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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Hausherrn den Tisch und entfernten sich nur dann, wenn das Trinkgelage begann.
    Im öffentlichen Leben nahmen sie an den Opfern Theil, hielten Prozessionen,   verschönerten die Feste durch Reigen und Tänze und hatten sogar die Erlaubniß, in der Versammlung der Aeltesten des Volkes zu erscheinen. Den Gästen ihres Hauses mußten sie, so verlangte es die Gastfreundschaft, persönliche Dienste leisten.
    Ihre Beschäftigung war Weben, Spinnen und Wirken, während die häuslichen Geschäfte, als Mahlen, Backen, Kochen, Wassertragen, Waschen, die Herstellung des Bades, die Zubereitung der Betten und das Geleite zu den Lagerstätten Sache der Dienerinnen und Mägde war. Doch unterzogen sich die Hausfrauen oder deren Töchter zuweilen wohl auch einer von diesen Verrichtungen. Dem Hausherrn machte die Hausfrau selbst das Bett und zwar unmittelbar vor dem Schlafengehen.
    Nach und nach wurde die Lage der Frauen eine immer freiere und immer bessere. Sie waren nicht mehr geraubtes oder gekauftes Gut, sondern wurden dem Manne von den Eltern mit einem Brautschatze übergeben; doch blieb der Frau nie die Wahl nach den Wünschen ihres Herzens vergönnt, sondern sie war gezwungen, dem Befehle ihrer Eltern zu folgen. Die Jungfrauen lebten fort unter strenger Bewachung; aber ihre Aufseher hatten nicht blos das Amt, ihre Keuschheit zu bewachen, sondern übernahmen die Verpflichtung, zugleich ihren Geist und ihr Herz zu bilden, und ganz besonders war es in Athen, wo die Jungfrauen von anderen Lehrern in der Dichtkunst, Philosophie, Malerei etc. unterrichtet wurden, woher es kam, daß Griechenland so reich an gelehrten Weibern war.
    Verbotene Grade der Ehe gab es in den ältesten Zeiten nicht, denn selbst Zeus, der oberste der Götter, hatte seine Schwester Here geheirathet; aber Ehen zwischen Eltern und Kindern galten schon in dem heroischen Zeitalter für unmöglich. Wittwen konnten wieder heirathen, doch gingen sie zuvor in das älterliche Haus zurück; edle Weiber aber zogen es vor, dem Gemahle ihrer Jugend ein treues Andenken zu erhalten und unverheirathet zu bleiben; das galt ehrenvoll im Volke.
    Als sich seit Alexander dem Großen die Bürger immer mehr von der Sorge um die Angelegenheiten des Staates zurückzogen und sich dem Hauswesen mehr zuwandten, bekamen die Weiber einen oft ganz bedeutenden Einfluß auf das öffentliche Leben, den wir in der dritte Abtheilung unseres Buches einer höchst interessanten Betrachtung unterwerfen werden.
    Eine Ehescheidung war in Athen sehr leicht. Die Sache wurde bei beiderseitiger Einstimmung dem Archon angezeigt, und die Ehe war getrennt.   Gründe anzugeben, wurde für den Mann nur dann nöthig, wenn etwa wegen Rückzahlung der Aussteuer ein Streit entstand.
    Von allen übrigen Griechinnen unterschieden sich, und zwar ganz besonders seit Lykurg’s Gesetzgebung, die Spartanerinnen. Sie mußten, gleich den Jünglingen, sich im Laufen, Steigen, Wurfspieß- und Diskoswerfen üben, nackt gehen, bei Feierlichkeiten tanzen, die Jagd betreiben etc. Dieser Erziehung ist es zuzuschreiben, daß die spartanischen Weiber für stolz, rauh und anmaßend gehalten wurden, obgleich sich dadurch auch ihr Hang zu unregelmäßigen Begierden schwächen mußte, da sie mit den Männern zu nahen und öffentlichen Umgang hatten und das frühzeitig eingeflößte Ehrgefühl ihren Geist über die Sinnlichkeit erhob.
    Der Spartaner schloß seine Ehe dadurch, daß er seine Braut raubte, doch mußte sie ihm dann noch durch den nächsten männlichen Verwandten verlobt werden. Die spartanischen Ehen zeichneten sich sehr vortheilhaft durch Treue und gegenseitige Achtung aus.
    Bei den Römern war die Lage der Weiber im Ganzen besser als bei den Griechen. Sie lebten hier nicht eingeschlossen, waren nicht von den Männergesellschaften abgesondert, konnten hingehen, wohin sie wollten etc., aber so lange Sitteneinfalt herrschte, hieß ihn eigenes Gefühl sie eingezogen leben, und Nüchternheit, Sittsamkeit und Verschwiegenheit war ihre Zierde.
    Zur Erinnerung an die Thaten einzelner Weiber, wie die Vermittelung zwischen Sabinern und Römern, die Aufopferung der Kleinodien bei der Eroberung Roms durch die Gallier etc. wurden von dem Staate mehrere für die Frauen ehrenhafte Anordnungen getroffen.
    Dennoch war und blieb das Weib politisch unselbstständig; sie konnte in Nichts, nicht einmal in einer Privatangelegenheit ohne Curator handeln, und als Ehefrau trat sie zu ihrem Manne in dasselbe Verhältniß, in welchem sie früher

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