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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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eines ewigen und unendlichen   Geistes sei, welcher uns als geistig-körperliche Wesen »zu seinem Ebenbilde« geschaffen hat.
    Bleiben wir bei diesem Gedanken stehen, so ist es uns gestattet, den uns so lieb und theuer gewordenen Gott unseres vertrauensvollen Kinderglaubens beizubehalten und bei der Versenkung in sein Wesen jene glückliche Beruhigung zu finden, welche uns die Gegenwart erleichtert und die Zukunft erhellt. Denn betrachten wir alle jene Gesetze und Kräfte, welche sowohl im Weltenraume als auch in unserem eigenen Innern thätig sind, so kommen wir schließlich immer wieder mit aller Bestimmtheit zu der vollständigen und unerschütterlichen Ueberzeugung, daß es nur eine Kraft und nur ein Gesetz gäbe, nämlich die Liebe und das aus ihr folgende Gesetz der Anziehung, der erstrebten Vereinigung.
    Ob es vor Jahrmillionen im All einst eine absolute Ruhe und Bewegungslosigkeit, ob es sodann eine sogenannte »erste Bewegung« gab und welche Bewegung dies gewesen ist, das sind Fragen, welche unserem Zwecke fern liegen; wir wissen und behaupten daher nur, daß diese erste Bewegung mit allen ihr folgenden durch den Willen einer unendlichen und allmächtigen Liebe, durch den Zweck und das alle Weltkörper regierende Bestreben einer allgemeinen Vereinigung hervorgebracht wurde.
    Scheinbar ist dieser Behauptung sehr leicht zuwiderlegen, denn neben der Anziehung macht sich allüberall ein Etwas geltend, welches wir mit dem Namen Abstoßung bezeichnen, und die Gelehrten lassen ja die Bewegung der Himmelskörper entstehen und fortbestehen durch die Centripetal- und Centrifugal- oder Tangentialkraft. Aber was ist die »Mittelpunktsfliehkraft« anders als die Wirkung eines außerhalb des betreffend Systems liegenden Centralkörpers, um welchen dieses System, wenn auch dem Auge noch unentdeckt oder der Berechnung noch unerforscht, seine Bahnen schlägt? Was ist das Licht, der Schall, die Wärme, die Electricität etc. anders, als ein Gegeneinanderstreben der Körper, Stoffe und Kräfte? Wenn Göthe spricht:
     
    »Vertheilet euch nach allen Regionen
    Von diesem heil’gen Schmauß!
    Begeistert reißt euch durch die nächsten Zonen
    In’s All und füllt es aus.
    Schon schwebet ihr in ungemess’nen Fernen
    Den sel’gen Göttertraum,
    Und leuchtet neu, gesellig unter Sternen
    Im lichtbesäten Raum.
    Dann treibt ihr euch, gewaltige Kometen,
    In’s Weit und Weit hinan;
    Das Labyrinth der Sonnen und Planeten
    Durchschneidet eure Bahn.
    Ihr greifet rasch nach ungeformten Erden
    Und wirket schöpf’risch jung,
    Daß sie belebt und stets belebter werden
    Im abgemess’nen Schwung.
    Und kreisend führt ihr in bewegten Lüften
    Den wandelbaren Flor,
    Und schreibt dem Stein in allen seinen Grüften
    Die festen Formen vor.
    Nun alles sich mit göttlichem Erkühnen
    Zu übertreffen strebt;
    Das Wasser will, das unfruchtbare, grünen,
    Und jedes Stäubchen lebt.
    Und so verdrängt mit liebevollem Streiten
    Der feuchten Qualme Nacht;
    Nun glühen schon des Paradieses Weiten
    In überbunter Pracht.
    Wie regt sich bald, ein holdes Bild zu schauen,
    Gestaltenreiche Schaar,
    Und ihr erstaunt, auf den beglückten Auen,
    Nun als das erste Paar,
    Und bald verlöscht ein unbegrenztes Streben
    Im sel’gen Wechselblick.
    Und so empfangt mit Dank das schönste Leben
    Vom All in’s All zurück!«
     
    so bezeichnet er das Entstehen und Vergehen, das Losreißen von und das Zurückkehren zu der großen Weltenseele und alle Bewegung des Seienden durch ein »liebevolles Streiten«, und das Bibelwort: »Gott ist die Liebe, und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm,« behauptet mit absoluter Bestimmtheit das Vorhandensein einer göttlichen Liebe, die ebenso in uns ist, wie wir uns in ihr bewegen.
    Man sage nicht, daß diese Liebe ihre Gegensätze habe, den Haß, die Feindschaft, die Rache etc., denn ebenso wenig wie die Kälte ein Gegensatz der Wärme, sondern vielmehr ein geringerer Grad der Wärme ist, ebenso wenig ist auch der Haß etc. ein von der Liebe Verschiedenes, sondern nur ein gewisser Grad oder eine gewisse Richtung, eine gewisse negative Aeußerung von ihr.
    Es giebt nur ein Unkörperliches, Unstoffliches, absolut Geistiges – die Liebe, und dieser Geist, diese Liebe ist Gott, der sich uns nur durch seine Allmacht offenbart, indem er sich in einen Stoff kleidet, welcher, unendlich und allgegenwärtig, die Grundbedingung allen Daseins bildet – den Weltäther.
    Das ist unser Glaubensbekenntniß. Wie sich

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