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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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solche gemeinsame Lebensvereinigung fordern, daß beide nur eine einzige moralische Person ausmachen, in welcher ihre natürliche oder einzelne Persönlichkeit vollständig aufgeht.
    Die Stufe der Cultur, auf welcher sich ein Volk befindet, läßt sich leicht aus dem Ansehen bestimmen, in welchem die Frauen bei ihm stehen.
    Die Lage des Weibes scheint im Alterthum im Oriente weniger drückend gewesen zu sein, als sie gegenwärtig geschildert wird. Bei den Hebräern (Juden) bewohnten die Weiber im patriarchalischen Zeitalter zwar eine besondere Abtheilung des Nomadenzeltes, nahmen aber unverschleiert an allen häuslichen Beschäftigungen und wirthschaftlichen Verrichtungen Theil und durften sich selbst von den Fremden sehen lassen. Als man später aber in größeren Gesellschaften lebte, deren Glieder nicht mehr durch die Bande engerer Verwandtschaft verbunden wurden, änderte sich das Verhältniß. Besonders lebten die Vornehmeren zurückgezogener, bewohnten nach morgenländischer Sitte eine besondere Wohnung, welche aus einem besonderen Gebäude, einem abgesonderten Zimmer des oberen Stockwerkes oder des Hinterhauses bestand, und gingen zwar mit den Männern zu Gastmählern, wurden aber dort von den Wirthinnen besonders gespeist. Kinderreichthum ehrte die Weiber, während Kindermangel für eine göttliche Strafe gehalten wurde.
    Das jüdische Weib wurde in älteren Zeiten den Eltern mit Geld oder Geldeswerth abgekauft und wohl auch bisweilen durch Arbeit verdient, wie Jacob seine beiden Frauen Lea und Rahel nach vierzehnjährigem Dienste von ihrem Vater Laban erhielt. Meist wurde ein förmlicher Contract, früher nur mündlich, später aber schriftlich abgeschlossen und nach der Verheirathung zeichnete sich sowohl der Mann als auch die Frau durch besondere Kleidung aus.
    Der Mann übernahm die Verpflichtung, der Frau einen ihrem vorigen Stande angemessenen Unterhalt zu geben, und die Frau verband sich, wenigstens so viel zu arbeiten, als sie im Hause ihrer Eltern gearbeitet hatte. Bei der Verheirathung der Töchter mußte übrigens auch der älteste Bruder seine Zustimmung geben, und wurde eine Frau, ohne ihrem Manne Kinder geboren zu haben, Wittwe, so mußte der Bruder des verstorbenen   Mannes sie heirathen, damit das Geschlecht nicht aussterbe. Diese, Levirathsehe genannte Verbindung mit dem Schwager galt übrigens auch bei vielen anderen Völkern des Morgenlandes.
    Die Ehescheidung wurde bei den Juden unter Ausstellung eines Scheidebriefes vorgenommen und durften die Geschiedenen sich wieder vermählen. Nur den Priestern war es untersagt, Wittwen und Geschiedene zu heirathen.
    Im alten Egypten konnte jeder Mann so viel Weiber nehmen, als ihm beliebte. Die Frauen mittlerer und niederer Stände verrichteten die Geschäfte außer dem Hause, wobei sie verschleiert gingen, besorgten den Einkauf und Verkauf, trieben Viehzucht und Ackerbau, den Fischfang u.s.w., während die Männer daheim spannen, webten etc.
    Nicht die Söhne, sondern die Töchter hatten die gesetzlich festgestellte Verpflichtung, die Eltern zu ernähren; sie durften bis zu ihrer Verheirathung unverschleiert gehen, doch machten von dieser Erlaubniß nur die Töchter der untersten Kasten und die öffentlichen Dirnen Gebrauch. Ein Bruder durfte seine Schwester ehelichen, was z.B. die meisten Ptolemäer thaten, auch mehrere Pharaonen ehelichten die Schwester, und mehrere Male haben Frauen als regierende Königinnen auf dem Throne gesessen.
    In Griechenland waren in der ältesten Zeit die Weiber nichts Anderes als Sclavinnen; sie wurden durch Kauf oder Raub erlangt, und so kam es, daß nicht nur Eine die Gunst des Mannes besaß, sondern Mehrere sich in seine Liebkosungen theilen mußten. Zu Hause waren sie in die engen Grenzen des Frauengemaches eingeschlossen, und wenn sie ausgingen, mußten sie tief verschleiert sein und einen Diener als wachsamen Begleiter bei sich haben. Jungfrauen und Wittwen wurden noch strenger gehalten, und während man es überall für ein Glück hielt, wenn ein Mädchen einen angesehenen Mann bekam, galt es bei den alten Böotern und Lokrern für eine Ehre, wenn ein Mädchen als unberührte Jungfrau starb; ihr wurden Altäre errichtet und Opfer gebracht.
    Doch schon zur Zeit Homers hatte sich Vieles in dem Verhältnisse des Weibes zu dem Hausherrn gebessert. Die Weiber hatten ihre besonderen Wohnungen gleich hinter dem Männersaale, welchen sie leicht übersehen konnten, theilten, selbst wenn Fremde gegenwärtig waren, mit dem

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