kraftgefühles gestützten höheren Muth, daher auch höheres Vermögen zu Kraft erfordernden Lebensverrichtungen, als das Weib. Daher waltet in ihm ein lebhafter Trieb, seine Kräfte, sein Wissen und Können, seinen Willen, also sich selbst im Leben so viel wie möglich zur Geltung zu bringen.
    Deshalb ist der Mann vorzugsweise in solchen Beziehungen thätig, welche einen größeren Theil der körperlichen und geistigen Kräfte in Anspruch nehmen, und äußert die ihm verliehene Art und Weise in Allem, was mit dem Schaffen sowohl als auch dem Zerstören im Zusammenhange sich befindet. Sobald die Frau auf dieses Gebiet übertritt, entäußert sie sich ihrer Vorzüge und wird unsympathisch. Eine Amazone ist weder bewundernswerth noch liebenswürdig; sie ist nichts Ganzes, nichts Rechtes, ist weder Mann noch Weib, ist Mannweib, also häßlich.
    Man zolle denjenigen Frauen, welche auf Thronen gesessen haben, den schuldigen Tribut, aber man behaupte nicht, daß der Königin der Vortritt vor dem Weibe gebühre. Die schönste, die herrlichste der Kronen ist der Blüthenkranz, welchen die Liebe in das wallende Haar der Jungfrau flicht. –
    Auch das Weib hat seine charakteristischen Eigenthümlichkeiten, durch welche es sich von dem Manne unterscheidet. Der Bau der Knochen ist im Allgemeinen zarter, glatter, die Vorsprünge, Leisten, Spitzen, Ecken und Kanten, welche bei dem Mann in Folge der ihnen angehefteten stärkeren Muskulatur hervorspringender und schärfer werden,

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