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Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Theodor Fontane (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theodor Fontane
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»1. Division, 1. Brigade« trug. Was hier so niederdrückend wirkte, war die melancholische Abwesenheit alles Freien und Selbständigen; die Armut kann poetisch sein, die Armseligkeit nie.
    Wir traten auf den Kirchhof hinaus, dessen Gräber, wie die Häuser des Dorfes, gruppenweise versteckt in den Senkungen des Hügels lagen. Nur hier und dort ein Busch, ein Blumenbeet.
    Um den Eindruck zu bannen, den das Innere der Kirche auf uns gemacht hatte, forschten wir nach Kahnis’ Grab, freilich zunächst umsonst. Der Küster, der erst wenige Monate im Dorfe war, hatte den Namen nie gehört, zeigte sich indessen beflissen, in seiner Schulklasse zu fragen. Als er wieder zu uns trat, war er in Begleitung eines halbwachsenen Mädchens, dessen flachsblonde Zöpfe zu einer dichten Krone zusammengelegt waren. Sie begrüßte uns unbefangen, schritt auf einen abseits gelegenen, halbverwilderten Fliederbusch zu und sagte dann, indem sie die Zweige auseinanderbog: »Das ist Kahnis’ Grab.« Auf einem eingefallenen Hügel, der mehr mit Moos als mit Gras überwachsen war, lag ein halb umgestürztes Kreuz; die Inschrift war längst vom Regen abgewaschen. Als wir neugierig fragten, »woher sie die Stelle so gut kenne«, zeigte sie, statt jeder anderen Antwort, auf ein Hänflingsnest das sich in dem Gezweig versteckte. Die beiden Alten flogen auf, umkreisten aber die Stätte. Kapitän Backhusen, als er des geängstigten Pärchens ansichtig wurde, lüpfte den Hut und sagte dann: »Das sind wir dem Andenken Kahnis’ schuldig, den Frieden dieses glücklichen Haushaltes nicht länger zu stören.« Und damit traten wir unseren Rückzug an.
    Eine Viertelstunde später waren wir wieder an Bord der »Sphinx« und fuhren nun, unseren Cours wechselnd, auf die Südspitze des Zeuthener Sees zu. Auch hier noch ist der Segelklub zu Haus, dessen anwesende Mitglieder nicht ermangelten, mir »Hankels Ablage«, »Haches Gruß«, den »Gingang-Berg« und ähnlich wunderlich benannte Punkte vorzustellen. Aber der Zeuthener See ist doch schon Vorterrain; die Villen hören auf, der Einfluß der Hauptstadt schwindet und die eigentliche » Wendei « beginnt. Die Ufer still und einförmig. Nur dann und wann ein Gehöft, das sein Strohdach unter Eichen versteckt; dahinter ein Birkicht, ein zweites und drittes, coulissenartig in die Landschaft gestellt. Am Horizonte der schwarze Strich eines Kiefernwaldes. Sonst nichts als Rohr und Wiese und ein schmaler Gerstenstreifen dazwischen; ein Habichtpaar in Lüften, das im Spiel sich jagt; von Zeit zu Zeit ein Angler, der von seinem Boot oder einem halbverfallenen Steg aus die Schnur ins Wasser wirft. Wenig Menschen, noch weniger Geschichte. Selbst der Feind mied diese Stelle. Darum fehlen hier auch die Schlachtfelder auf viele Meilen hin. In einer alten Chronik heißt es: »Der Dreißigjährige Krieg kam nicht hieher, weil ihm die Gegend zu arm und abgelegen war.« Er wußte wohl, was er tat. Wie ein Feuer ohne Nahrung wär er in diesem See- und Spreegebiet erloschen.
    Der Grundzug der Wendei, wenigstens an dieser Stelle, ist Trauer und Einsamkeit.
    Um Mittag hatten wir die Südspitze des Zeuthener Sees erreicht; von fern her blickte der Königs-Wusterhausener Turm zu uns herüber. Dann fuhren wir in die Neumühler Schmalung ein, die den Zeuthener See mit dem Krüpel-See verbindet, endlich aus dieser Schmalung in den Krüpel-See selbst.
    Die Landschaftsbilder blieben dieselben und wechselten erst, als wir, bei Dorf Kablow, aus der bis dahin befahrenen Seenkette der Wendischen Spree in diese selbst gelangten. Nicht viel breiter als ein Torfgraben, zieht sie hier die Grenze zwischen dem teltowschen und dem beeskow-storkowschen Kreis, bis sie, nach einer Wegstrecke von kaum einer Meile, bei dem Dorfe Gussow abermals zu einem See sich breitet, dem Dolgen-See. Unsere Fahrt verlangsamte sich jetzt, da mittlerweile beinahe völlige Windstille eingetreten war; erst eine bei Sonnenuntergang aufspringende Brise führte uns glücklich über den See bis Dolgenbrodt.
    Es war völlig dunkel geworden, und nur der Schein weniger Lichter bezeichnete die Stelle, wo, hinter Bäumen und Rohrgehegen, das Dorf zu suchen sei. Wir selber warfen Anker inmitten dreier Torfkähne, die schon vor uns an diesem Platz ein Unterkommen gesucht hatten. Zugleich wurde die Sturmlaterne ausgehängt. Als ich mein Befremden über diese Vorsichtsmaßregel ausdrückte, zeigte Kapitän Backhusen auf eine dunkle sternlose Stelle am Horizont, die ihm Sturm

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