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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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zu ihrem Vater gestanden hatte. Aber der nach der Zerstörung von Karthago und Korinth einreißende Luxus änderte das Verhältniß der Weiber sehr zu ihren Gunsten, und noch mehr geschah dies zur Zeit der Kaiser. Je weibischer und weichlicher die Männer wurden, eine desto selbstständigere und unabhängigere Stellung nahmen die Weiber ein.
    Aber schon gegen das Ende der Republik hin hatte die Sittenverderbniß begonnen. Die Weiber überließen sich den größten Ausschweifungen, verübten die unnatürlichsten Verbrechen und die frechste Schamlosigkeit,   stellten sich an die Spitze von Verschwörungen, Aufwiegelungen und blutigen Mordthalen, und Namen wie die einer Liva, Julia, Agrippina, Poppäa, Messaline, Faustina etc. werden wir in unserer dritten Abtheilung noch näher kennen lernen.
    Eine gesetzmäßige Ehe konnte in Rom nur zwischen Bürger und Bürgerin eingegangen werden; in jedem andern Falle mußte eine ausdrückliche Erlaubniß des Senates nachgesucht werden. Die Frau wurde des Mannes Eigenthum. Ehescheidungen waren in Rom lange etwas Unerhörtes, und zuerst ließ sich im Jahre 234 vor Chr. Carvilius Rupa wegen Unfruchtbarkeit von seiner Frau scheiden.
    Bei den Galliern standen die Frauen in großer Achtung, obgleich die Männer volle Gewalt über sie besaßen. Sie versöhnten oft ganze Heere, welche einander kampfbereit gegenüberstanden und schlichteten Privatstreitigkeiten.
    Ebenso und noch mehr standen die Frauen der alten Deutschen in hohem Ansehen. Sie waren Ratgeberinnen und Weissagerinnen, im Kriege die Begleiterinnen und Aerzte ihrer Männer, und ein Friede, welcher durch weibliche Geißeln erkauft worden war, galt heiliger als jeder andere, weshalb auch ein höheres Wehrgeld auf sie gesetzt war. Sie wohnten in dem Hause mit den Männern vermischt, waren aber so keusch und züchtig, daß gefallene Dirnen selbst bei großer Schönheit, bedeutendem Reichthume und nachher streng geübter Tugend sich die verlorene Achtung nicht wieder erringen und das Herz eines edlen Jünglings gewinnen konnten. Untreue im ehelichen Leben kam selten vor, und wurde eine Ehebrecherin entkleidet und mit abgeschnittenem Haare aus dem Hause und durch den Ort gepeitscht.
    Die Sorge für die Feldwirthschaft lag der Frauen ob; sie theilten die Arbeit unter die Knechte und Mägde aus, besorgten die Kost und spannen und webte die nothwendigen Kleidungsstücke. Auch begleiteten sie mit den Kindern die Männer, trieben, auf der Wagenburg stehend, die Männer zur Tapferkeit an, erfrischten die Reihen der Streiter, warteten und pflegten die Verwundeten, ja griffen sogar selbst zu dem Schwerte, um sich am Kampfe zu betheiligen und den Ausschlag zu geben. Ihre Klagen und Vorwürfe trieben oft die schon Fliehenden zu neuem Widerstande an; waren die Männer geworfen, so ließen sie dem Feinde den Sieg noch theuer erkaufen, und wenn alle Hoffnung auf Rettung aufgegeben werden mußte, so   ermordeten, um nicht in fremde Sclaverei zu gerathen, sie häufig sich selbst sammt ihren Kindern. Darum darf es gar nicht Wunder nehmen, daß der alte Deutsche seine Frau hoch achtete. Er nahm sich nur eine Frau, bezahlte sein hohes Wehrgeld für sie, ließ sie an allen öffentlichen Ergötzlichkeiten Theil nehmen und erholte sich oft in den wichtigsten Angelegenheiten ihren Rath.
    Der deutsche Jüngling enthielt sich lange den Freuden der Liebe und wählte sich, sobald er in die Jahre der Mann- und Wehrhaftigkeit eingetreten war, eine an Stand und Jahren gleiche Jungfrau, zu welcher er sich in seinem Herzen hingetrieben fühlte. Die Einwilligung der beiderseitigen Eltern war nöthig, doch kamen, obgleich Frauen- und Mädchenraub geahndet wurde, doch Entführungen vor, wie z.B. bei Hermann und Thusnelda.
    Vor der Trauung brachte der Bräutigam seiner Auserwählten gewöhnlich das Hochzeitsgeschenk (Widdum), bestehend in einem aufgeputzten Rosse, Schild, Schwert, Speer etc. wogegen sie ihm in der Familie forterbende Waffenstücke zum Gegengeschenk brachte. Von einer religiösen Weihe der Ehe, obgleich sie nicht unwahrscheinlich war, wird uns nichts berichtet; aber Schmausereien fanden statt, zu denen die geladenen Gäste für das junge Paar bestimmte Geschenke herbeibrachten.
    Starb der Mann, so heirathete die Frau selten wieder, lieber verbrannte sie sich, wie es ganz besonders in Scandinavien und bei den Herulern geschah, mit der Leiche ihres Mannes auf dem Scheiterhaufen.
    Die Achtung vor den Frauen erbte sich als ein Charakterzug der

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