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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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so erkennt der Denker den Zusammenhang mit dem Vorhergehenden, während der geistig Schwache denselben leugnet und sein Empfinden und Entschließen als etwas Zufälliges oder von dem Fatum, der Gottheit Vorherbestimmtes darstellt.
    Hier ist die Offenbarung einer göttlichen und ewigen Gerechtigkeit, welche Nichts ohne Folge bestehen läßt, sondern gebietet, daß sich Eines nach unumstößlichen Gesetzen aus dem Andern entwickle und zwar in der Weise, daß das Folgende stets eine Vergeltung, also eine Bestrafung oder Belohnung des Vorhergehenden enthalte. Und diese Gerechtigkeit kann unmöglich bei dem Menschen stehen bleiben, sondern sie muß den Geist desselben hinaufweisen in die zukünftigen Welten, um dort zu erndten, was er hier gesäet hat. Und auch das ist die Geschichte, ja die höchste und schwierigste Aufgabe der Geschichte, aus dem Vergangenen und Gegenwärtigen auf die Zukunft zu schließen und nach den Gesetzen Kräften und Erscheinungen, welche die Vergangenheit bot und die Gegenwart bietet, auf Entwickelungen zu folgern, die dem Jenseits angehören. Hier wird die Geschichte nicht nur zur Prophetin, welche das Zukünftige ahnt und predigt, sondern zur Seherin, welche mit gottbegnadetem Auge in Fernen blickt, die selbst dem Rohre noch unerreichbar sind, und dort Gestaltungen und Verbindungen unterscheidet, deren Darstellung der gewöhnliche Geist nicht nur belächelt, sondern für einen Wahnsinn erklärt, vor dem die Mitwelt, die Gegenwart in Schutz genommen werden müsse.
    Wenn es Wahrheit ist, daß das Ziel alles geistigen Strebens, nenne man es nun wie man wolle, die Erkenntniß Gottes ist, so dürfen wir uns nicht wundern, wenn wir bemerken, daß nicht nur so unendlich Viele von diesem Ziele entweder keine Ahnung haben oder gar dasselbe geradezu leugnen, sondern daß auch Diejenigen, welche wirklich in der gegebenen Richtung wandeln, nur langsam vorwärts kommen. Es ist ja die Fähigkeit des Menschen im Verhältniß zu der Größe und Erhabenheit dieses   Zieles eine solche, die es ihm unmöglich macht, dasselbe im Laufe zu erreichen; die Gaben müssen sich entwickeln, vermehren, vergrößern, und dazu reicht das Erdenleben bei weitem nicht aus, vielmehr sind eine Reihe von Stufen nothwendig, deren jede einzelne ein vollständiges Dasein in sich schließt und deren Zahl wir unmöglich zu bestimmen vermögen, da unser Auge für die große Unendlichkeit keine Schärfe besitzt.
    Daß es grad für diesen Gegenstand so wenig Verständniß giebt, hat seinen Grund in unserer Unbekanntschaft grad’ mit Dem, was zu wissen uns am dringendsten Noth thut. Wir sind bekannt mit so vielen Verhältnissen und Vorgängen, die für uns nicht eine eigentliche Wichtigkeit besitzen, unser Gedächtniß wird gefüllt mit Gegenständen, welche den großen Zielen unseres Lebens fern liegen, ja, uns in ihrer Erreichung oft nur zu hinderlich sind, und Dasjenige, worauf wir unsere Aufmerksamkeit am meisten richten sollen, bleibt unserer Betrachtung entzogen. Wir prägen uns eine Menge Sprüche und Kirchenlieder ein, wir kennen die Namen von Männern zweifelhafter Berühmtheit, wir geben den letzten Pfennig als Schärflein zum Baue von kostbaren Kirchen, aber wir lassen uns von den Spitzen dieser religiösen Monumente nicht hinauf in die Unendlichkeit weisen und verschließen unser Ohr vor den donnernden Mahnungen des wechselnden Lebens um uns her.
     
    »Halt ein Wollt ihr Gott wahrhaft finden,
    O, so verwischt nicht seine Spur.
    Der Zweifel muß und wird verschwinden:
    Den Schöpfer kennt die Kreatur.
     
    Schwingt euch hinauf zu jenen Fernen,
    Zum großen Weltenocean,
    Les’t in den Sonnen, in den Sternen:
    Sie zeigen euch des Ew’gen Bahn.
     
    Dort oben kann kein Zweifel walten
    Wie hier in eurer todten Schrift,
    Dort muß der Geist sich frei entfalten,
    Bis er auf seinen Urquell trifft.
     
    Doch ihr beschweret eure Fügel
    Mit der Dogmatik Tyrannei,
    Ihr schäumt und knirschet in die Zügel
    Und glaubt in Ketten euch noch frei.
     
    Ihr hängt und klebt an allen Sätzen,
    Die längst der Moder angefaßt,
    Und glaubt die Gottheit zu verletzen,
    Wenn ihr ihr den Roman nicht laßt.
     
    Ihr les’t die Schrift durch eure Brillen,
    Durch die man Alles anders liest,
    Und wollt Geheimnisse enthüllen,
    Wo an sie nicht zu denken ist.
     
    Zur Wirklichkeit macht ihr die Fabel,
    Weil es sich gut zum Ganzen fügt,
    Und deutet zehnfach die Parabel,
    Die klar und einfach vor euch liegt.
     
    Der Aphorismen helle Sätze
    Verbindet

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