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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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ihr mit dunklem Kitt
    Und schreibt in diesem Bau Gesetze,
    Die der Gehorsam übertritt.
     
    Und wenn ein glänzender Gedanke
    Erleuchtend durch die Dogmen fährt,
    Gleich wird er vor des Schisma’s Schranke
    Für ein Kriterium erklärt! –
     
    Erhebt euch einmal aus dem Staube,
    In dem kein Schatz verborgen liegt,
    Seht, ob der aufgezwung’ne Glaube,
    Vom Nimbus frei, euch noch genügt!
     
    Wollt ihr die Erde kennen lernen
    Und die Gesetze ihrer Bahn,
    So wißt, daß man sie von den Sternen
    Am Besten überblicken kann!«
     
    Diese Worte des Dichters enthalten eine alle unsere Verhältnisse erleuchtende Wahrheit. Sie sind nicht gegen die wahre Frömmigkeit gerichtet, sondern gegen die Kurzsichtigkeit, welche am irdischen Staube haftet und im kleinlichen Treiben des Erdenlebens, in der Hingebung an nichtige und vergängliche   Gegenstände das Beste vergißt oder vernachlässigt, was uns vom Schöpfer verliehen ist: die Arbeitskraft für Zwecke, welche die Bergesspitzen der Erde weit überragen und im Lichte der Ewigkeit uns am Firmamente entgegenglänzen.
    Wir nennen unsere kleine Erde eine Welt, ja sie ist es, aber nur für die Geschöpfe, welche sie bewohnen; aber im Zusammenhange mit dem Ganzen der Schöpfung ist sie ein verschwindendes Theilchen derselben, und wer sie kennen lernen will, der darf sie nicht aus ihrem Zusammenhange mit dem System, zu welchem ihre Bahn gehört, reißen. Und wie alle irdischen Erscheinungen und Gegenstände nicht blos der Erde, sondern dem All angehören, so sind auch die Ereignisse, welche sich auf ihr vollziehen, nicht ihr ausschließliches Eigenthum, sondern sie gehören dem großen Leben an, welches seine Gestalten sowohl zwischen den Sandkörnern der Wüste, als auch hinter der Feuerhülle der Sonne bewegt.
    Dieselben Gesetze, nach denen sich die gigantischen Thatsachen des Universums vollziehen, geben auch dem Thun und Treiben sowohl des Einzelnen als auch des ganzen Menschengeschlechtes Grund und Richtung, und wer dieses Thun und Treiben richtig beurtheilen und ergründen will, muß seinen Blick an den Erscheinungen, welche außerhalb der Erde liegen, geschärft haben. So ist also die Geschichte der Menschheit nicht etwas Selbstständiges, für sich Bestehendes und isolirt Fortschreitendes, sondern eine Woge in dem unendlichen Strome der universellen Thatsachen.
    Leider aber ist dieser Gesichtspunkt ein fast vollständig unberücksichtigt gebliebener, und so kommt es, daß wir seit mehreren Jahrtausenden von einer Geschichte sprechen und doch keine Geschichte haben. Hunderte von gelehrten Herren und unzählige jener Menschen, welche gewohnt sind, Andere für sich denken zu lassen, werden Denjenigen verdammen, welcher das große Wagniß beginnt, eine solche kühne Behauptung auszusprechen, und doch enthält sie nichts anderes als die volle, reine und – beschämende Wahrheit. Treten wir in unsere vielgerühmten Bibliotheken, um nach den Werken unserer Geschichtsschreiber zu blicken! Was enthalten sie – alle, alle ohne Ausnahme? Eine mehr oder weniger interessante, mehr oder weniger vollständige, mehr oder weniger zusammenhängende Erzählung der an die Oeffentlichkeit getretenen Ereignisse von einem gewissen Herrn Adam an bis auf Bismarck, Moltke, Grant und Disraeli. Ist das Geschichte? Wer es mehr nennt als eine einfache kronologische Zusammenstellung   nacherzählter und wirklich geschehener Thatsachen, der hat noch nie über den Begriff »Geschichte« nachgedacht.
    Es ist hier nothwendig, die gemachte Behauptung mit einem Beispiele zu belegen, und wir bedienen uns der Analogie der Naturwissenschaft. – Nebenbei sei hier bemerkt, daß die Eintheilung der Naturkunde in Naturgeschichte und Naturlehre eine vollständig falschbezeichnete ist; denn was die Naturgeschichte uns lehrt, das ist nur zum geringsten Theil Geschichte, und was die Naturlehre enthält, ist nur ein Theil dessen, was sie enthalten sollte. Die Naturwissenschaft macht uns bekannt mit dreierlei, nämlich mit den Naturerscheinungen, Naturgesetzen und Naturkräften. Die Lehre von den Naturerscheinungen behandelt die Gegenstände und Körper, welche sich der sinnlichen Warnehmung des Beobachters zu erkennen geben, die Lehre von den Naturkräften macht uns bekannt mit den Gewalten, welche diese Erscheinungen in das Leben rufen und ihrer Bestimmung entgegenführen, und die Lehre von den Naturgesetzen zeigt uns jene unumstößlichen Regeln, nach denen die erwähnten Kräfte thätig sind. Auf diese Weise

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