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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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ihrer sieben, das älteste elf, das jüngste kaum vier Jahr alt, und aus Lachen und Kinderunschuld wob sich hier ein Bild, das uns auf Augenblicke glauben machte, wir sähen in eine feenhafte Welt. Und daß wir diese Welt nicht störten, das war ihr höchster Zauber. Ungeängstigt und von keiner Scham überkommen, spielten die Kinder weiter und tauchten unter und prusteten das Wasser in die Höh wie junge Delphine. Das älteste Mädchen war eine Schönheit; ihre Augen lachten, und das lange, aufgelöste Haar schwamm wie Sonnenschein neben ihr her.
    Bootführer Birkig rekolligierte sich zuerst und rief das uns sowohl wie das Bild auf einen Schlag entzaubernde Wort über das Wasser hin: »ob man uns einen Kaffee kochen wolle«. Das bereitwilligste »ja« klang zurück, und einige Minuten später sprangen wir ans Ufer, hinter dessen Büschen jetzt die Kinder in allen Stadien der Toilette standen und lagen, eines, das jüngste, noch platt im Sande. Der im Kahne stehende Häusler oder Kätner aber, der sich uns bald danach als Kätner Post vorstellte, war uns um ein paar Schritt entgegengekommen und bat uns, in seine Wohnung einzutreten. Wir zogen indes einen Platz im Freien vor und machten es uns auf einem von Kirschbäumen beschatteten Rasenplatze bequem. Was an Tisch’ und Bänken im Hause war, stand bald draußen, und zuletzt erschien auch ein blaugemustertes Kaffeeservice, das unverkennbar einer besseren Zeit angehörte. Der Kätner entstammte nämlich einer alten Spreewalds-Honoratiorenfamilie, daraus selbst Geistliche hervorgegangen waren, und ein leiser Unmut über ein gewisses Zurückgebliebensein hinter diesen historischen Rangverhältnissen lag auf seinem Gesicht. Er sprach dies auch unumwunden aus und verriet überhaupt eine Nervosität, wie man ihr bei Leuten seines Standes nur selten begegnet. Ich nahm ihn daraufhin von Anfang an für einen Konventikler und fand es bestätigt, als er eine Weile danach anfrug, ob es uns vielleicht genehm sein würde, seine Kinder ein mehrstimmiges Lied singen zu hören, auf das sie leidlich eingeübt seien. Wir bejahten die Frage natürlich, und alsbald klang es mit jener unwiderstehlichen Innigkeit, wie sie nur Kinderstimmen eigen zu sein pflegt, durch die sommerstille Luft:
    Jesu, geh voran
    Auf der Lebensbahn,
    Und wir wollen nicht verweilen,
    Dir getreulich nachzueilen.
    Führ uns an der Hand
    Bis ins Vaterland.
    Eine Pause trat ein, und erst als Kätner Post uns gemustert und sich über unsere Teilnahme vergewissert hatte, gab er aufs neue das Zeichen und sang nun selber mit:

    Soll’s uns hart ergehn,
    Laß uns feste stehn
    Und auch in den schwersten Tagen
    Niemals über Lasten klagen,
    Denn durch Trübsal hier
    Geht der Weg zu dir.
    Rühret eigner Schmerz
    Irgend unser Herz,
    Kümmert uns ein fremdes Leiden,
    O so gib Geduld zu beiden,
    Richte unsren Sinn
    Auf das Ende hin.
    Ordne unsren Gang,
    Jesu, lebenslang;
    Führst du uns durch rauhe Wege,
    Gib uns auch die nöt’ge Pflege,
    Tu uns nach dem Lauf
    Deine Türe auf.
    Das Lied hätte die doppelte Zahl von Strophen haben können, wir wären willig gefolgt. Es hatte jeden von uns ergriffen, am meisten den Nestor unseres Kreises, der fast verlegen vor sich nieder sah und auf unsere wiederholte Frage nach dem »Warum« endlich antwortete: »Sie sind alle bewegt durch das Lied. Ich bin es doppelt und muß es sein. Daß Ihnen dieses Lied hier begegnet, ist zu bescheidenem Teile mein Verdienst. Es sind jetzt gerade fünf Jahre, daß ich auf einer ähnlichen Reise wie diese in eine Dorfschule trat und das schöne Zinzendorfsche Lied in jener rhythmischen Form singen hörte, darin Sie’s eben vernommen haben. In dieser Form wirkte das längst Bekannte wie neu auf mich und riß mich nicht nur fort durch seine Kraft und Innigkeit, sondern veranlaßte mich auch, es nach meiner Rückkehr in einem mir zu Gebote stehenden Fachblatte zu veröffentlichen. Ich weiß, daß es seitdem vielfach Eingang gefunden hat; hier aber trat es mir zum ersten Male wieder lebendig entgegen und bestätigte mir die Lehre: Man streue nur gute Körner aus und sorge nicht, was aus ihnen wird; irgendwo gehen sie auf, und wenn es im stillsten Winkel des Spreewalds wäre.«
    Die Sonne neigte sich und mahnte zum Aufbruch. Noch reizende Partien kamen, aber der Höhepunkt des Festes lag hinter uns.
    In Dorf Leipe, das wir auf unserem Rückweg passierten, trafen wir hauptstädtische Gesellschaft, die der wachsende Schönheitsruf des Spreewaldes

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