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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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zu bedeuten schien, zum zweiten aber auf die Torfkähne, zwischen denen wir allerdings wie eingeklemmt lagen. »Zieht ein Wetter herauf und diese drei ›großen Christophs‹ reißen sich los, so werden wir zerquetscht wie ein Polarschiff im Eismeer. Die Laterne tut nicht alles, aber viel. Zum mindesten zeigt sie uns die Stelle, wo wir untergehen.«
    Um diesen Trost reicher, suchten wir unser Lager. Müde von des Tages Last und Hitze, schliefen wir unbekümmert ein.
    Von Dolgenbrodt bis Teupitz
     
    (Zweiter Reisetag)
    Mit dem frühesten war ich auf, zwischen drei und vier; die Sonne kündigte sich erst durch einzelne Strahlen an, die von Zeit zu Zeit am Horizonte aufschossen. Aber so früh ich war, so war ich doch nicht der Frühste. Lieutenant Apitz war mir zuvorgekommen und hatte, da er die Angelpassion mit der Segelpassion glücklich zu vereinigen wußte, seine Schnur seit länger als einer halben Stunde ausgeworfen. Mit ihm Mudy. Ein guter Frühfang hatte ihre Anstrengungen belohnt. In einer neben ihnen stehenden Wanne zappelte es bereits von Schlei und Hecht, von Giesen und Karauschen, die für unser Mittagsmahl einen vorzüglichen zweiten Gang in Aussicht stellten.
    Es war ein erquicklicher Morgen; in dem fallenden Tau gab sich die Natur wie gebadet. Ein Flachboot strich hart an uns vorüber, in dem ein junger Dolgenbrodter, mit angehängtem Fischkasten, stromabwärts fuhr. Er sah ziemlich spöttisch zu unserer Angelrute auf und grüßte. Lieutenant Apitz aber war nicht der Mann, sich verwirren zu lassen. »Eingeborner Wende, was gelten die Fische?« Der Angeredete nannte eine beliebige Summe. »Da lasse ich sie billiger und gebe noch eine Bleiflinke zu.« Damit griff Apitz in die Wanne und warf ihm die angekündigte Flinke ins Boot. In diesem Augenblicke stieg der Glutball der Sonne auf und durchleuchtete die dünnen Nebel. Wir sahen nun erst, wo wir waren.
    Am Wasser hin zog sich eine schmale Wiese, von Huflattich eingefaßt, der hier und dort in grotesken Blattbildungen kleine vorspringende Inseln schuf. Hinter dem Wiesenstreifen, immer den Windungen des Flusses folgend, stand eine Reihe von Häusern, jedes einzelne durch ein blühendes Mohnfeld von dem Nachbarhause geschieden. Die Bewohner schliefen noch oder hantierten in Küche und Kammer; nur ein paar Blondköpfe waren aus dem Bett in den Garten gesprungen und spielten in ihren roten Friesröcken unter dem weißen Mohn umher. Im Rücken der Häuser stieg das Erdreich an, fast einen Damm bildend, auf dessen Höhe der Hanf in dichten Stauden stand. Hinter dem Damm aber lief die Dorfstraße hin, wenigstens klang von dort her ein leises Läuten herüber. Ich glaubte die Herde zu sehen, trotzdem sie meinem Auge verborgen war.
    Einsamkeit auch hier. Aber wenn sie am Tage vorher, an den Ufern des Zeuthener Sees, wie ein wendisches Volkslied elegisch geklungen hatte, so klang sie hier wie ein Idyll aus alten Zeiten und schuf dem Herzen ein süßes Glück, wo jene nur ein süßes Weh geschaffen hatte. Ich wurde des stillen Lebens, das aus diesen Bildern zu mir sprach, nicht müde. Immer Neues erschloß sich mir, das mein Herz bewegte. In Front jenes Hauses stand ein uralter Birnbaum, in der einen Hälfte abgestorben, aber in der anderen noch frisch und mit Früchten überdeckt. In dem hohlen Hauptast bauten die Bienen, an dem Stamm lehnte die Sense, zwischen den Zweigen hing das Netz; und in dieser Dreiheit lag ersichtlich das Dasein dieser einfachen Menschen beschlossen. Das Sammeln des Honigs, das Mähen der Wiese, das Fischen im Fluß, in so engem Kreislauf vollendete sich tagtäglich ihre Welt. Und so war es immer an dieser Stelle.
    Wie die Menschen hier, in Pfahlbauzeiten, im Gezweige gewohnt hatten, so wohnten sie jetzt unter dem Gezweig; aber in ihm oder unter ihm, sie blieben wie die Vögel, die Nester bauen.
    Und in diesem Berührtwerden von etwas Unwandelbarem, in der Wahrnehmung von dem ewigen Eingereihtsein des Menschen in den Haushalt der Natur, liegt der Zauber dieser Einsamkeitsdörfer.
    Schon vor sechs Uhr war die »Sphinx« unter Segel. Aber der Wind ließ bald nach, so daß wir froh waren, inmitten einer eben zu passierenden Schmalung die großen Stoßruder benutzen zu können. Wir schoben uns nur noch von der Stelle. Dies dauerte Stunden. Erst bei Prierosbrück machte sich der Wind wieder auf und trieb uns nun in die »Schmölte« hinein, einen buchtenreichen, durch Schiebungen und Waldcoulissen ausgezeichneten See, der, zugleich mit dem ihm

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