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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Deutschen von Kind zu Kind weiter, und im Mittelalter war die Beschützung des Weibes ein nicht geringer Theil der durch Eid zu erhärtenden Ritterpflicht, so daß Beleidigung der Frauen Unehre und Verlust der ritterlichen Vorzüge nach sich zog. Bei Turnieren, den großartigen Schauspielen männlicher Tapferkeit und Gewandtheit, feuerte ihre Gegenwart die Kämpfer zu den größten Anstrengungen an, und ihre Hände vertheilten den wohlerworbenen Preis. Der Ritterschlag erhielt seine schönste Weihe durch den Empfang von Panzer, Handschuh, Schild, Schwert, Lanze und Sporen aus zarter, schöner Frauenhand.
    Um diese Zeit erfuhr die Minne eine sorgsame und begeisterte Pflege, und die Ritter und Edelknappen ließen sich durch die Mahnung einer holden Frauenstimme zu den größten Heldenthaten hinreißen. Es entstanden die Minnehöfe, Gerichtshöfe der Liebe, französisch Cours d’amours   italienisch Corti oder Parlamenti d’amore, Minnengerichte, scherzhafte Gerichte, an welchen über die Proben gesprochen und entschieden wurde, welche Liebende einander auferlegten. Dabei wurde die Liebe von fahrenden Sängern, zu denen oft Fürsten sich gesellten, gerühmt, belobt und besungen, und gar manch’ eine schöne Probe alten deutschen Minnesanges ist aus jener Zeit der Nachwelt überkommen.
    Von all’ den berühmten Sängern ist Wolfram von Eschenbach ganz unstreitig der Vater deutscher Poesie, welche sich, statt wie bisher der fränkischen, nun der schwäbischen und alemannischen Sprache bediente. Unter den Minnesängern seien genannt:
     
    Dietmar von Aiste,um das Jahr1150.
    Heinrich von Waldeck,um das Jahr1190.
    Hartmann von der Aue,um das Jahr1200.
    Walter von der Vogelweide,um das Jahr1210.
    Wolfram von Eschenbach,um das Jahr1220.
    Gotfriet von Nifon,um das Jahr1240.
    Jacob von Warte,um das Jahr1245.
     
    ferner:
    Luitbold von Seven, Ulrich von Lichtenstein, der Tanhuser, Nithart, Reinmar von Zweter, Gotfried von Straßburg, Johann Hadlour, Regenbogen, Konrad von Würzburg, Heinrich Frauenlob, Klingsor.
    Als im vierzehnten und fünfzehnten Jahrhunderte der Geist des Ritterthums mehr und mehr schwand, trat an dessen der Frauenachtung günstiges Element mit dem Wiederaufblühen der Wissenschaften die Liebe zur platonischen Philosophie, welche der Liebe und Schönheit eine tiefe Bedeutung und dadurch auch die Achtung der Frauen zu sichern schien.
    Freilich schritt Frankreich hier nicht wenig störend ein. Hier trat an Stelle des Ritterthumes die Galanterie, welche das Aeußere auf Kosten der Wahrheit unterstützte. Damals bildeten sich sogenannte literarische Gesellschaften, an deren Spitze geistreiche Frauen standen. Doch schien der Charakter der französischen Frauen wenig Haltung in dieser Höhe zu haben, und gegenüber der Galanterie der Männer bildete sich jene Coquetterie mit körperlichen und geistigen Gaben und Vorzügen aus, welche von hier aus auf sämmtliche Nachbarländer überging. Frankreich war die Heimath des   Maitressenwesens, das sich im siebzehnten Jahrhunderte fast über ganz Deutschland verbreitete.
    Aber die deutschen Frauen erreichten ihre Vorgängerinnen und Lehrmeisterinnen weder in der Coquetterie noch in der Intrigue und überhaupt der sittlichen Verdorbenheit. Sie bewährten sich in ihrer sittlichen Reinheit, Gemüthstiefe und schönen Liebe zum Vaterlande in jener großen und erhabenen Zeit, in welcher die Männer Deutschlands die Bande zerrissen, welche der corsische Eroberer um sie geschlungen hatte.
    Damals war es, wo deutsche Frauen und Jungfrauen ihre Schätze, ihren Schmuck, ja selbst ihr Haar zum Opfer brachten, um den Kampf für die Freiheit zu unterstützen und einzeln oder in Vereinen zusammengetreten verwundete Krieger persönlich pflegten, erquickten und unterstützten. Diese Vereine behaupteten ihr Bestehen auch nach dem Kriege und erstreckten ihre rettende, helfende und tröstende Wirksamkeit auf alle Arten und Fälle menschlicher Noth und menschlichen Elendes, wie z.B. die Erziehung verwaister und verwahrloster Kinder, die Unterstützung des arbeitsunfähigen Alters. Noch in der jüngsten Zeit haben die deutschen Frauen sich in dem deutsch-österreichischen und deutsch-französischen Kriege für alle Zeiten ein herrliches Denkmal errichtet, dessen Bau nicht minder glanzvoll dasteht, wie die Siegesmonumente, welche der Heldenhaftigkeit der deutschen Krieger gesetzt wurden.
    Der deutschen Frau am nächsten verwandt ist die Engländerin. Die Damen der höheren Stände in

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