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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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in ihre Taschen leiteten; sie schufen so die gastliche zur geheiligten Prostitution um.
    Die egyptische Religion verehrte die befruchtende und zeugende Kraft der Erde in den beiden Gottheiten Isis und Osiris. Isis war mit der Venus, Osiris mit dem Adonis identisch.
    Die geheiligte Prostitution erlangte in der Verehrung dieser Gottheiten die höchste Ausbildung, und die Priester, in deren Hände die Götter alle Gewalt gelegt hatten, machten sich dieselbe hinreichend zu Nutze, um die Neulinge beiderlei Geschlechtes in die Geheimnisse der scheußlichsten Laster einzuweihen.
    Herodot erzählt uns im zweiten Buche, Kapitel 60 die Vorbereitungen zu dem Feste der Isis, welches in Bobastes gefeiert wurde, ungefähr folgendermaßen: »Männer und Frauen in bunter Vermischung und großer Anzahl, begaben sich zu Wasser in einem Fahrzeuge dahin. Während der Fahrt spielten einige Frauen mit Kastagnetten und einige Männer auf der Flöte, die übrigen, sowohl Männer als Frauen sangen und klatschten mit den Händen. So oft man bei der Wasserfahrt bei einer Stadt vorüberkam, wurde gelandet; einige Frauen spielten weiter mit den Kastagnetten, andere schrieen aus vollen Kräften und stießen Beleidigungen aus gegen die Städterinnen. Diese begannen zu tanzen, während jene standen und in der unschicklichsten Weise ihre Kleider aufschürzten.«
    Dies waren indeß erst die Anfänge zu den Vorgängen, welche später im Tempel stattfinden sollten. Tausende von Menschen wahlfahrteten dorthin, um sich den schimpflichsten Excessen zu ergeben; die Ausschweifungen,   welche bei den Isisfesten stattfanden, wurden in ihren Einzelheiten indeß nie bekannt, da dieselben in der Dunkelheit unterirdischer Räume versteckt blieben, wohin die Eingeweihten erst nach langer Prüfung und Reinigung gelangen konnten.
    Der Schriftsteller Herodot, den die egyptischen Priester in die Mysterien ihres Isisdienstes einweihten, vermeidet es absichtlich, die Geheimnisse desselben zu verrathen; allein einige Bemerkungen, die er gelegentlich darüber macht, geben uns ein Bild von der entsetzlichen Versunkenheit, in der dieses Volk gelebt haben muß. Als Beleg dafür sei hier nur angeführt, daß man die Leichname schöner junger Frauen den Einbalsamirern erst drei bis vier Tage nach dem Tode überlieferte, weil es häufig vorgekommen war, daß solche Leichname in noch frischem Zustande zu geschlechtlichen Excessen benutzt worden waren.
    Die Religionsgebräuche der Griechen hingen genau mit ihrer Organisation und ihrem Klima zusammen.
    So hatten sie eine zweifache Venus; die eine, Urania, von himmlischer Abkunft, war die Vorsteherin keuscher und reiner Liebe, und Homer schildert uns den Gürtel dieser Venus mit den reizendsten Farben. Die andere, die irdische Venus, Vulgivaga, war die Göttin der Wollust. Die Erstere wurde durch Sittsamkeit und strenge Enthaltsamkeit, die Letztere durch Ueppigkeit und raffinirten Genuß verehrt. Die Mädchen, welche sich der himmlichen Venus Urania weihten, mußten das Gelübde der ewigen Keuschheit ablegen, wogegen diejenigen, welche in den Dienst der irdischen Venus Vulgivaga traten, nichts weiter waren, als Werkzeuge der Wollust, welche Jedermann zu Diensten standen.
    In dem reichen, üppigen Korinth widmete man zuerst der Venus öffentliche Dirnen, und der dort erbaute prächtige Venustempel zählte Tausende solcher Priesterinnen zu seinen Bewohnern.
    Auch nach Italien hin verpflanzte sich die geheiligte Prostitution und nistete sich in diesem Lande bald ein. Es sind uns zwar schriftliche Nachrichten aus der Zeit vor Errichtung des mächtigen römischen Reiches nicht bekannt, allein aus Abbildungen, welche uns aus jener Zeit aufbewahrt wurden, läßt sich mit Sicherheit schließen, daß die Jungfrauen der Liebesgöttin in ähnlicher Art wie die Babylonier und Armenier ihre Keuschheitsopfer gebracht haben.
    So lange die römische Republik in ihrer natürlichen Einfachheit   bestand, erhielten sich die Römer auch die Reinheit ihrer Sitten; mit dem Eintreten der asiatischen Kriege indeß wurden alle Elemente der geschlechtlichen Ausschweifungen in Rom entfesselt, und die empörenden Sitten der besiegten Völker hielten gleichzeitig mit den zurückkehrenden Eroberern ihren Einzug in das Land.
    Die religiöse Prostitution wurde gepflegt und gehegt und wie bei den Griechen der unkeuschen Venus vulgaris gehuldigt. Ohne Scheu ergab man sich allen geschlechtlichen Excessen, und selbst die achtbarsten Frauen scheuten sich nicht, bei

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