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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Ist nicht ein bedeutender Unterschied zu machen zwischen Seele und Geist, und wenn der Weltäther die Weltseele ist, woher stammt diese, woraus hat sie sich entwickelt, wer gab ihr die Gesetze, da sie doch unbewußt handelt?
    Sehen wir einmal, was unter diesem Weltäther, unter dieser Weltseele zu verstehen ist!
    »Schon durch das indische Alterthum geht bei den Rechtgläubigen der Gedanke an einen Stoff im Weltraume, welcher zarter ist als selbst der feinste der vier übrigen genannten Elemente: Luft, Feuer, Wasser, Erde. Es ist der Aether, durch welchen die Gestirne und der Himmel entstanden seien. Auch die Griechen nehmen einen eigenschaftslosen Stoff an, und Ovid singt in seinen Metamorphosen I. 67: ›Darüber verbreitete er den klaren, der Schwere entbehrenden Aether, welcher gar nichts besitzt von der irdischen Hefe.‹ Spinoza spricht von einer unendlichen, untheilbaren Substanz, und verschiedene andere Philosophen haben ähnliche Vorstellungen.
    Wir können den Stoff, welchen der unendliche Weltraum überall und ohne jede Unterbrechung enthält, nicht sinnlich wahrnehmen, denn er ist kein bestimmt begrenztes Einzelwesen, kein Körper mit sinnlich wahrnehmbaren Eigenschaften, sondern ein unbegrenzter Stoff. Auch Göthe nennt ihn unkörperlich. Jeder Körper ist Stoff mit einer bestimmten Begrenzung, Weltäther aber ist ein Stoff, welcher den unendlichen Weltraum einnimmt, also nichts Individuelles besitzt, so daß er für sich und an sich unmittelbar durch unsere Sinne nicht wahrgenommen werden kann. Wir müssen in der That die Begriffe Körper und Stoff von einander trennen,   denn es giebt einen Stoff, welcher ein Körper nicht ist. Wie das Wasser für den Fisch, die Luft für den Vogel, so ist der Weltäther für die Weltkörper das Lebenselement.
    Erst die in unserm Jahrhunderte mächtig aufblühenden Naturwissenschaften haben sein Vorhandensein durch eine Reihe von Erscheinungen nachgewiesen, und es wird die Zeit nicht mehr fern sein, in welcher ihm eine unendlich wichtige, ja die wichtigste Rolle im Haushalte der Natur allgemein zuerkannt werden wird. Nicht blos zwischen den Weltkörpern, sondern auch sogar in jedem Körper, auch in den irdischen, befindet sich jener Stoff, und er umgiebt sogar ein jedes seiner untheilbaren Atome. Wie die Atome in den Molekeln, die Molekeln in den einzelnen Körpern, diese in einem Weltenkörper, so werden auch die letzteren in den kleineren und größeren Weltenkörpersystemen allein durch den Druck des Weltäthers zusammengehalten. Adhäsion und Cohäsion sind einfache Folgen des Weltätherdruckes. Auch das Wesen der Gravitation liegt keineswegs in den Weltkörpern selbst, sondern in dem Urquelle der Kraft für das ganze Universum, im Weltäther. Ebenso sind die magnetischen oder electrischen Körperstoffe weder bei der Anziehung noch bei der Abstoßung selbstthätig, sind passiv und folgen der im Weltäther liegenden Urkraft für das ganze Weltall.
    Die ganze unendliche Welt als Inbegriff der im Raume vorhandenen Körper ist aus denselben nicht geschaffenen und auch nicht vertilgbaren Stoffen zusammengesetzt und wird von denselben unvertilgbaren Kräften gefangen, welche von den einzelnen Atomen bis zu der unendlichen Menge oft außerordentlich großer Weltkörper nach denselben Gesetzen wirksam sind, in der Größe ihrer Gesammtwirkung unveränderlich erhalten werden und ihren unversiechenden Urquell im Weltäther haben, so daß dieser auch der Urquell für alles Sein und Werden ist.«
    Das ist der Weltäther, die Weltseele, der unpersönliche Gott. Aber ist er nicht ein recht trauriger Gott, da die durch ihn entstandene Kreatur höher steht als er selbst? Schon der Stein ist individuell, das Thier hat sein Bewußtsein, und nun erst der Mensch mit seinen herrlichen Gaben und Fähigkeiten! Welche bedauerliche Genügsamkeit zeigt eines dieser herrlichen Wesen, indem es sich den Weltäther zum Gesetze setzt. Und dabei kommen wir doch immer wieder auf die Frage zurück: Wie entstand dieser Aether? Schuf er sich selbst? Wahr ist es,   zwar, daß wir diese Frage bei der Annahme eines persönlichen Gottes ebenso aussprechen müssen, aber es befriedigt den suchenden Menschengeist jedenfalls mehr, als letzte erkennbare Potenz einen allmächtigen und allliebenden Vater zu wissen, als einen unwägbaren leb- und willenlosen Stoff.
    Aber ein großer, ein gar nicht zu unterschätzender Fortschritt ist gethan durch das in Beziehungstellen des Weltäthers zum Gottesbegriffe, nur

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