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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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besitzt das Liebesgefühl theils durch die Tiefe des Eindruckes, aus dem es hervorwächst, theils durch die inhaltsvolle Befriedigung der Selbstliebe, welche sich unmittelbar mit ihm verbindet, in sich selbst eine Stütze, welche es vor allzu jähen Veränderungen schützt. Und selbst wenn wir zugestehen wollten: indem es auf den höchsten Gefallen als seinem ursprünglichen Prinzipe beruht, indem Alles, was es thut und treibt, was es dichtet und denkt, Steigerungen der gewöhnlichen Seelen-und Sinnenzustände enthält, veranlaßt es eine Anspannung der Lebensgeister, welcher nothwendigerweise eine Reaction folgen muß – selbst wenn wir dies zugestehen wollten, müßten wir doch ehrlich und wahrheitsgetreu hinzufügen, daß der lebendige Funke nie verlöschen, nie ersterben kann und unter der todten Asche fortglimmt, um seiner Zeit zu neuer Flamme emporzulodern. Wer kennt nicht Lord Byrons: »Einst, da wir schieden!« aus welchem der Wiederschein jener neuaufflammenden Gluthen lodert; die bei dem Gedanken an die von ihm getrennte Gattin sein Inneres durchzuckten:
     
    Einst, da wir schieden,
    Weinend und stumm,
    All’ unser Frieden
    In Leid gewandt um:
    Fahl ward die Wange dir,
    Kälter dein Kuß –
    War’s nicht, als bange mir
    Herb’rer Verdruß?
     
    Der Thaufall vom Morgen
    Sank kalt mir und klar
    Wie ein Vorfrost der Sorgen
    Von heute in’s Haar;
    Und dein Schwur ist gebrochen,
    Dein Leumund verblich,
    Wird dein Name gesprochen,
    Erröth’ ich für dich!
     
    Spricht von dir das Gelder,
    Wie wird mir so trüb,
    Es faßt mich ein Schauder ….
    Was warst du so lieb!
    Keins ahnt, daß voll Gluth ich
    Mit dir einst gekos’t,
    Mein Herz weint sich blutig
    Und findet nicht Trost.
     
    Wir sah’n uns verstohlen –
    Verstohlen ich’s klag’,
    Daß dein Herz unverhohlen
    Die Treue mir brach.
    Soll’t nach Jahren ich blicken
    Dich wiederum,
    Wie mein Grüßen dir schicken?
    – Weinend und stumm!
     
    Wie lang oder wie kurz die »drei schönen Frühlingstage: Liebe, Rausch und Jugend im Leben des Einzelnen sind, ist natürlich von individuellen   Verhältnissen abhängig, und hierbei sind nicht allein Wesen und Beschaffenheit des Individuums, seine vitale Energie, seine Kraft, Frische und Gesundheit, sondern auch die äußeren Lebensumstände desselben von wesentlichster Bedeutung. Im Grunde sollten wir von vornherein vermuthen, daß die Liebe sich nicht allein am reichsten entfalten, sondern auch am vollsten und längsten ausleben würde in denjenigen Existenzen, welche ihrer socialen Stellung nach den begüterten Classen angehören. Denn was spricht nicht Alles zu ihren Gunsten! Von allen belästigenden Zumuthungen, welche die Nothdurft des Daseins auferlegt, entbürdet, haben sie zunächst in sehr erhöhtem Maaße die Möglichkeit, den schönen Schein des Lebens um sich her zu verbreiten. Wie viel aber der schöne Schein für das Gefallen und also für die Liebe bedeutet, bedarf kaum einer weiteren Ausführung. Der einzelne Mensch erregt Gefallen nicht allein durch das, was er ist, sondern vor Allem auch durch die Umgebung, in der er sich befindet, diese hebt oder entstellt ihn. Kann sie seinen innern Werth nicht vernichten, so kann sie doch verhindern, daß derselbe zur Geltung kommt. Und hierbei handelt es sich noch gar nicht einmal um den innern Werth, sondern nur um Dasjenige, was, von Liebesblicken gesucht, mit süßem Liebreiz der Erscheinung unser Herz bestrickt. Die Umgebung ist für den Menschen häufig dasselbe, was günstige Beleuchtung, Licht und Schatten für die Landschaft ist. Dasselbe Landschaftsbild, welches uns heut’ im vollen Glanze der Sonne entzückte, läßt uns morgen gleichgültig, weil wir es ohne die malerische Wirkung eines verklärenden Farbenspieles im nüchternen Grau daliegen sehen. Und so der Mensch. Mitten in den schönen Schein einer anmuthigen Wirklichkeit gestellt, ruht auf ihm Etwas von dem Abglanze seiner Umgebung; wird ihm aber der Boden derselben entrückt, so verlischt der Strahl, welcher ihn spielend mit Lichtwellen umgab. Es muß alsdann schon eine besondere Fügung der Umstände obwalten, wenn gleichwohl ein gleich magnetisch wirkender Zug, wie es unter einer günstigeren Umgebung der Fall sein konnte, das Gefallen an seine Person bindet.«
    Größere Bedeutung noch als der schöne Schein, mit dem die besitzenden Classen ihr äußeres Leben zu umgeben vermögen, hat es, daß sie sich eher und besser die Freiheit der Stimmung zu erhalten im Stande sind. Die

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