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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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für die Atome geltenden Gesetzen in der Chemie und der organischen Natur, mag es sein bei den das unendliche Weltall beherrschenden Gesetzen der Gravitation. Selbst wenn eine Erscheinung dieser unsrer Anschauung noch so fern zu liegen scheint, so läßt sie doch leicht und ungezwungen sich ihr unterordnen. Da es der Weltäther ist, welcher die Atome und Molekel zwingt, je nach ihrer Gestalt eine bestimmte Lagerung anzunehmen und diese mehr oder weniger energisch festzuhalten, so wird z.B. einer Stahlfeder, welche man nöthigt, eine andere Gestalt anzunehmen, allein durch den Weltäther die frühere Form wiedergegeben mit der alten Lagerung der Atome und Molekel, welche selbst aber kraftlos sind. Der Weltäther erhält also auch u.A. eine aufgezogene Federuhr im Gange. Wären die Stoffatome der irdischen Elementarkörper kugelförmig, so würden sie, wie der Weltäther, nach allen Richtungen mit gleicher Kraft wirken. Da dieses aber nicht der Fall ist, so haben sie mancherlei andere Gestalten, welche auch die verschiedenen Cohäsionsverhältnisse bedingen.
    Wie der ganze Erdkörper und alle seine leblosen und Lebewesen auf ihm von den unscheinbarsten Anfängen an organisch und logisch gesetzlich sich entwickelt haben, so auch nicht blos der menschliche Leib, sondern auch alles menschliche Können, Thun und Wissen: die Sprache, die Religion, die Kunst und Wissenschaft, der menschliche Geist und überhaupt die ganze Geschichte des Menschengeschlechtes. Die Entwickelung des geistigen Lebens   im ganzen Menschengeschlechte ist im Großen und Ganzen eine mit der von er übrigen Welt gleichlaufende.
    Der Mensch ist nur durch eine mehr und mehr lebhaft gewordene Wechselwirkung mit der vielgestaltigen Natur und mit Seinesgleichen oft unter den härtesten Kämpfen das geworden, was er ist; jede außernatürliche Einwirkung ist eine leere Erfindung und Phantasterei. Grade seine im Naturzustande noch vorhandene Schwäche gegenüber der kräftigen Thierwelt mußte ihn anspornen, auf Mittel eines erfolgreichen Kampfes zu sinnen. Je mehr er sich befreite von der Bewältigung durch rohe Naturkräfte und je mehr er diese nicht nur ungefährlich sondern sogar für sich nutzbar zu machen verstand, desto mehr schritt er in seiner geistigen und menschenwürdigen Entwickelung vor. Die Menschheit zieht mit ihren weiteren Fortschritten sogar die übrige organische Welt nach und nach immer mehr in ihre Dienste, so daß schließlich fast nur Kulturpflanzen und Kulturthiere leben werden.
    Die Erscheinungen auch im gesammten Völkerleben sind ganz entsprechend denen im übrigen Naturleben. Völker entwickeln sich, bleiben auf einer gewissen Stufe bisweilen lange stehen, gehen im Kampfe um’s Dasein zu Grunde, neue treten auf die Weltbühne, überragen die alten, und so wächst unter dem Einflusse der freien geschlechtlichen Wahl und unter dem Gesetze der Vererbung die Krone des Baumes der tieferen Erkenntniß immer höher und höher. Wie in allen Gebieten der Natur, so kommen zwar auch hier Rückfälle vor, aber niemals zeigen sich plötzlich sehr bedeutende Sprünge nach vorwärts, wenn auch einzelne Meteore im Gebiete der geistigen Welt die Zukunft prophetisch anzeigen. »Die Weltgeschichte ist nicht ohne eine Weltregierung verständlich,« sagte Wilhelm von Humboldt.
    Die Seele ist die lebendige Wechselwirkung zwischen den Atomen des organisirten Körpers mit dem Weltäther. Dieser Weltäther ist die Weltseele, der die Bedingungen zu einem bewußten Dasein fehlen.
    Der ganze Weltprozeß, der materielle wie der geistige, ist ein logisch gesetzlicher und zugleich ein ununterbrochener, ein unendlicher. Ihm ist auch die ganze Menschheit ohne Gnade und Barmherzigkeit unterworfen. Auch Hegel erkennt eine organisch- naturgesetzliche Entwickelung an, wenn er sagt: »Die menschliche Geschichte ist eine Reihe zwingender Nothwendigkeiten.«
    Viel Gutes und Beherzigenswerthes enthalten solche Vorstellungen, aber wehe dem Menschen, der darauf ausgehen muß, den wahren Gott erst zu entdecken. Und wenn Gelehrte von der Bedeutung eines Lalande den Himmel überall durchforschten, ohne eine Spur von Gott gefunden zu haben, so möchte man das unmündige Kind beneiden, welches vertrauensvoll singt:
     
    »Gott der Herr hat sie gezählet,
    Daß ihm auch nicht eines fehlet,
    An der ganzen, großen Zahl.«
     
    Treffen die Vorwürfe, welche dem persönlichen Gott gemacht werden, nicht ebenso den unpersönlichen Gott, der nicht sittlich fertige Menschen schuf?

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