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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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vorzeitiger Bekanntschaft mit den Geschlechtsverhältnissen durch Schauspiel, Romanlectüre, wohl aber auch zu einer kleinen, schuldlosen und gewöhnlich schnell vorübergehenden Liebelei wird.
    Die zunehmende Verstandesbildung führt nun aber zur Entwickelung der Vernunft, und dies um so rascher, je mehr der Jugendunterricht, als Vorbereitung zum ernsten Leben, zu dessen Benutzung das Kind nun herangereift ist, derselben Förderung leistete. Der nothwendige Zwang, in den   das Kind hierdurch jetzt geräth, verleitet dasselbe einerseits zu einer Rückwirkung, um seine Selbstständigkeit zu behaupten, die besonders bei Knaben in Folge ihrer Geschlechtsentwickelung schärfer hervortritt und eine Uebergangsperiöde in der Erziehung zur Folge hat, in der sie sich gewöhnlich nicht sehr empfehlenswerth vorstellen und die deshalb mit dem Namen der »Flegeljahre« bezeichnet wird. Hieraus entwickelt sich auch der in diesem Alter der Kinder, besonders der Knaben, so eigne Muthwille und Vorwitz, der meist die Zucht um so stärker durchbricht, als sich in späterer Zeit der Character um so selbstständiger entwickelt. Auch zeigt sich oft, besonders in den späteren Jahren dieser Periode, ein Mißbehagen mit sich und seinem Streben, eine Abweichung von der bestimmten, oft selbstgewählten Lebensbahn, und es ist daher eine zwar liebreiche, aber dabei stets aufmerksame und ernste Zucht ein großes Bedürfniß.
    Mit der Vernunftentwickelung tritt in diesem Alter aber zugleich als der mächtigste Hebel ihrer eigenen Förderung und des sittlichen Lebens der Ehrtrieb hervor, aber, je nach Verschiedenheit des Geschlechtes, bei den Knaben mehr als Nacheiferungstrieb, als im Bestreben, sich auszuzeichnen und bemerklich zu machen, bei Mädchen mehr als Scham, als eine Scheu, etwas Unziemliches zu begehen. Der Körper erlangt dabei die Größe und Stärke, in der er immer mehr der fremden Hülfe für das Leben zu entrathen vermag, in jedem Geschlechte nach seiner ihm eigenthümlichen Bestimmung. Knaben vermögen jetzt ein Pferd zu besteigen und zu leiten oder Waffen zu führen, Mädchen dagegen ein Kind zu tragen und zu warten. Noch sind die Knochen in allen ihren Theilen nicht völlig verwachsen, aber sie besitzen doch schon zu einer kräftigen Lebensthätigkeit die hinreichende Festigkeit. Ebenso erlangen nun auch die Muskeln eine höhere Ausbildung und werden zu hervorragenden Körperfertigkeiten geschickt. Besonders aber richtet sich von jetzt an die Natur auf allmählige Ausbildung der geschlechtlichen Theile und deren Beendigung wenigstens so weit, daß eine geschlechtliche Vereinigung möglich ist, und mit dem gleichzeitig erwachenden Geschlechtstriebe erfolgt der Uebergang des Kindesalters in den zweiten Abschnitt des menschlichen Lebens, die Jugend, während welcher der Mensch sich dem erziehlichen Einflusse der Eltern etc. immer mehr entzieht. In diesen Bemerkungen ist eine Reihe von bemerkenswerthen Fingerzeigen gegeben für solche Eltern und Erzieher, welche sich die schöne Aufgabe gestellt haben, durch einen segensreichen Einfluß auf die Kindesseele sich eine wirkliche und alle Lebenslagen   überdauernde Liebe zu erwerben. Denn nur auf diesem ernsten Wege ist es möglich, das Kind für das ganze Leben mit schönen und beglückenden Banden an sich zu fesseln. Die Liebe ist zwar etwas Seelisches, aber wie der Geist in inniger Beziehung und Wechselwirkung zu dem Körper steht, so ist auch die Liebe in ihrem Wesen und nach ihren Eigenschaften abhängig von den Erscheinungen des äußeren, physischen Lebens, und die Liebe des Kindes steht zu derjenigen der Eltern in so nahem, verwandtschaftlichen Verhältnisse, daß fast immer nur Vater und Mutter selbst die Schuld zuzuschreiben ist, wenn es ihnen nicht gelingt, die Herzen der Kinder zu gewinnen und Freude an ihnen zu erleben.
     
    Bei einer innigen Sympathie zwischen Eltern und Kindern und dem in Folge dessen sich entwickelnden freundlichen Familienleben ist es gar nicht anders möglich, als daß die Geschwister sich eng verbunden fühlen und einander die liebevollste Zärtlichkeit und Aufmerksamkeit widmen.
    »Wie fein und lieblich ist es, wenn Brüder einträchtiglich bei einander wohnen,« klingt es im Bibelworte, und diese Eintracht ist eine einfache Folge der Abstammung von den gleichen Eltern und dem Leben unter vollständig gleichen Verhältnissen. Hier nun lassen sich einige recht interessante Bemerkungen machen.
    Knaben und Mädchen haben beide ihre eigene Art, ihre

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